Alles andere als schulfrei „Fühlt sich an wie Ferien aus falschem Grund“

Köllertal · Schülerinnen und Schüler im Köllertal vermissen ihre Freunde. – „Schule zu Hause“ ist alles andere als schulfrei.

 Hannah Greis vermisst ihre Klassenkameraden sehr, die Schule weniger.

Hannah Greis vermisst ihre Klassenkameraden sehr, die Schule weniger.

Foto: Monika Jungdfleisch

Seit 16. März sind im Saarland die Schulen wegen der Corona-Krise geschlossen. Im Köllertal somit je drei Grundschul-Standorte in Riegelsberg, Püttlingen und Heusweiler sowie jeweils eine Gemeinschaftsschule. Wie gehen Schüler und Eltern damit um?

Hannah Greis aus Riegelsberg ist richtig traurig, dass sie ihre Mitschülerinnen nicht mehr sieht. „Das finde ich so schade! Aber ... dass Französisch ausfällt, finde ich gut“, sagt die Achtjährige spitzbübisch. „Schlimm ist es auch, dass ich nicht zur Oma darf, weil wir sie ja schützen müssen. Aber Mama macht Homeoffice und Papa ist in freiwilliger Quarantäne. Da kann ich daheim bleiben und in meinem Zimmer meine Deutsch- und Matheaufgaben machen. Meine Mama druckt mir den Wochenplan aus, und wenn ich noch besonders viel Lust auf Schule habe, dann schaue ich mir die Schul-App ‚Anton’ an. – Die finde ich gut.“ Nachmittags fährt Hanna mit Inlinern, tanzt zu Online-Zumba-Videos oder hat über Skype Kontakt mit Freundinnen.

Martha Ziegler aus Köllerbach findet es überhaupt nicht lustig, dass die Schule so lange ausfällt: „Zuhause lernen macht keinen Spaß. Ich vermisse meine Freundinnen. Das fühlt sich an wie Ferien aus dem falschen Grund“, sagt die Neunjährige und schildert: „Meine Hausaufgaben kommen per E-Mail. Wenn ich den Wochenplan abgearbeitet habe, schicke ich zur Kontrolle alles zu meiner Lehrerin.“ Und wie funktioniert der Kontakt zu den Freunden? „Über Whats-App. Ansonsten bin ich froh, dass Mama zu Hause arbeitet und nachmittags mit mir spazieren geht oder mit mir spielt. Papa arbeitet auf dem Feld und kümmert sich um die Getreideernte. Zum Glück habe ich ein großes Spielzimmer im Keller, da kann ich malen.“

Weniger entspannt sieht die Situation bei einer Familie aus Köllerbach aus. Der 13-jährige Sohn besucht die 7. Klasse der Peter-Wust-Gemeinschaftsschule und braucht als Förderkind eine besondere Unterstützung. Die ist nun sowohl schulischerseits als auch innerhalb der Familie weggefallen. „Natürlich weiß ich, dass von den Lehrern zur Zeit viel abverlangt wird, aber auch von uns Eltern,“ sagt die Mutter und berichtet: „Pro Fach werden uns jede Woche bis zu zehn Arbeitsblätter zugemailt, ich muss alles ausdrucken, sie wieder einscannen, wenn mein Sohn sie bearbeitet hat, und dann an jeden Lehrer zurückmailen. Das kostet sehr viel Zeit. Und Rücksicht auf die individuelle Lernfähigkeit wird nicht genommen.“ Das schlägt auch dem Jungen aufs Gemüt: „Anfangs fand ich es ja toll, nicht mehr in die Schule gehen zu müssen.“ Doch mittlerweile komme er mit dem Arbeitsdruck nicht mehr zurecht: „Wir bekommen so viel auf, auch neue Sachen“ – die noch nicht im Unterricht besprochen wurden – „das macht mich ganz wirr.“ Etwas Gutes kann der Köllerbacher der Zeit ohne Unterricht vor Ort in der Schule trotzdem abgewinnen: „Ich kann Pausen machen, wie ich es will“, das Arbeitspensum selbst einteilen und insgesamt „haben wir weniger Fächer“. Schlimm findet es der 13-Jährige, auf seine Klassenkameraden verzichten zu müssen. Aber damit ist er ja nicht alleine.

 Martha Ziegler vertreibt sich die Zeit gerne mit Malen.

Martha Ziegler vertreibt sich die Zeit gerne mit Malen.

Foto: Monika Jungfleisch

Auch Alexander Arendt aus Heusweiler fehlen die Klassen- und Spielkameraden am meisten: „Ich bin nachmittags zwar viel draußen und spiele mit meinem kleinen Bruder. Trotzdem vermisse ich meine Klassenkameraden sehr, die Schule eher weniger.“ Die Hausaufgaben erledigt er vormittags, „das ist weniger als sonst. Ich muss nur Deutsch, Mathe, Englisch und Naturwissenschaften machen“, sagt der Zwölfjährige, „das kann ich alles gut bewältigen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort