Neues Stadtmarketing in Sulzbach Nur Strohfeuer oder ein Flächenbrand?

Sulzbach · Stadt-Marketing Sulzbach formiert sich. Die Vorzüge der Geschäftswelt sollen potenziellen Kunden schmackhaft gemacht werden.

 Björn Wacket (rechts) durfte sich über großen Zuspruch der Geschäftswelt in der Aula freuen.

Björn Wacket (rechts) durfte sich über großen Zuspruch der Geschäftswelt in der Aula freuen.

Foto: Thomas Seeber

Das Gedränge war  so groß wie das Interesse. 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Gewerbe, Handel, Handwerk, Banken, aber auch aus der Kommunalpolitik waren am Mittwoch in die Aula gekommen, um sich über das neue Stadt-Marketing Sulzbach (SMS) zu informieren. Es war erfreulicherweise ein guter Querschnitt durch das Sulzbacher Wirtschaftsleben. Bei aller Start-Euphorie zeichneten sich aber auch deutlich unterschiedliche Meinungen und Interessen ab.

„Ich finde es positiv, wenn sich Leute zusammenschließen, um etwas nach vorne zu bringen. Das entspricht dem Wesen einer Genossenschaft“, sagte Mathias Beers von der Vereinigten Volksbank, „wir wollen uns da auch gerne beteiligen. Wir sind seit Jahren aktiv im kulturellen und sozialen Bereich und immer offen, wenn jemand mit einer sinnvollen Initiative an uns herantritt. Aber machen wir uns nichts vor: Es ist ein schwieriges Unterfangen, das hier gestartet wird. Aber selbst wenn es nur einige Millimeter nach vorne geht, ist es besser als die Situation, die wir zurzeit haben.“

Bernd Schlachter war über drei Jahrzehnte als Elektro-Handwerker erfolgreich und ist auch seit geraumer Zeit Kommunalpolitiker. „Sich ins Schaufenster setzen und jammern  hilft nicht“, sagte er plakativ, „das Zauberwort heißt Vorteil. Der Kunde muss einen Vorteil davon haben, nach Sulzbach zu kommen.“

Ralf Piro vom Sulzbacher Debeka-Servicebüro ist von der Chance SMS überzeugt: „Wir haben in Sulzbach Kernkompetenzen, mit denen wir den Zeiten von Amazon und Co entgegenwirken können. Aber wir müssen uns auch selbst hinterfragen, wo wir selbst unsere Einkäufe tätigen.“

Dass mehr Gastronomie angesiedelt und ein Hotel gebaut werden soll, begrüßt auch Markus Parnitzke, der Betreiber des Salzbrunnen-Carrées. Er nennt aber Probleme dieses Themenkreises, die man in Sulzbach nicht lösen kann. „So lange Restaurants höher besteuert werden als der Lieferservice, wird es schwer“, sagt der Gastronom, „dennoch finde ich toll, dass jetzt was passiert.“

Neben Leerstand war auch die Geschäftsnachfolge Thema des Abends. Juwelier Rainer Licht hat bislang noch keinen Nachfolger für sein inhabergeführtes Ladenlokal. Er sieht dem SMS eher skeptisch entgegen. „Ich erlebe die Situation seit 50 Jahren. Die Sulzbachtalstraße ist soweit runtergekommen, dass sich das in den nächsten paar Jahren nicht umkehren lässt“, sagte der 62-Jährige mit Hinweis auch auf die marode Bausubstanz, „was uns weiterbringen würde, wären 20 neue Geschäfte mit attraktiven Fronten, Cafés und Restaurants. Aber die, die man gerne hätte, kommen nicht. Und die die gekommen sind, sind wieder verschwunden.“ Die nächsten Monate werden zeigen, ob SMS ein Strohfeuer ist oder einen echten Flächenbrand entzündet.

> Seite C 3: weiterer Bericht

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