Auswirkungen der Coronavirus-Mutation Paketsendungen nach Großbritannien liegen auf Eis

Saarbrücken · Paketdienstleister verschicken keine Pakete mehr nach Großbritannien oder Irland.

 Wenn der Brexit am 1. Januar in Kraft tritt, werden viele Paketdienstleister in der EU nicht mehr nach Großbritannien liefern.

Wenn der Brexit am 1. Januar in Kraft tritt, werden viele Paketdienstleister in der EU nicht mehr nach Großbritannien liefern.

Foto: dpa/Kirsty O'connor

Mit einem Paket unter dem Arm betritt Stefan Weszkalnys am Montag eine Poststelle in Saarbrücken – und so verlässt er sie auch wieder, mit dem Paket unter dem Arm. Die Frau am Schalter habe bedauernd abgewunken, als er eine Sendung zu seiner Tochter und ihrer Familie ins britische Oxford auf den Weg bringen wollte.

Schon seit 21. Dezember nimmt DHL keine Pakete oder Päckchen mehr nach Großbritannien oder Irland entgegen. Was schon auf dem Weg war, aber die Grenze noch nicht passiert hatte, wurde an die Absender zurückgeschickt. Die Begründung: Die zeitweise Schließung von Fährhäfen und die Sperrung des Eurotunnels nach dem Auftreten der neuen Coronavirus-Mutation in Großbritannien hätten auch Auswirkungen auf den Straßentransport gehabt. Auch nach der Öffnung komme es weiter zu erheblichen Rückstaus, sagte ein Sprecher der SZ.

Für Stefan Weszkalnys ist das kaum mehr als eine faule Ausrede: „Der Stau ist ja nur ein Moment-Ereignis. Da ist es doch üblich, andere Wege zu finden“, sagt der Saarbrücker. Per Flugzeug etwa, Frachtflüge seien schließlich nicht eingeschränkt worden. Weszkalnys vermutet, dass die Zwangspause dem Unternehmen gerade recht kommt. Denn im neuen Jahr kann das Unternehmen deutlich höhere Gebühren dafür verlangen, da Großbritannien dann auch bei den Posttarifen nicht mehr wie ein EU-Mitglied behandelt wird. DHL weist den Vorwurf Weszkalnys auf SZ-Anfrage zurück. Ob es einen gesonderten Tarif geben wird – wie etwa für die Schweiz – oder ob Großbritannien unter „restliches Europa“ zu verbuchen sein wird, stehe noch nicht fest, so der Sprecher.

Auch mit den Paketdienstleistern DPD und Hermes lassen sich derzeit keine Pakete mehr auf die Insel schicken. Hermes teilt mit, dass der vorübergehend eingestellte Versand „dieser Tage“ wieder aufgenommen werde. Bei DPD sei noch unklar, wann es mit der Auslieferung weitergeht, sagt ein Sprecher. Ab 1. Januar stellt der Paket-Dienstleister die Zustellung nach Großbritannien für Privat- und Kleinversender ganz ein, da der Versand für Privatkunden nur innerhalb der EU angeboten wird. Auch der niederländische Zustellservice GLS stellt Lieferungen nach Großbritannien dauerhaft ein. Grund sei der bürokratische Aufwand, der durch die zollamtliche Überwachung entstehe.

Pakete und Päckchen aus Großbritannien in die EU werden mit dem Jahreswechsel zollpflichtig. Vom 1. Januar an müssen Briten ihrer Sendung ein Zollanmeldeformular beilegen, wie The Post Office, das Filialnetz der Poststellen, erklärt. Ein Formular müsse nicht ausgefüllt werden, wenn ein Brief, eine Postkarte oder ein Dokument in ein EU-Land gesendet wird. 

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