Kriminalität Großeinsatz gegen Taschendiebe läuft an

Saarbrücken · Die Aktion „Sicherer Weihnachtseinkauf“ hat begonnen. Denn noch verharren die Diebstahlszahlen in der Innenstadt auf dem Vorjahresniveau. Und sie sollen im Advent auf keinen Fall steigen.

 Die Polizeibeamten Patrick Rubeck (links) und Michael Gottesleben von der Kontaktpolizei in der Karcherstraße werden auch in diesem Jahr oft zwischen den Buden des Christkindl-Marktes Präsenz zeigen. Die Aufnahme entstand während einer Streife im vergangenen Jahr.

Die Polizeibeamten Patrick Rubeck (links) und Michael Gottesleben von der Kontaktpolizei in der Karcherstraße werden auch in diesem Jahr oft zwischen den Buden des Christkindl-Marktes Präsenz zeigen. Die Aufnahme entstand während einer Streife im vergangenen Jahr.

Foto: BeckerBredel

287, 374, 377: Drei Daten stehen für Angst, Wut und Hilflosigkeit. Dahinter verbirgt sich die Zahl der Taschendiebstähle in den Jahren 2016, 2017 und 2018, jeweils verübt in St. Johann zwischen dem 1. Januar und dem 30. September. In den Wochen danach, vor allem im Advent, ist immer noch mit einem deutlichen Anstieg bei der Zahl dieser Delikte zu rechnen.

Die Polizei tut etwas dagegen. Ihr Sondereinsatz gegen Taschendiebe hat am Montag mit dem Auftakt des Christkindl-Marktes begonnen. Die Polizisten wollen verhindern, dass Diebe im vorweihnachtlichen Einkaufsgetümmel Beute machen. Vorfälle, die zu denken geben, gab es ja in den vergangenen Wochen schon genug. Zum Beispiel am 10. November: Eine Saarbrücken-Besucherin steht nach dem Einkauf an einer Ampel in der Innenstadt, greift nach der Geldbörse in der Gesäßtasche, aber das Portemonnaie mit viel Bargeld ist weg. Offenbar von Profis gestohlen, während die Besitzerin Schuhe anprobierte. Das Diebstahlopfer hat von der Tat nicht das Geringste bemerkt.

Auch sonst trieb der Einfallsreichtum der Täter hässliche Blüten. Ein Fall aus dem Sommer geht Helmut Berg von der Saarbrücker Kontaktpolizei nicht aus dem Kopf. Gerade weil er eine Wiederholung in der hektischen Vorweihnachtszeit auf jeden Fall vermeiden will, präsentierte Berg ihn im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung.

Tatwerkzeug: ein Schal. Beteiligt: zwei Männer. Die Masche: Sie nähern sich zielstrebig einer Frau. Einer wirft den Schal im Trubel eines Einkaufszentrums über die Handtasche. Während die überrumpelte Dame noch nicht weiß, wie ihr geschieht, durchwühlen die Finger des Trickdiebes die Tasche.

Was die Verbrecher nicht wissen: Ihr Angriff läuft unter geschulten Augen ab. Ein Ladendetektiv hält die Szenen mit dem Smartphone fest und holt die Polizei. Die ist so schnell da, dass der Diebstahl im Versuchsstadium stecken bleibt. Die Beamten identifizieren die vorläufig festgenommenen Verdächtigen als alte Bekannte. Beide kamen aus Osteuropa nach Saarbrücken.

Der nächste Fall steht für eine klassische Diebstahlsmasche, und er spielte im April in einem St. Johanner Discounter. Reisende Taschendiebe, zwei Männer und eine Frau aus Osteuropa, teilen sich die kriminelle Arbeit: anrempeln, ablenken, zugreifen, liegt doch im Einkaufswagen die Tasche einer arglosen Kundin mit dem Geldbeutel darin. Wieder läuft unbemerkt die Kamera eines Ladendetektivs. Nur deswegen bleibt der Bestohlenen der Verlust ihres Geldes erspart. Noch in der Filiale nimmt die Polizei zwei der Trickdiebe fest.

Oberkommissar Berg und seine Kollegen von der Kontaktpolizei sind in den kommenden Wochen oft in der Stadt zu sehen, damit Kriminelle nicht auf dumme Gedanken kommen. „Sicherer Weihnachtseinkauf“ heißt die Aktion, die mit dem Christkindl-Markt begonnen hat und am Freitag, 21. Dezember, endet.

Die Polizisten bekommen Verstärkung aus Frankreich. Kollegen von der Police Nationale aus Forbach und Saargemünd sind bei der Aktion dabei – zur Abschreckung von Dieben ebenso wie als Helfer, wenn Kriminelle französische Gäste in der Stadt um ihre Habe bringen.

Wer mit den Beamten aus Deutschland und Frankreich ins Gespräch kommen möchte, hat dazu an zwei Tagen länger Gelegenheit. Die Polizisten und die ehrenamtlichen Saarbrücker Seniorensicherheitsberater schlagen ihren Infostand am 1. und 8. Dezember an der Ecke Bahnhof-/Futterstraße auf. Ab jeweils 12 Uhr verteilen sie Informationsmaterial, helfen, wenn gerade etwas passiert ist, und vereinbaren Beratungstermine zum Schutz der Wohnung vor Einbrechern. Oder die Beamten sind ganz einfach da, wenn Bürger bei einem Glas alkoholfreiem Punsch mal wieder mit Polizisten ins Gespräch kommen wollen.

Die jetzt begonnene Aktion „Sicherer Weihnachtseinkauf“ ist nicht auf die Fußgängerzone in der Bahnhofstraße und ihre Umgebung sowie den St. Johanner Markt beschränkt.

Die Kontaktpolizisten sind überdies in den Saarbahnen unterwegs, um Präsenz zu zeigen und eine Broschüre zum Schutz vor Kriminellen zu verteilen.

Ganz gleich, wo dennoch etwas passiert, gibt es für die Opfer erst einmal Soforthilfe an Ort und Stelle. Die Beamten wissen außerdem, wo noch lange danach Beistand zu finden ist. Aber am liebsten ist es Helmut Berg und seinen Kollegen, wenn Diebe erst gar nicht zum Zug kommen. Die Botschaft des Oberkommissars an alle City-Besucher ist klar: „Mit ein paar einfachen Verhaltensregeln können Sie hier sicher einkaufen – und sich eine Menge Ärger ersparen.“

Weitere Tipps und Beratungstermine zum Schutz vor Einbrüchen gibt es für Bürger von St. Johann bei den Kontaktpolizisten der Polizeiinspektion in der Karcherstraße montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr, Tel. (06 81) 9 32 16 66.

Alle anderen Ratsuchenden wenden sich an die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle, Tel. (06 81) 9 62 28 62, 9 62 28 63, 9 62 28 64, 9 62 28 67, 9 62 28 68, LPP20-kriminalpraevention@polizei.slpol.de

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