Saarbrücken Synagogen-Vorplatz wird 2020 zum Gedenk-Ort

Saarbrücken · Die Namen der von den Nazis ermordeten saarländischen Juden sind ab 2020 auf einem Gedenk-Kunstwerk vor der Saarbrücker Synagoge zu lesen.

 Vor der Saarbrücker Synagoge soll nächstes Jahr die Edelstahlskulptur mit den Namen der ermordeten saarländischen Juden stehen.

Vor der Saarbrücker Synagoge soll nächstes Jahr die Edelstahlskulptur mit den Namen der ermordeten saarländischen Juden stehen.

Foto: BeckerBredel

Sechs Jahre ist es her, da wurde der Rabbiner-Rülf-Platz als Gedenkort für die ermordeten Saarbrücker Juden geschaffen. Er war jedoch in den Augen von Richard Bermann, dem Vorsitzenden der Synagogengemeinde Saar, unvollständig: „Die namentliche Bennennung von Opfern hat eine sehr hohe Bedeutung in unserer Religion“, sagt der 78-jährige.

Trotzdem fand der Stadtrat damals, dass der Platz überladen wäre, wenn dort noch die Namen der fast 2000 deportierten Juden untergebracht würden. Die Stadt suchte also eine andere Lösung und schrieb einen Künstlerwettbewerb für eine Gedenkstätte aus. Sie soll alle Namen enthalten und direkt vor der Synagoge stehen.

98 Entwürfe lagen vor. Und nun steht fest, wie Saarbrücken dort an die ermordeten jüdischen Saarländer erinnern soll. Ein Laserstrahl fräst ihre Namen und Geburtsdaten in eine Skulptur aus Edelstahl.

Diese Skulptur, eine mehrfach geschwungene Figur, soll begehbar sein. Der Entwurf stammt von der Berliner Gruppe „Mannstein + Vill“.

Eine 14-köpfige Fachjury kürte die Sieger. Wegen der vielen Teilnehmer hatte die Preisrichter deutlich mehr Arbeit als gedacht. „Wir hatten nur mit 30 bis 40 Entwürfen gerechnet, aber so kann es kommen, wenn man einen offenen Wettbewerb ausschreibt“, sagt Wolfgang Lorch, der den Vorsitz der Jury übernahm. Der Architektur-Professor hat beispielsweise mit seinem Architekturbüro die Synagoge in Dresden entworfen und am Frankfurter Börneplatz eine Gedenkstätte für ermordete Juden konzipiert. Erst vor Kurzem hatten Lorch und seine Kollegin Andrea Wandel für ihr Wirken den hessischen Kulturpreis 2019 erhalten.

Als Juryvorsitzender ist Wolfgang Lorch sehr zufrieden mit dem Sieger-Entwurf für Saarbrücken. Überzeugend an der Skulptur findet er, dass sie den Vorplatz der Synagoge nicht „monumental“ einnehme sondern „ein fragiles Element im öffentlichen Raum“ darstelle.

Der Saarbrücker Kulturdezernent Thomas Brück, der auch Mitglied der Jury war, ergänzt: „Die künstlerische Interpretation kommt ohne Pathos aus und zollt der Synagoge auf künstlerische Weise den gebotenen Respekt.“

Innerhalb der Jury gab es aber auch sehr klare Ausschlusskriterien, was nicht vor die Synagoge sollte. Richard Berman missfiel, dass viele Künstler eine hohe Wand mit den Opfernamen vor dem Gebäude entworfen hatten. „Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden, denn das hätte ich als Trennung zwischen Gemeinde und der restlichen Bevölkerung empfunden.“ Mit dem Sieger­entwurf ist auch Berman zufrieden.

Letztlich lässt sich nur ein Entwurf auf dem Synagogenvorplatz verwirklichen, doch auch Künstler, die die weiteren Plätze belegen, erhalten Preisgelder. Aus regionaler Sicht besonders hervorzuheben sind Ulrike Baer, Stefan Ochs und Dirk Rausch. Die drei Saarbrücker kamen auf den mit 5000 Euro dotierten dritten Platz. Insgesamt kostete der Wettbewerb 400 000 Euro, die sich Stadt und Land teilten.

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