Bahnhof mit gastlichem Flair

Püttlingen. Seit genau hundert Jahren gehen die Menschen in Püttlingen in einem Gebäude stetig ein und aus - nur die Gründe dafür haben sich in den vergangenen zehn Jahrzehnten deutlich geändert. Die Rede ist vom Püttlinger Bahnhof, der im Jahr seiner Fertigstellung 1910 natürlich vor allem von Reisenden frequentiert wurde

Püttlingen. Seit genau hundert Jahren gehen die Menschen in Püttlingen in einem Gebäude stetig ein und aus - nur die Gründe dafür haben sich in den vergangenen zehn Jahrzehnten deutlich geändert. Die Rede ist vom Püttlinger Bahnhof, der im Jahr seiner Fertigstellung 1910 natürlich vor allem von Reisenden frequentiert wurde. Lange blieben die Besucher damals nicht in dem muffigen, rußigen Gebäude. Heutzutage sieht das ganz anders aus. Der Bahnhof ist liebevoll restauriert worden, und die Gäste, die kommen, wollen nicht gleich wieder weg, sondern im Bahnhof verweilen. Sei es, um im Restaurant in der ehemaligen Schalterhalle zu dinieren oder um im Sommer auf den alten Bahnsteigen der Live-Musik zu lauschen.Aber damals wie heute kamen die Menschen, um den Bahnhof irgendwie zu nutzen. Das war anders, als zum "Europäischen Tag des offenen Denkmals" über ein Dutzend Menschen zusammenfanden, um in einer Führung mehr über das historische Gebäude zu erfahren. "Kultur in Bewegung - Reisen, Handel, Verkehr" lautete dann auch das Motto, unter dem der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr stand. Clemens Sebastian, Vorsitzender des Kulturforums Köllertal, führte die Besucher durch die alten Gemäuer, unter anderem Regionalverbandsdirektor Peter Gillo und in Vertretung des Bürgermeisters die Beigeordnete Kerstin Bremm.Anders als beim Bahnhof Heusweiler etwa, der im Wesentlichen baugleich mit dem Püttlinger ist, blieb in der Köllertalstadt die Stückguthalle erhalten. "Hier konnten wir sogar verschiedene Beschilderungen wiederherstellen", schilderte Sebastian seinen Zuhörern den Grad der Restaurierung. So prangt an einer Seitenwand der Schriftzug "Bürgermeisteramt", wo früher die Lieferungen für die Verwaltung abgestellt wurden.Danach ging es in die Schalterhalle, wo heute ein Restaurant seine Gäste empfängt. An einer Wand hängt ein vergilbter Fahrplan, darüber zeigt eine nachempfundene Bahnhofsuhr die Zeit an. Im Stockwerk darüber wurde die Wohnung des Bahnhofsvorstehers besichtigt, "der früher neben dem Bürgermeister und dem Pfarrer ein außerordentlich angesehener Mann war", so Sebastian. Bei den Restaurierungsarbeiten in den neunziger Jahren erlebte man hier eine Überraschung: "Da war ein Raum in den Plänen viel länger eingezeichnet, als er in Wirklichkeit war. Nachdem man eine Wand durchbrochen hatte, trat ein alter, vergessener Raum zu Tage, in dem seit Jahrzehnten keiner mehr gewesen war." Neben alten Bahnformularen auf dem Boden fand sich hier auch ein Fenster, das noch im Originalzustand war. Ein Glücksfall für die Restaurateure, die so die übrigen, baufälligen Fenster genau dem Original nachempfinden konnten.

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