Interview zum Schweizer Komponisten Othmar Schoeck „Othmar Schoeck wird das Publikum verblüffen“

Saarbrücken · Der Chef der Saarbrücker Sommermusik über den relativ unbekannten Schweizer Komponisten 

Thomas Altpeter, künstlerischer Leiter der Saarbrücker Sommermusik, nimmt gern Themen und Künstler ins Programm, die ihn selbst interessieren und beschäftigen. Diesmal ist das der Komponist Othmar Schoeck. Im SZ-Gespräch erklärt er, warum.

Für die Sommermusik 2017 haben Sie schwerpunktmäßig einige Werke des Schweizer Komponisten Othmar Schoeck ins Programm genommen. Wieso gerade dieser Komponist?

Thomas Altpeter: Einmal passt Othmar Schoeck sehr gut in unseren Komponistenschwerpunkt der „konservativen Modernen“. Seine Musik ist zwar von der Spätromantik geprägt, trägt aber durchaus auch expressionistische Züge. Er hat so einen eigenen Stil  entwickelt, der gleichzeitig konservativ, also den Traditionen des 19. Jahrhunderts verpflichtet, aber im Sinne des Umbruchs am Beginn des 20. Jahrhunderts auch neu und  „modern“ ist. Er hat keine Schule gebildet und steht daher ganz solitär da. Das fand ich ebenfalls sehr reizvoll. Außerdem präsentiere ich bei jeder Sommermusik gerne neben Uraufführungen, Neuentdeckungen in der „historischen“ Musik. Othmar Schoeck wird das Publikum verblüffen und viele werden sich fragen, warum man von dem Mann noch nichts gehört hat.

Schoecks Musik, die lange etwas vergessen war, erlebt erst seit ein paar Jahren eine kleine Renaissance. Hatten Sie den Schweizer schon länger auf dem Schirm oder ist er auch für Sie eher eine  Wiederentdeckung?

Thomas Altpeter: Othmar Schoecks Musik fasziniert mich schon eine ganze Weile. Leider ist er selten im Konzert zu hören und auch die CD-Einspielungen sind rar. Je mehr ich mich mit ihm auseinandersetzt habe, umso unverständlicher wurde mir das. Mit der Aufführung seiner Musik wollte ich dazu beitragen, ihn auch außerhalb der Schweiz etwas bekannter zu machen.

Sie nehmen als künstlerischer Leiter ja durchaus Einfluss auf die Werkauswahl, die die Sommermusik-Künstler bei ihren Konzerten spielen. Waren Schoecks Kompositionen den Musikern leicht vermittelbar oder mussten Sie viel Überzeugungsarbeit leisten, dass etwa das Landolfi-Quartett Schroecks „Notturno“  einstudiert hat?

Thomas Altpeter: Es gab einige Musiker, die Schoeck gar nicht oder nur vom Hörensagen kannten. Aber die Begeisterung war stets groß, nachdem sie sich mit seiner Musik beschäftigt hatten. Bei Götz Hartmann, dem Leiter des Landolfi-Quartettes, habe ich allerdings offene Türen eingerannt. Er kannte das Notturno und hatte schon lange den Wunsch, es aufzuführen. Schon die Besetzung Streichquartett und Gesang ist ungewöhnlich und faszinierte die Vollblutmusiker des Landolfi-Quartetts. Es ist wirklich eine fantastische Musik, die da aus den vier Streichinstrumenten herausgeholt wird, farbig, fast wie ein Orchester  und auch sehr dankbar für den Sänger, der mit allen Facetten seiner Stimme und seiner emotionalen Gestaltung spielen kann.

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