Bier und Würste für die Völkerverständigung
Püttlingen · Prost: Am Samstag, 5. September, gibt's im italienischen Bergdorf Fresagrandinaria wieder ein von Köllertalern organisiertes saarländisches Bierfest. Interessierte müssen ihre Anreise diesmal, anders als in Vorjahren, selbst organisieren.
Hans-Jürgen Albert ist ein waschechter Saarländer. Als einen "guten Schwenker" bezeichnen ihn seine Freunde . Und in seinem Haus in Püttlingen, so erzählt er beim Besuch in unserer Redaktion, lagern immer einige Fässer gut gekühltes saarländisches Bier . Und Albert ist weltoffen. Ukrainer, Italiener und Franzosen hätten schon bei ihm übernachtet, verrät der stämmige Püttlinger gut gelaunt.
Albert ist auch treibende Kraft hinter einem ungewöhnlichen und, man könnte sagen, einem fröhlichen Konzept der Völkerverständigung : die "Notte Bionde", zu Deutsch "Blonde Nacht" Fressagrandinaria, Püttlingens Partnergemeinde in den italienischen Abruzzen. Gemeinsam mit Freunden organisiert Albert mittlerweile im vierten Jahr ein saarländisches Bierfest in dem 1300 Kilometer entfernten Bergdorf. Am Samstag, 5. September, ist es wieder soweit, wie Albert berichtet. 100 Kilo rote und weiße Rostwürste wolle man in diesem Jahr mit zu den italienischen Freunden bringen. Außerdem wollen die Italiener mit saarländischen Gewürzen zum ersten Mal selbst Schwenkbraten vorbereiten.
Für Albert ist das Fest ein Herzensprojekt. Vor 32 Jahren sei er das erste Mal in dem 1000-Einwohner-Dorf in den Abruzzen gewesen. Seine Hochzeitsreise habe er dort verbracht und mehr als ein Dutzend Herrentouren. Albert könnte stundenlang Anekdoten seiner saarländisch-italienischen Freundschaften erzählen. Etwa von der Fußballmannschaft des italienischen Dorfes, die er mit 200 Litern Bier in Püttlingen empfangen habe. Oder davon, dass bei der ersten Ausgabe des Bierfestes im Jahr 2012 bereits schon nach sechs Stunden das Bier alle war. Der Dorfpfarrer habe ihn am Folgetag mit einer wütenden Predigt aus dem Schlaf gerissen.
Bei Albert, so scheint es, geht Völkerverständigung durch den Magen. Doch nicht nur. Obwohl er und seine Freunde noch immer einen Dolmetscher brauchen, verstehe er die Italiener mittlerweile auch ohne viel Worte.
Sein Engagement und das seiner Freunde vereint allerdings nicht nur Deutsche mit Italienern. Erstmals, so erzählt er, seien auf der italienischen Seite zwei politische Lager bei der Organisation des Festes dabei, die sich sonst eigentlich nicht so grün sind.
Auch Musik verbindet
Auch der Völklinger Jörg Schommer reist mit zwei weiteren Freunden nach zweijähriger Abstinenz wieder an. Gemeinsam werden sie mit Stimmungsmusik und Lederhosen für die Unterhaltung der Gäste sorgen. "Musik macht Spaß und verbindet", lautet Schommers Beitrag zum Thema Völkerfreundschaft.
Leider hat es zwischen Beteiligten, die sich früher gemeinsam für das Fest engagierten, Unstimmigkeiten gegeben. Erstmals wird das Fest deshalb nicht vom Verein "Social Events Saar" organisiert, der jedoch eigene Aktivitäten plant. So wird es in diesem Jahr, anders als in den Vorjahren, auch keinen organisierten Reisebus geben. Interessierte müssen also selbst anreisen. Laut "Navi" wären das so etwa zwölf Stunden mit dem Auto - also ein Klacks, wenn man ein Bier unter Freunden trinken möchte.
Infos: Hans-Jürgen Albert, Tel. (0 68 06) 92 25 28.