Diskussion über Sozialarbeit und Zusammenhalt Wie Malstatter ihren Stadtteil voranbringen können

Der Satz sollte provozieren. Und das tat er auch. „Ist Malstatt so asi?“, fragte Moderator Marc Weyrich am vergangenen Donnerstag beim Diakonie-Gespräch am Kirchberg in Malstatt. Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt antwortete in der Podiumsdiskussion auf Weyrichs Worte mit einem deutlichen Nein.

 Zu den Angeboten, welche die Diakonie Saar bei ihrer Gemeinwesenarbeit in Malstatt macht, gehört das Stadtteilbüro. Dort traf sich diese Männerkochgruppe (Archivfoto).

Zu den Angeboten, welche die Diakonie Saar bei ihrer Gemeinwesenarbeit in Malstatt macht, gehört das Stadtteilbüro. Dort traf sich diese Männerkochgruppe (Archivfoto).

Foto: Diakonie Saar/ Paulus

„Sie sollten sich für diese Frage eigentlich entschuldigen. Sie zielt nur darauf ab, Malstatt ein Etikett anzuheften. Wir sollten lieber über die Probleme reden und wie wir diese lösen können“, sagte Conradt.

Und einig waren sich alle, dass es in Malstatt Probleme gibt. „Wir reden hier über einen stabilen Stadtteil mit schwierigen Streifen“, antwortete der Regionalverbandsdirektor Peter Gillo auf die Eingangsfrage. „Es gibt Straßen, in denen jeder Zweite von Transferleistungen lebt. Wenn jemand seit 15 oder 20 Jahren keine Arbeit hat, dann wirkt sich das auf sein Umfeld und seine gesamte Familie aus“, sagte Gillo weiter.

Anne-Marie Marx ist seit 38 Jahren in der Gemeinwesenarbeit tätig und kennt die Situation in Malstatt ganz genau. „In Malstatt gab es mal ein Sterne-Restaurant, ein renommiertes Möbelgeschäft und Familien, die gute Einkommen hatten. Es hat sich was verschlechtert. Heute gibt es mehr Armut, Wohnungen ohne Bad und nur eine Toilette auf dem Flur“, sagte Marx.

Das Treffen zeigte auch: Es gibt Malstatter, die etwas ändern wollen und die das auch schon unter Beweis gestellt haben. Allerdings brauchen diese Bewohner des Stadtteils auch Unterstützung.

Die Diakonie hatte zur Diskussion am Donnerstag Reinhard Thies aus Gießen eingeladen. Er gilt als einer der besten Kenner der Gemeinwesenarbeit in Deutschland und hat viele Projekte in der ganzen Republik mit auf den Weg gebracht.

Thies sagte: „Es muss von den Bürgern ausgehen. Diese müssen sich klar darüber sein, was die wollen und ihre Interessen bündeln. Dann brauchen sie die Unterstützung der Stadtverwaltung und der Geldgeber. Es gibt genug Programme, die finanziell helfen.“

In Malstatt haben die Bewohner einer Straße ein Zeichen gesetzt und in einer Gemeinschaftsaktion ihr Umfeld verschönert. Dabei kamen sich Familien näher, die Jahrzehnte nebeneinanderlebten, sich aber überhaupt nicht kannten.

Kritisch zur Sprache kamen allerdings die bürokratischen Hürden, die es zu überwinden galt, bis die Straßenverschönerung überhaupt beginnen durfte. „Ich wünsche mir bei solchen Aktionen einen starken Bürgermeister oder Oberbürgermeister, der einfach mal sagt: Wir machen das jetzt“, sagte Anne-Marie Marx.

Gemeinwesen-Kenner Reinhard Thies sieht genau dort auch die Probleme. „Saarbrücken hat tolle Voraussetzungen, um viele Probleme zu lösen. Es geht aber nur gemeinsam. Es muss bei der Stadt ämterübergreifende Koordinatoren geben, die Kräfte bündeln können. Es muss einen engen Bezug zu den Quartiersmanagern und den Interessengemeinschaften geben. Auch die sozialen Träger müssen zusammenarbeiten. Das Ziel muss die Nachhaltigkeit sein. Denn mit der Gemeinwesenarbeit ist man nie fertig“, sagte Thies.

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