Serie Barrierefreies Saarbrücken Nicht jede freie Lücke ist ein Parkplatz

Saarbrücken · Alle öffentlichen Parkplätze in der Saarbrücker Innenstadt werden stark nachgefragt, auch die Behindertenparkplätze.

 So leer sind die (insgesamt vier) Behindertenparkplätze in der Trierer Straße in Saarbrücken wohl nur am Feiertag, wie hier an Fronleichnam.

So leer sind die (insgesamt vier) Behindertenparkplätze in der Trierer Straße in Saarbrücken wohl nur am Feiertag, wie hier an Fronleichnam.

Foto: Nina Drokur

„Nur mal kurz zur Post“, „Nur mal kurz zum Bäcker“ – „Nur mal kurz“ ist der Gedanke vieler Autofahrer, wenn sie ihren Wagen auf den praktischen freien Parkplätzen direkt vor der Tür abstellen. Dabei blockieren die „Nur-mal-kurz“-Parker oft Behindertenparkplätze.

Behindertenparkplätze sind eigens ausgewiesene Parkplätze. Sie sind deutlich breiter als übliche Parkmöglichkeiten und oft günstig gelegen. Um dort parken zu dürfen, reicht ein Behindertenausweis jedoch nicht aus. Wenn kein Bußgeld winken soll, muss der blaue EU-Parkausweis, den es nur unter bestimmten Voraussetzungen  beim Straßenverkehrsamt gibt, gut sichtbar im Fahrzeug angebracht sein. Und auch wenn das weiße Rollstuhlfahrersymbol es anders vermuten lässt, bauen nicht nur Menschen mit Gehbehinderung auf Behindertenparkplätze – etwa um den Lifter des Autos zu bedienen oder einen Rollator aus dem Auto zu heben. Ebenso können Menschen mit Herzleiden darauf angewiesen sein, mit wenigen Schritten am Zielort anzukommen.

Theresia Franzen hat in der vergangenen Woche ihren 75. Geburtstag gefeiert. Die Saarbrückerin hat bereits drei Operationen an der Wirbelsäule hinter sich. Seit der letzten Operation vor fünf Jahren ist ihr linkes Bein gelähmt. Sie ist auf Gehstützen oder einen Rollator angewiesen. Die Suche nach einem geeigneten Parkplatz gestaltet sich für sie oft schwierig. So vor einem Jahr: Theresia Franzen wollte zur Post in der Lebacherstraße. Dort gebe es jedoch keinen Behindertenparkplatz. Deshalb habe sie auf dem breiten Bürgersteig davor geparkt – und einen Strafzettel kassiert. Die 20 Euro, das schreibt sie auch in einem Brief an Bürgermeister Ralf Latz (SPD), habe sie natürlich gerne bezahlt. Sie habe schließlich falsch geparkt. Nichtsdestotrotz weist sie in diesem und vielen weiteren Schreiben auf ein Problem hin: Ihrer Meinung nach gibt es zu wenige Behindertenparkplätze, die sind schlecht verteilt und meist besetzt. Oft auch von Falschparkern.

Dass dies kein subjektives Empfinden der Seniorin ist, belegen die Zahlen der Stadt Saarbrücken: 2016 gab es insgesamt 1213 Verfahren wegen Falschparkens auf Behindertenparkplätzen, davon ließ die Stadtverwaltung 829 Fahrzeuge abschleppen. 2017 leitete das Ordnungsamt mehr als doppelt so viele Verfahren ein, nämlich 2794. 769 Fahrzeuge haben die Mitarbeiter abtransportieren lassen. In diesem Jahr hat das Ordnungsamt bereits 381 Verfahren eingeleitet, davon sind 110 Fahrzeuge abgeschleppt worden (Stand: 18. April 2018). Den Falschparkern droht ein Verwarngeld von 35 Euro. Wird das Auto abgeschleppt, fallen außerdem, je nach Uhrzeit und Wochentag, zwischen 140 und 250 Euro an.

Das städtische Ordnungsamt hat 1664 blaue EU-Parkausweise ausgegeben (Stand: April 2018). Zu diesen Saarbrücker Parkberechtigten kommen noch diejenigen von außerhalb hinzu, die etwa zum Bummeln oder für einen Arztbesuch anreisen. In der Landeshauptstadt gibt es derzeit 550 (allgemeine und auf Personen bezogene) Behindertenparkplätze im öffentlichen Straßenraum, schreibt die Stadt Saarbrücken auf SZ-Anfrage. Damit erreiche Saarbrücken die angestrebte Quote von drei Prozent Behindertenparkplätze im öffentlichen Raum, die als Empfehlung in den Straßenbaurichtlinen ausgegeben ist. Nach Aussagen der Stadt Saarbrücken sind diese strategisch günstig gelegen in allen Straßenzügen verteilt. Festgelegt werden sie von der Straßenverkehrsbehörde. „Alle öffentlichen Parkplätze in der Innenstadt werden stark nachgefragt, auch die Behindertenparkplätze“, schreibt die Stadt. Rund um die Bahnhofstraße gebe es Behindertenstellplätze an zentraler Stelle wie in der Viktoriastraße, der Dudweilerstraße, der Faktoreistraße, der Trierer Straße oder der Rotenhofstraße. Damit gibt es nach Meinung der Stadt „mehr als genügend Parkmöglichkeiten.“

Theresia Franzen ist anderer Meinung. „Die wenigen Behindertenparkplätze in der Sulzbachstraße habe ich noch nie frei gesehen“, sagt sie. Und die in der Viktoriastraße seien viel zu schmal. Andere viel zu weit weg. Übliche Parkplätze kommen für die 75-Jährige oft nicht infrage. „Ich muss die Tür weit genug öffnen können, um das Bein gestreckt aus dem Auto zu bekommen. Mein Fuß lässt sich ja nicht biegen“, sagt sie. Meist geht das nicht. Etwa weil andere Autos zu dicht parken.Bummeln in der Innenstadt, erzählt die Seniorin, sei sie deshalb seit ihrer Operation vor fünf Jahren nicht mehr gewesen.

Wenn Sie uns helfen möchten, die Karte mit Behindertenparkplätzen in Saarbrücken zu vervollständigen, senden Sie den genauen Ort und gerne auch ein Foto an E-Mail: leserreporter2@sz-sb.de.

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