45. Saarbrücker Altstadtfest Der Mann für Liebe, Frieden und Musik

Saarbrücken · Woodstock hat Norbert Küntzer zum Musiker gemacht. Seit 2007 ist er Organisator des Saarbrücker Altstadtfestes.

 Norbert Küntzer.					  Foto: Martin Rolshausen

Norbert Küntzer. Foto: Martin Rolshausen

Foto: Martin Rolshausen

Es war Woodstock – und Norbert Küntzer 13 Jahre alt. In Amerika trug die Musik in jenem Sommer 1969 eine politische Bewegung wie auf Wolken und ein Festival wurde zur Legende, bevor es zu Ende war. Und im Saarland  sagte sich Norbert Küntzer: „Ich muss jetzt Musik machen.“ Er hat angefangen Schlagzeug zu spielen, auch Klavierspielen gelernt.

1974 hat Norbert Küntzer die Band Farewell gegründet. Später unter anderem in der Formation Art of Schwanengesang gespielt. Aktuell ist er mit Les Cajons unterwegs. Farewell, sagt er, sei aber schon etwas ganz Besonderes gewesen. Auch, weil er mit dieser Band 1979 auf dem Saarbrücker Altstadtfest spielen durfte. „Damals für 300 Mark. Aber es ging uns nicht ums Geld, es ging uns um die Musik, und es war einfach Wahnsinn, da zu spielen“, erinnert sich Küntzer.

Heute, 30 Jahre später, entscheidet Norbert Küntzer selbst, wer auf dem Altstadtfest auf die Bühne darf. Seit 1988 ist er im Altstadtfestteam, seit 2007 ist er künstlerischer Leiter und Programm-Chef dieser Mutter aller Feste, die an diesem Wochenende zum 45. Mal gefeiert wird. „Ich bin Musiker, ich habe einen ganz anderen Zugang zur Musikszene. Und Musik ist der Kern des Altstadtfestes“, sagt Küntzer. Und: „Diesmal gefällt mir das Programm auch selbst ganz gut.“

Klingt wie ein Witz, ist aber ernst gemeint. Beim Zusammenstellen des Musikprogramms gehe es „nicht um den persönlichen Geschmack“. Das Team bastele jedes Jahr aufs neue an einem Programm, das passen muss für Menschen, die wegen bestimmter Bands kommen, aber auch für diejenigen, „die sich mit Musik im Hintergrund einfach unterhalten und ein Gläschen trinken wollen“, erklärt Küntzer. Bisher habe das immer geklappt. „Der Erfolg gibt uns Recht“, findet der Chef.

Wichtig sei ihm aber nicht nur die Mischung, sondern dass auch noch relativ unbekannte lokale Bands die Chance bekommen, bei so einem Fest aufzutreten. Er habe immer wieder Bands gefördert, weil er aus eigener Erfahrung wisse, wie schwierig  es sein kann, eine Auftrittsmöglichkeit zu bekommen.

Wie man lokale Bands fördert, habe er auch in Nantes gelernt. Das Jahr 1998 hat Küntzer dort in der Stadtverwaltung verbracht. Einige Kollegen haben damals gespottet, er mache ein Jahr Urlaub in der Saarbrücker Partnerstadt. Das sei aber alles andere als Urlaub gewesen. Zum einen sei es gar nicht so einfach gewesen, mit Saarbrücker Schulfranzösisch in einer französischen Stadtverwaltung zu verstehen, um was es geht. Aber spannend sei es gewesen. Und er haben einige Saarbrücker Bands zu Festen in Nantes vermitteln können.

Dieses 45. Saarbrücker Altstadtfest ist für Norbert Küntzer etwas Besonderes - weil dort auch „50 Jahre Woodstock“ gefeiert werden. „Musik verbindet weltweit. Wir haben heute mehr Kriege denn je. Die Welt gerät immer mehr aus den Fugen, Migration, rechte Gewalt mit Mord an Politikern, das darf so nicht weitergehen“, sagt er. Der  „Spirit of Woodstock“, „Love and Peace“, das können seiner Ansicht nach wie vor 50 Jahren Antworten sein auf Kriege und Gewalt.

„In Woodstock haben 1969 über ein halbe Million Menschen gegen den Vietnamkrieg protestiert, musikalisch, friedlich, ohne jegliche Ausschreitungen. Und das schon damals mit einem neuen Lebensgefühl, mit Musik, die ja bekanntlich über alle Grenzen hinweg verbindet“, schwärmt Küntzer. Das Altstadtfest soll diese Zeiten noch einmal aufleben lassen. Mit Musik und einer Ausstellung in der Stadtbibliothek. Daran erinnern, „dass es auch friedlich funktionieren kann“, wie Küntzer sagt.

Das Fest solle „einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, die Welt besser zu machen“. „Ich sehe deshalb das musikalische Programm des diesjährigen Altstadtfestes mit Ausstellung, Talkrunde zum Thema und Livemusik aus der Zeit als Statement gegen Gewalt, gegen Unterdrückung, gegen Diskriminierung, gegen Vertreibung und vor allem gegen Krieg“, sagt der Programmchef. Er wisse, „dass alle unsere Künstler diesen Spirit mittragen und transportieren werden“.

Norbert Küntzer ist 63, und es ist wieder Woodstock.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort