Hochschule für Musik Saar Produktives Labor bringt neue Klangwelten hervor

Saarbrücken · Kompositionsstudenten der Hochschule für Musik erschaffen Herausforderndes. Nach drei Probetagen ist Aufführung.

(sedi) Professor Arnulf Herrmann möchte die Reihe „Labor: Neue Musik“ im Jahresprogramm der Hochschule für Musik etablieren. Die Studenten seiner Kompositionsklasse sollen für ein auf Neue Musik spezialisiertes Ensemble Stücke schreiben. Aufführung ist nach drei Probetagen.

Am Freitag war dass Abschlusskonzert mit dem Berliner „Ensemble Adapter“, verstärkt durch Caleb Salgado am Kontrabass, Antonis Aissegos an den Tasteninstrumenten und mit der HfM-Studentin Sára Sallai am Cello. Aufgeführt wurden fünf kurze Kompositionen von Studenten aus Herrmanns Kompositionsklasse, außerdem das längere Werk „Music for Japan“ der Amerikanerin Bunita Marcus. „Die Dirigenten können mit den Komponisten reden, die Instrumentalisten geben ihre Erfahrung weiter, das ist die Grundidee“, sagte Herrmann zur Einführung. Über allem stehe aber der Begriff des Labors, das zeige sich in der Einbindung des elektronischen Studios eSpace der HfM unter der Leitung von Gary Berger.

Einmalig in Deutschland sei der Studiengang Ensemble-Leitung Neue Musik bei Professor Manuel Nawri. Die Studentin Ni Fan, selbst schon Professorin für Schlagzeug in China, dirigierte das Saarbrücker Konzert. Tags darauf, beim gleichen Konzert in Esslingen, übernahm Tom Fetherstonhaugh von der Royal Academy of Music in London diesen Part. Beide Hochschulen kooperieren in diesem Studiengang.

Das Konzert begann mit Jakob Raabs Stück „diamonds are forever“, das keine Ähnlichkeit mit dem James-Bond-Song aufwies. Stattdessen schuf der Komponist eine interessante Klanglandschaft aus akustischen und elektronischen Tonerzeugern.

Kompositionsstudentin Olivia Artner hatte in ihr Stück „Dein Herz geht ein Stück zu schnell“ Klänge des Cimbaloms eingebaut, einer Art Zither aus Artners Heimat Österreich. Außerdem steuerten drei Partylautsprecher am Bühnenrand Pieptöne bei.

Das Brunita-Marcus-Stück stellte vor allem Ni Fan vor eine große Herausforderung: Der stetige Wechsel von Pause und Klang sei in der Länge genau durchkomponiert, also schwer zu dirigieren, erklärte Arnulf Herrmann. Die junge Koreanerin Heesoo Jun verwendete in ihrer aufregenden Komposition „Ringwanderung“ teilweise konventionelle Rhythmen, dazu Pust- und Zerreißgeräusche. Aus Korea kommt auch Studentin Jieun Jeong, die in „8 Beine auf der Wippe“ Instrumental- sowie menschliche Geräusche, etwa Zischen und Stöhnen einsetzte. Gunnhildur Einarsdóttir traktierte dabei ihre Harfe mit Pferdehaar und Alufolie.

Zum Abschluss erklang das Stück „Flying Sculptures“ der Chinesin Tingting Pang, die von einer Lichtshow mit Drohnen inspiriert wurde. Hier erinnerte das Glissando der Harfe an traditionelle asiatische Musik, dazu gesellten sich lange Streichertöne sowie das Marimbaphon. Am Ende applaudierten die etwa 70 Zuhörer lange, vor allem für das hervorragende Dirigat von Ni Fan.