Böses Blut an der Burg Bucherbach

Köllerbach · Blutende Kopfverletzungen, viele Nickligkeiten, ein Platzverweis und eine Rudelbildung - im Derby zwischen den Sportfreunden Köllerbach und Röchling Völklingen ging es teilweise zu wie im Wilden Westen.

Köllerbach. Fingerbruch, Platzwunde, Tumulte, zehn Minuten Nachspielzeit, hitzige Debatten - in der zweiten Halbzeit war eine Menge los im Oberliga-Derby zwischen den Sportfreunden Köllerbach und Röchling Völklingen. Vor der Pause hatten 515 Zuschauer ein eher lahmes Derby gesehen. Völklingen war spielbestimmend, hatte unzählige Ballkontakte, während Köllerbach in dieser Phase höchstens durch Fouls auffiel.In der 34. Minute ging Völklingen 1:0 in Führung. Der Köllerbacher Carsten Mann hatte an der eigenen Eckfahne einen Ball abgelaufen, hätte die Kugel ins Toraus rollen lassen oder sie ins Aus schießen können. Doch er wählte die schwierigste Variante: einen Pass zu einem Mitspieler. Felix Florsch fing den Pass ab, bediente Claudio Meli, und der donnerte die Kugel unhaltbar aus 20 Metern ins Lattenkreuz. "Wir hatten eine Minute lang den Ball und kriegen ihn nicht weg. Das war zu einfach", haderte Köllerbachs Trainer Melori Bigvava.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit bekam Köllerbach besseren Zugriff. Die Einwechslung von Yannick Schneider für Edin Begic zahlte sich aus, und die Gastgeber kamen zu Chancen. Erste Aufregung in der 60. Minute, als Schneider Meli foulte, ihm dabei unabsichtlich auf die Hand trat und ihm einen Finger brach. Für alle ersichtlich, stand der Finger gruselerregend ab. Dennoch gab es dumme Zwischenrufe von Köllerbacher Zuschauern, die Meli Schauspielerei unterstellten. Meli musste ins Krankenhaus und wurde operiert.

Wenig später patzte die Köllerbacher Abwehr ein zweites Mal: Der Völklinger Holger Klein spielte vom eigenen Strafraum einen hohen Ball nach vorne, in den Lauf von Sammer Mozain. Der rannte der Köllerbacher Innenverteidigung weg und schoss unter Torwart Tobias Karrenbauer hindurch zum 2:0 ein (70.).

Was dann folgte, erinnerte eher an Wildwest denn an Fußball. Nach einem Freistoß von Demir Mizgin ging der Köllerbacher Pascal Olivier im Gästestrafraum zu Boden. "Idir Meridja hat mir mit Absicht den Ellenbogen ins Gesicht geschlagen", sagte Olivier hinterher. Schiedsrichter und Linienrichter sahen nichts, ließen weiterlaufen. Meridja raste zur Mittellinie, mähte Carsten Mann mit gestrecktem Bein um und spielte selbst den "toten Mann". Olivier kam angerannt, blutete stark aus einer Wunde über dem linken Auge, wollte Meridja an den Kragen. Spieler und Schiedsrichtergespann warfen sich dazwischen. Jetzt waren die Völklinger Zuschauer mit dummen Zwischenrufen ("Scheiß Verlierer") an der Reihe. Minutenlang war die Partie unterbrochen.

Olivier musste genäht werden, verließ den Platz, Schiedsrichter Sebastian Laux (Losheim) zeigte Meridja die Gelb-Rote Karte, obwohl Meridja noch gar kein Gelb gesehen hatte. Zu Köllerbachs Spielführer Peter Oswald sagte Laux: "Wenn Olivier den Platz nicht freiwillig verlassen hätte, hätte ich ihm auch Gelb-Rot gezeigt." Oswald selbst bekam wenig später nach einem Foul die Ampelkarte, so dass die Einheimischen das Spiel mit neun Mann beenden mussten, denn sie hatten ihr Auswechselkontingent schon ausgeschöpft, als Olivier den Platz verließ. "Wenn der Linienrichter das Foul an Pascal sieht, muss es Elfmeter für uns und Rote Karte für Meridja geben", schimpfte Bigvava.

Völklingens Trainer Werner Weiß sprach von einem verdienten Sieg. "Das war fußballerisch absolut überzeugend, wir haben gut gestanden und gut dagegen gehalten. Köllerbach hat doch nur getreten, deshalb haben sich die Emotionen hochgeschaukelt. Die Szene mit Meridja und Olivier habe ich nicht gesehen." Bigvava analysierte die Niederlage so: "Wir hatten das Spiel in der zweiten Halbzeit im Griff und kassieren dann durch so einen langen Ball das 2:0. Das darf einfach nicht passieren, zumal wir die ganze Woche darüber gesprochen haben." Zu den vielen Fouls meinte er: "Völklingen hat genau so viel gefoult wie wir." "Köllerbach hat doch nur getreten."

Röchlings Trainer Werner Weiß

"Völklingen hat genau so viel gefoult."

SF-Trainer Melori Bigvava

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