"Alle Jahre wieder"

Köllertal. An Weihnachten singen wir "Alle Jahre wieder" und feiern dieses Fest. Es hat eine lange Tradition, wie bereits 354 in einem historischen Sammelwerk in Rom erwähnt ist. Und der große Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus berichtet in einer Predigt anno 386, man feiere dort seit zehn Jahren dieses Fest. Weihnachten ist im Vergleich zu Ostern eher ein junges Fest, aber im Blick auf unsere Zeit doch mit einer langen Tradition versehen.Bei uns gehört der Tannenbaum dazu. Unlängst sah ich ein Bild von Luther samt Familie unter dem Tannenbaum. Das geht allerdings nicht, denn der Tannenbaum ist 1621, also lange nach Luther, erstmals bezeugt. Seinen Siegeszug in deutschen Wohnzimmern trat er an, nachdem Wilhelm I. im Krieg 1870/71 in den Soldatenunterständen hatte Bäume aufstellen lassen. Vorher gab es Bäume nur in Kirchen - und seit ungefähr 1800 bei den "feinen Leuten".

 Pfarrer Professor Dr. Joachim Conrad entzündet eine Kerze am Adventskranz in der evangelischen Martinskirche in Köllerbach. Foto: Fred Kiefer

Pfarrer Professor Dr. Joachim Conrad entzündet eine Kerze am Adventskranz in der evangelischen Martinskirche in Köllerbach. Foto: Fred Kiefer

Köllertal. An Weihnachten singen wir "Alle Jahre wieder" und feiern dieses Fest. Es hat eine lange Tradition, wie bereits 354 in einem historischen Sammelwerk in Rom erwähnt ist. Und der große Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus berichtet in einer Predigt anno 386, man feiere dort seit zehn Jahren dieses Fest. Weihnachten ist im Vergleich zu Ostern eher ein junges Fest, aber im Blick auf unsere Zeit doch mit einer langen Tradition versehen.Bei uns gehört der Tannenbaum dazu. Unlängst sah ich ein Bild von Luther samt Familie unter dem Tannenbaum. Das geht allerdings nicht, denn der Tannenbaum ist 1621, also lange nach Luther, erstmals bezeugt. Seinen Siegeszug in deutschen Wohnzimmern trat er an, nachdem Wilhelm I. im Krieg 1870/71 in den Soldatenunterständen hatte Bäume aufstellen lassen. Vorher gab es Bäume nur in Kirchen - und seit ungefähr 1800 bei den "feinen Leuten".

Jesus ist nicht am 25. Dezember geboren, das weiß jeder, der es wissen will. Aber weil der heidnische Kaiser Marc Aurel durch ein Dekret 274 den unbesiegbaren Sonnengott an diesem Tag verehrte, kamen die Christen auf die Idee, zeitgleich die Geburt Jesu zu bedenken. Denn nach christlichem Verständnis ist Jesus die Sonne; deswegen sind auch alle alten Kirchen nach Osten ausgerichtet, um in der aufgehenden Sonne Christus die "Sonne der Gerechtigkeit" zu begrüßen. Wer die Geburt Jesu feiert, feiert die Zuwendung Gottes zu den Menschen. Das ist der Grund, warum das Weihnachtsfest als "Fest der Liebe" begangen wird. Das Weihnachtsfest ist kein "historisches" Fest, ist also nicht nach hinten orientiert, sondern stets nach vorne, stets dem Menschen zu. Menschen bezeugen sich die Liebe Gottes, in dem sie einander beschenken.

Für mich persönlich ist das schönste Geschenk die "Heilig-Abend-Aktion" in Saarbrücken, wo sich Ehrenamtliche darum kümmern, dass Nichtsesshafte und Menschen am Rand der Gesellschaft etwas spüren dürfen von der Liebe Gottes.

Die Gottesdienste sind immer noch voll im Köllertal. Und ich freue mich auch auf die, die ich sonst nicht sehe. Auch wenn manche Menschen nur einmal im Jahr den Weg in die Kirche finden, gehören sie doch zur Gemeinde. Ich freue mich, meine ehemaligen Konfirmanden zu sehen, manche schon mit den eigenen Kindern. Ihnen allen das Wort von der Liebe Gottes zu sagen, macht das Weihnachtsfest aus.

Für mich ist der Heilige Abend ein Gang von Kirche zu Kirche. Einen eigenen Heiligen Abend habe ich seit Jahren nicht; ich kenne auch kein "Weihnachtsessen". Dafür fehlt die Zeit. Aber zur Mette nach Mitternacht kommen traditionell einige junge Erwachsene auf ein Glas Wein ins Pfarrhaus. Die Gespräche und das Miteinander ist auch eine Art, Weihnachten zu feiern.

Die Weihnachtsbräuche haben sich geändert. Das fing schon mit Luther an. Er, der nachweislich noch 1537 seine Angestellten an St. Nikolaus beschenkte, meinte eines Tages, "der heilige Christ" bringe an Weihnachten die Geschenke. Nicht nur, dass er das Christkind damit erfunden hat, nein, er ist auch verantwortlich fürs Schenken. Wenn damals schon alles im Umbruch war, warum nicht auch heute. Ich kann die bürgerliche Weihnacht der Gründerzeit nicht als Allheilmittel festschreiben. Mögen die Familien getrost heute anders feiern.

Hintergrund

Professor Dr. Joachim Conrad ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kölln. Diese umfasst Püttlingen (ohne Ritterstraße), Köllerbach und Walpershofen. Sie hat drei Predigtstellen, die jeden Sonntag bedient werden. Rund 3000 Gemeindeglieder gehören dazu. Conrad ist seit über 25 Jahren in der Gemeinde tätig. aki

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