SR berichtet von Kindesmissbrauch im Aufnahmezentrum Lebach SPD-Fraktion entsetzt über Mängel beim Kinderschutz in Lebach

Saarbrücken/Lebach · Nach dem Bekanntwerden von Kindesmissbrauchsfällen im so genannten „Anker-Zentrum“ für Geflüchtete in Lebach hat die SPD-Landtagsfraktion gefordert, dass der Kinderschutz ausgebaut, verschärft und verstärkt kontrolliert werden müsse.

 (Symbolfoto)

(Symbolfoto)

Foto: dpa/Patrick Pleul

„Ich bin zutiefst betroffen und erschüttert über den heute bekannt gewordenen Vorfall, der 2018 im Anker-Zentrum in Lebach passiert ist“, erklärte die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Landtagsfraktion, Petra Berg.

Zuvor hatte der SR darüber berichtet, dass es 2018 im Aufnahme-Zentrum Lebach einen Fall von schwerem sexuellem Missbrauch gegeben habe. Im Juli 2018 sei eine junge Frau mit ihren dreijährigen Zwillingsmädchen in Lebach angekommen, berichtete der SR unter Berufung auf einen Anwalt. Die drei seien erstmal in einem kleinen Zimmer untergebracht worden auf einer Etage, auf der noch niemand wohnte, hieß es. Am nächsten Tag sei dann wohl eine Gruppe von heranwachsenden männlichen Flüchtlingen angekommen, die auf derselben Etage, ohne Trennung von Toiletten oder ähnlichen Räumen, untergebracht wurden. Kurze Zeit später sei eines der beiden dreijährigen Mädchen Opfer einer Vergewaltigung geworden, berichtete der SR.

„Die Trennung von allein reisenden Männern und allein reisenden Frauen, insbesondere Frauen mit Kindern, ist für mich Grundbedingung zum Betrieb des Anker-Zentrums“, sagte Berg. Mit großer Sorge stelle sie fest, dass die SPD-Forderung nach einem besonderen Schutz von Frauen und Kindern nicht umgesetzt worden sei, betonte die Sozialdemokratin. „Ich akzeptiere nicht, dass Kinderschutzkonzepte einfach in der Schublade verschwinden“, so Berg. Sie kündigte an, dass der mutmaßliche Missbrauchsfall im Justizausschuss des Landtages behandelt werde. Auch die Saarbrücker SPD-Bundestagsabgeordnete Josephine Ortleb kritisierte den fehlenden Schutz für Frauen und Kinder im Lebacher Aufnahme-Zentrum. „Wir bekommen seit Jahren das Anker-Zentrum als bundesweites Vorbildzentrum präsentiert, doch wenn der Vorhang fällt, zeigen sich diese nicht hinnehmbaren Zustände“, erklärte Ortleb. Menschen, die im Saarland Schutz suchten, müssten diesen zu 100 Prozent bekommen, so Ortleb.

In den Jahren 2017 und 2018 habe es nach Angaben des Innenministeriums 13 Fälle von Gewalt gegen Frauen und Kinder im Anker-Zentrum gegeben, hieß es im SR-Bericht. Allerdings würden Verbrechen dort erst seit 2017 in der Statistik der Polizei erfasst. Zwei dieser Fälle seien demnach als schwerer sexueller Missbrauch einzustufen.

Stefan Behr, Saar-Chef des Deutschen Kinderschutzbundes, kritisierte demnach, dass die Trennung von Kindern und Erwachsenen im Zentrum in Lebach entgegen der Empfehlungen des Kinderschutzbundes nicht umgesetzt worden sei.

Im Fall des dreijährigen Mädchens wurde der Täter dem Bericht zufolge gefasst und verurteilt. Die Mutter bekam einen Abschiebebescheid. Ihr Heimatland werde vom Bund als sicheres Herkunftsland eingestuft. Die Asylklage der Frau sei nach Angaben des Anwalts zurückgewiesen worden. Begründung: Die Frau habe nicht ausreichend glaubhaft gemacht, dass die Erlebnisse in Lebach sie traumatisiert hätten. Die Frau sei in ihrer Verzweiflung bis zum Äußersten gegangen: Sie wollte demnach ihre Zwillinge zur Adoption freigeben und habe versucht, sich das Leben zu nehmen. Der Grund dafür: Kinder, die allein in Deutschland sind, werden nicht abgeschoben. Am Ende sei Innenminister Klaus Bouillon (CDU) der einstimmigen Empfehlung der Härtefallkommission gefolgt. Die Familie dürfe in Deutschland bleiben, hieß es.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort