Streit um verkauftes Kirchengelände Kirche erstattet Anzeige wegen Verleumdung

St. Johann · Die Leitung der Saarbrücker Großpfarrei St. Johann wehrt sich gegen „üble Nachrede“ in Zusammenhang mit einem Bauprojekt.

 Seit 2015 gibt es Proteste dagegen, dass der ehemalige Pfarrgarten neben der Saarbrücker Kirche St. Michael bebaut werden soll. 

Seit 2015 gibt es Proteste dagegen, dass der ehemalige Pfarrgarten neben der Saarbrücker Kirche St. Michael bebaut werden soll. 

Foto: BeckerBredel

Eugen Vogt würde gerne reden, er würde gerne diskutieren, er würde gerne argumentieren. Aber er weiß nicht, mit wem. Deshalb hat der Pfarrer der katholischen Pfarrei St. Johann Strafanzeige gestellt. Kurz vor Weihnachten hat sich der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde, die zu den größten im Bistum Trier zählt, entschlossen, damit auf anonyme Flugblätter zu reagieren, die in der Innenstadt an Straßenlaternen und Wände geklebt worden sind. Auf den Flugblättern werden Fragen zum Verkauf der Fläche neben der Kirche St. Michael an den Architekten Markus Kollmann gestellt. Fragen, die mit „Falschbehauptungen“ verbunden sind, wie die Kirchengemeindeleitung sagt.

Kollmann lasse „alte Bäume abholzen ohne Schutz für Fußgänger“, heißt es da zum Beispiel. Er wolle „Luxusbauten ohne persönliches Risiko“ bauen. Es wird gefragt, ob es rechtens ist, dass Kollmann selbst im Kirchenverwaltungsrat sitzt. Der Pfarrei  wird vorgeworfen, sie sperre mit einer Schranke „die Gemeindemitglieder von Kirchenvorplatz aus“.

Protest gibt es gegen das Wohnungsbauprojekt, seit die Pfarrei das Grundstück zwischen dem Pfarrhaus und der Schumannstraße 2015 an die Rotenberg Projekt GmbH, deren Gesellschafter-Geschäftsführer Markus Kollmann ist, verkauft hat. Es hat sich damals eine Bürgerinitiative gegründet, die das Projekt stoppen will. Es wurden Transparente an Häusern in der Schumannstraße gegenüber dem Pfarrhaus und der Kirche aufgehängt, auf denen für den Schutz der kleinen Grünzone geworben und der Kirche Geldgier vorgeworfen wurde.

Das anonyme Flugblatt ist für Pfarrer Eugen Vogt nun aber „eine neue Qualität der Angriffe“. Zum einen, weil sich diejenigen, die es in Umlauf bringen, nicht zu erkennen geben. Zum anderen, weil „im Zusammenhang mit den ungerechtfertigten Vorwürfen namentlich ehrenamtlich für die Kirchengemeinde tätige Personen“ genannt werden, sagt Vogt.

Ja, bestätigt der Pfarrer, der Architekt Kollmann sitzt im Kirchenverwaltungsrat. Er habe dieses Ehrenamt 2016 angetreten. Verhandelt wurde mit ihm wegen des Grundstücks aber bereits seit 2012, verkauft wurde 2015.

Auch der Vorwurf wegen der Schranke entbehre „jeglicher Grundlage“. Die Schranke sei im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung installiert worden. Sie ersetze „eine frühere Anlage der Stadt, welche manuell bedient werden musste“, sagt Vogt. Die neue Schranke sei zu Gottesdienst- und Öffnungszeiten der Kirche sowie bei Veranstaltungen im Pfarrheim geöffnet. „Besucher des Pfarrhauses oder der Sozialstation können sich über die installierte Telefonanlage melden, und die Schranke wird dann geöffnet, Feuerwehr und Krankenwagenbesatzungen können die Schranke sowieso jederzeit mit ihrem Standardschlüssel bedienen“, erklärt er.

Das nachbarschaftliche Verhältnis in der Schumannstraße sei gestört, sagt der Pfarrer, aber das liege nicht an der Gemeinde. Man sei immer bereit gewesen zum Gespräch.

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