Filmer-Treffen Wo Filmer unter einer Decke stecken

Saarbrücken · Max-Ophüls-Festival (14. bis 20. Januar): Unterkünfte sind knapp. Saarbrücker zeigen Gastfreundschaft.

 Bett für Jungfilmer: Andrea Hünnefeld (Mi.) beherbergte Florian Michaelsen (r.) und Sebastian Woithe in einer früheren Festivalwoche.

Bett für Jungfilmer: Andrea Hünnefeld (Mi.) beherbergte Florian Michaelsen (r.) und Sebastian Woithe in einer früheren Festivalwoche.

Foto: Oliver Dietze

Beim Max-Ophüls-Festival sind die Nächte lang: Nach der letzten Spätvorstellung ziehen die Filmemacher und Fans allabendlich zu Lolas Bistro, um dort weiterzudiskutieren und zu feiern. Doch irgendwann muss auch der fitteste Nachwuchsfilmer sein müdes Haupt für ein paar Stunden auf ein Kissen betten.

In Saarbrücken kann er das auch bei Privatleuten: Seit 14 Jahren bieten Saarbrücker Bürgerinnen und Bürger in ihren Wohnungen Sofas, Luftmatratzen oder in eigenen Gästezimmern gratis „ein Bett für Jungfilmer“ an. „Die Idee wurde damals geboren, weil wir als Festival nicht jedem Teilnehmer ein Hotelzimmer finanzieren konnten“, sagt Andrea Wenger vom Organisationsteam des Festivals MOP.

Also habe man einen Aufruf gestartet, um für Gäste, die mit Kurzfilmen beim Festival vertreten waren, eine Unterkunft zu finden. Die Resonanz war schon ersten Mal erstaunlich: 30 Saarbrücker meldeten sich und stellten 50 Betten zur Verfügung. In diesem Jahr sind es sage und schreibe 84 Gastgeber, die Jungfilmer in 149 Betten beherbergen wollen. Manche bieten sechs Betten in ihrer Wohnung an.

So kann das Festival nicht nur Kurzfilmteams, sondern auch den Teilnehmern am Wettbewerb für den mittellangen Film eine Unterkunft für die Dauer des Festivals anbieten. „Es melden sich sogar schon Leute von sich aus. Sie rufen uns an und fragen uns, wann es denn wieder losgeht“, erzählt Wenger. Und nicht nur Saarbrücker, auch Saarlouiser und sogar Forbacher hätten sich schon angeboten, Festivalgäste aufzunehmen. Denen müssten sie, genauso wie Leuten in den Saarbrücker Außenbezirken, leider eine Absage erteilen, sagt die langjährige Festivalmitarbeiterin bedauernd. Denn schließlich sollten die Unterkünfte ja nicht allzuweit von den Kinos entfernt liegen, damit die Filmemacher nachts zu Fuß ihre Herberge erreichen können.

Die Filmemacher, die allein oder bisweilen sogar mit Kind und Kegel anreisen, schwärmen stets von der Gastfreundschaft der Saarbrücker. Denn die verwöhnten sie meist mit einem opulentem Frühstück, manche wollten sie sogar noch zum Kino chauffieren und zum Abschluss zum Fernbus- oder Hauptbahnhof.

„Durch die Gastgeber erfahren sie auch viel mehr über Saarbrücken, als wenn sie ihm Hotel wohnen“, sagt Wenger. Die Gastgeber wiederum, die als Belohnung Eintrittskarten für die Festivalparty erhalten, lassen es sich meist nicht nehmen, die Filme, über die sie ihre Gäste nach Herzenslust ausfragen dürfen, dann auch bei der Premiere zu besuchen und mitzufiebern.

Da seien schon richtige Freundschaften entstanden, manche Filmemacher kämen immer wieder bei ihren Gastgebern unter, selbst, wenn sie nach Jahren ohne eigenen Film das Festival besuchen.

Wenger erinnert sich eigentlich nur an eine etwas unglückliche Erfahrung. „Da hatte jemand einmal eine ganze Wohnung zur Verfügung gestellt, ich konnte da ein ganzes Filmteam unterbringen.“ Doch nach der ersten Nacht dort hätten ihr die Film-Gäste mitgeteilt, sie hätten in Strümpfen duschen müssen, weil die Wohnung total verdreckt sei. Sie möge sie doch bitte aus dem Angebot streichen.

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