60 Jahre SR Als der Bischof mit Schnaps vorbeikam

Püttlingen · Drei ehemalige SR-Mitarbeiter stellen das Jubiläumsbuch „Fundstücke – Aus 60 Jahren Saarländischer Rundfunk“ vor.

 Klaus Peter Weber, Otto Deppe, Axel Buchholz und Florian Brunner stellten in Püttlingen gemeinsam das Jubliläumsbuch zur SR-Geschichte vor.

Klaus Peter Weber, Otto Deppe, Axel Buchholz und Florian Brunner stellten in Püttlingen gemeinsam das Jubliläumsbuch zur SR-Geschichte vor.

Foto: Iris Maria Maurer

„Kurz halten wollen wir uns heute Abend nicht.“ Das machte der ehemalige SR-Chefredakteur, Axel Buchholz, gleich zu Anfang klar. Am Donnerstag stellte er in der Buchhandlung Balzert-Stein in Püttlingen gemeinsam mit dem früheren SR-Kameramann Klaus Peter Weber und dem ehemaligen SR-Reiseredakteur, Otto Deppe, das neue Buch „Fundstücke – aus 60 Jahren Saarländischer Rundfunk“ vor. Das Jubiläumsbuch, dessen Herausgeber Buchholz und Intendant Thomas Kleist sind, enthält witzige, kostbare und teils persönliche Anekdoten aus 60 Jahren SR-Geschichte. 40 zumeist ehemalige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verfassten die Beiträge.

 Gleich zu Anfang verkündet Deppe scherzhaft „der billigste Mitarbeiter der Chefredaktion“ gewesen zu sein. Ein Raunen geht durch das Publikum. In der Buchhandlung haben sich auch zahlreiche ehemalige SR-Mitarbeiter eingefunden, und die halten Deppes Aussage für „diskussionswürdig“. Man hat fast das Gefühl, einem Jahrgangstreffen beizuwohnen. Wenn die drei Redner ihre Lieblingsanekdoten aus 60 Jahren SR erzählen, gibt es immer wieder Zwischenrufe, die die jeweilige Geschichte um weitere Details ergänzen. Jeder hat etwas beizutragen. Gemeinsam erinnert man sich an vergangene Zeiten, als Filme noch produziert wurden, ohne einen einzigen Anruf zu tätigen. Als es noch stündlich Suchmeldungen im Radio gab. Wenn etwas schieflief, war immer das Kopierwerk, das Filmlabor, schuld. Andererseits war man manchmal froh, wenn das Kopierwerk eine schlechte Aufnahme aus Versehen „verkochte“ und somit zerstörte. Probleme, die es im digitalen Zeitalter  nicht mehr gibt.

Der Geschichtenabend fördert auch das eine oder andere pikante Detail zutage. Etwa, dass Herrmann Trittelvitz beim Herabfahren vom Halberg unter Alkoholeinfluss vom Weg abgekommen sei und dabei eine jahrelang sichtbare Schneise hinterlassen habe, die man dann Trittelvitz-Allee getauft habe. Oder aber, dass Rita Sexauer eigentlich das Musikprogramm für die Sendung „Hallo Twen“ zusammengestellt habe, mit der ihr Mann, Manfred, so erfolgreich wurde. Man erinnert sich allerdings auch an Menschen, deren Karrieren ihren Anfang beim SR genommen haben. So zum Beispiel Peter Scholl-Latour, der das Radiomachen beim SR lernte und später zum Afrika-Korrespondenten sämtlicher ARD-Sender wurde. Oder Martin Ganslmeier, der zwölf Jahre als Reporter, Moderator und Redakteur beim SR arbeitete und heute Leiter des ARD-Hörfunkstudios in Washington ist.

Axel Buchholz fällt es zunächst schwer sich auf seine Lieblingsanekdote festzulegen, doch nach längerem Nachdenken fängt er an zu schmunzeln und legt los: 1955 fuhr Chefredakteur Wilhelm Diederich nach Trier zu Bischof Matthias Wehr, um dessen Stellungnahme zum Ausgang der Saarwahl aufzunehmen. Auch der Fahrer durfte den Bischof kennenlernen, und nachdem die Aufnahmen beendet waren, bot dieser einen Schnaps an. Allerdings wusste der Fahrer nicht, wie man einem Bischof zuprostet und behalf sich mit den Worten „Halleluja, Herr Bischof“. Beim SR-Antrittsbesuch 1981 prostete der damalige SR-Personalratschef, Friedrich Hatzenbühler, dem neuen Bischof Herrman Spital ebenfalls mit „Halleluja, Herr Bischof“ zu. Spital eröffnete daraufhin amüsiert, dass dies mittlerweile ein „historisches Zitat“ sei. „Journalisten sind nicht einfach, und wenn sie alt werden, werden sie nicht einfacher.“ So beendet Buchholz den Abend. Und wenn sie das wären, gäbe es mit Sicherheit nicht so zahlreiche erzählenswerte Geschichten.

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