Auf dem Skateboard ins Mittelalter

Köllerbach · Ein herrlich lustig Leben? Das war sicher nicht der Alltag unserer Vorfahren. Beim Mittelaltermarkt in der Burg Bucherbach gefiel unterdessen die pralle Pracht galanter Menschen, ritterlicher Recken und des fahrenden Volkes. Organisiert wurde das Ganze vom Verein „Die Tafelrunde“ mit Sitz in Völklingen.

An drei Pfingsttagen, beim Mittelaltermarkt, gab's einen markanten Zeitsprung vom dritten Jahrtausend in die Zeit zwischen 500 und 1500 nach Christus. Möglichst authentisch wollen die Teilnehmer in und um die Burg Bucherbach wirken - als Kreuzritter, Sarazenen oder feiste Kirchenfürsten, als Bauern, Spielleute, Magier, Gaukler oder Hausmägde.

Ein alter Bärtiger kaut auf seiner Wildschwein-Wurst. In Leder gewandet, schnitzt ein Handwerker mit Schweifhobel und Ziehklinge an einem Holzstab - hier entsteht ein Bogen. Etwas weiter zeigen "Jan das Schaf und seine Spinner", wie Wolle zu Kleidung wird. Krummhörner, Schalmeien, Drehleiern, Dudelsäcke und diverse weitere Instrumente klingen, ungewohnt für unsere Ohren, aber schön.

Der Kanadier-Uhu Gino, zudem ein Sperlingskauz aus Südamerika und ein Gerfalk aus Grönland - der größte Vertreter der Jagdfalken - beeindrucken durch mächtige Krallen und Schnäbel, ihr Falkner Josef Rino ist mit einem speziellen Lederhandschuh bestens geschützt.

Der Schmied Bernd Schaumburger ("Die Schaumburgers sind ein uraltes Geschlecht") brät sich auf seiner Esse … vielleicht ein Omelett? "Nee, einen Apfelpfannkuchen. - Die Arbeit macht hungrig." Im Badehaus geht es gesittet zu - jedenfalls heutzutage: "Badehäuser waren im wirklichen Mittelalter ein Ort der Sünde", weiß Besucher Edgar Schillo.

Edle Stoffe, zum Selbstnähen oder bereits geschneidert, werden verkauft, keltisches Geschmeide ebenso. "Spezereyen", also Gewürze finden ihre Käufer, ebenso gehaltvoller Met oder Bärenfang-Likör vom Zeidler, wie man im Mittelalter den Imker nannte. Kinder reiten auf Ponys und werfen Ringe auf Ziele im Boden. Eltern üben sich im Bogenschuss, Armbrust-Bolzen finden die Zielscheibe - oder halt nicht.

Der Schausteller am handbetriebenen Kettenkarussell bringt seine stromlose Maschine mit zehn Kindern in den rechten Schwung, allein mit seiner Muskelkraft an der Handkurbel. Und er hat sogar noch Luft genug, um dabei laut zu schreien: "Unglaublich, aber wahr! Die Königin besucht unser Karussell."

Aus der späten Stauferzeit, um 1240, stammen die Vorlagen zu den nachgebauten Rüstungen, die man auf dem Mittelaltermarkt bewundern kann.

Hier und da werden auf dem Markt aber doch kleine Zugeständnisse an die Jetztzeit gemacht, etwa in Form eines Stubbis, dessen Inhalt durch die Kehle rinnt, oder bei dem mittelalterlich gewandeten Nachwuchs, der mit Inlinern und Skateboard durchs Gelände fährt, oder auch beim Papa, der auf dem Smartphone nachliest, wer denn nun aus der Fußballbundesliga abgestiegen ist und wer nicht. Am Ende bleibt der Mittelaltermarkt 2015 im stimmigen Ambiente der Köllerbacher Burganlage auch vom Regen verschont.

Mehr zum Thema auf der Internetseite des Veranstalters "Die Tafelrunde - Verein für lebendiges Mittelalter und Live-Rollenspiel" aus Völklingen.

die-tafelrunde.net

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