Bei Streit greift er ein und durch

Püttlingen · Jonas Müller ist gern gesehener Gast in der Kita Bengesen in der Püttlinger Lindenstraße. Nach einem Praktikum ist der 14-Jährige in der Kita „hängengeblieben“. Die Beschäftigung mit Kindern macht ihm Freude.

 Nach einem Praktikum besucht Jonas Müller regelmäßig „seine“ Kinder in der Kita Bengesen in Püttlingen. Foto: Becker & Bredel

Nach einem Praktikum besucht Jonas Müller regelmäßig „seine“ Kinder in der Kita Bengesen in Püttlingen. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Das Paritätische Bildungswerk hat im vorigen Jahr 27 Jungen aus vier Gemeinschafts- und Realschulen dazu gebracht, ein Praktikum in einem Kindergarten zu machen. Schulen aus Völklingen, Püttlingen, vom Saarbrücker Ludwigsberg und aus dem Rastbachtal beteiligten sich, 17 hielten durch und bekamen ein Zertifikat als "Engagierte Jungs" (wie berichteten). Ein Schüler hatte da schon weit mehr Stunden abgeleistet als alle anderen und ist nach Ende des Projekts seiner Kindertagesstätte treu gebieben: Jonas Müller (14) besucht jeden Freitag "seine" Kinder in der Kita Bengesen in der Püttlinger Lindenstraße - bis heute. Wir haben ihn besucht.

Jonas sitzt zwischen den Kindern, er ist der "große Jonas", sie schauen zu ihm auf, ja, er ist der King. "Er ist ein Junge, die Kinder lieben ihn", sagt Kitaleiterin Kerstin Kreutzer.

Der erste Praktikant, den das Bildungswerk ihr vermittelt hatte, hielt nicht durch. Dann kam Jonas. Mehr als 120 Stunden leistete er 2014 in der Kita ab, heute kommt er noch immer jede Woche vorbei. "Ich spiele, ich räume den Kindern hinterher, ich werde aber auch angesprochen, wenn es Ärger gibt. Wenn sie sich gehauen haben oder sich Spielzeug wegnehmen, dann kommen sie zu mir, und ich versuche das dann auf ruhige Art zu klären", sagt Jonas abgeklärt. Der Schüler der Püttlinger Peter-Wust-Schule ist in seinem Praktikum "hängengeblieben".

Der Job in der Kita macht ihm richtig Freude. "Ja, ich würde gern Erzieher werden, weil es da auch viel zu wenige Männer gibt", sagt er, und Kerstin Kreutzer nickt zustimmend. Sie findet das Projekt des Bildungswerks, gezielt Jungen mit ihrem Berufsfeld in Kontakt zu bringen, sehr gut. Denn der Erziehungsberuf sei von Frauen dominiert, und ein angemessener Anteil an Männern in den Kindereinrichtungen sei wünschenswert. Insofern verfolge das Bildungswerk auch den richtigen Ansatz, indem es frühzeitig Brücken baut.

Bei Jonas hat dieses Engagement ins Schwarze getroffen. Die Aktion war nur leider auf das Jahr 2014 begrenzt, sagt Yannick Coutret von der Fachstelle Jugendarbeit des Paritätischen Bildungswerks. Die Aktion Sternenregen habe die Mittel zur Verfügung gestellt, nun sei das aber ausgelaufen und das Bildungswerk auf der Suche nach einem Sponsor.

Denn die Aktion sei gut angekommen, nachfolgende Jahrgänge hätten sich bereits erkundigt, ob sie auch so ein Praktikum machen könnten.

Hier hofft das Bildungswerk noch auf eine Lösung. Unterdessen kommt Jonas weiterhin wöchentlich in die Kita und spielt mit den ganz Kleinen. "Wenn es Streit gibt, greife ich auch mal zu Ordnungsmaßnahmen, dann schicke ich den Störer zu einer kleinen Auszeit auf den Stuhl." Denn der "Große Jonas" ist eine Autorität in der Gruppe und soll es auch sein. Die Kita-Chefin freut's: "Wir finden das hier alle super."

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