Direktwahlen am 26. Mai Acht Chefposten zu vergeben

Die Chefzimmer im Schloss und in sieben Rathäusern des Regionalverbandes sind begehrt. Dutzende wollen dort einziehen.

 Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.

Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.

Foto: Robby Lorenz

Ob Europaparlament, Stadt-, Gemeinde- oder Ortsrat, ob Bürgermeister-, Oberbürgermeisterposten oder Regionalverbandsleitung: Über all das können die Menschen im Regionalverband Saarbrücken schon bald mitentscheiden. Der 26. Mai ist eben ein Superwahltag, an dem die politisch interessierten Frauen und Männer im Regionalverband mehrere Weichen auf einmal stellen. Sei es für die Politik in Brüssel oder an der Basis, also in den Städten und Gemeinden des Regionalverbandes. In drei Rathäusern sind die Chefposten noch nicht zu vergeben. Und zwar in Völklingen, wo Oberbürgermeisterin Christiane Blatt (SPD) seit 2018 im Amt ist. In Friedrichsthal, wo Bürgermeister Rolf Schultheis (SPD) 2016 wiedergewählt wurde. Und in Quierschied, wo der Parteilose Lutz Maurer Anfang 2016 sein Amt antrat.

Saarbrücken

Die Sozialdemokratin Charlotte Britz (61) stellt sich in der Landeshauptstadt am letzten Mai-Sonntag ein drittes Mal zur Wahl. Ihren ersten Sieg im Kampf um den Chefsessel im Rathaus St. Johann errang sie 2004. Sie nimmt für sich in Anspruch, Saarbrücken nach einer Zeit des Stillstands in Bewegung gebracht und „zum Positiven“ verändert zu haben, nennt als Beispiele die erneuerte Berliner Promenade, das Quartier Eurobahnhof und die sanierte Bahnhofstraße. Dabei seien die Stadtteile, etwa Ensheim, Alt-Saarbrücken oder Burbach, keineswegs vergessen worden. Britz’ Konkurrenten um die Gunst der Wählerinnen und Wähler sehen sich naturgemäß dennoch als bessere Spitzenkräfte für die Verwaltung der größten saarländischen Kommune.

Gegen die Amtsinhaberin kandidieren: Uwe Conradt, (CDU, 42), Barbara Meyer-Gluche (Grüne, 34), Laleh Hadjimohamadvali (AfD, 46), Michael Franke (Die Partei) und Otfried Best (NPD).

Der parteilose Gerald Kallenborn (53) tritt für die FDP an, der parteilose Markus Lein (53) geht für die Partei Die Linke in das Rennen um den OB-Wahlsieg in der Landeshauptstadt.

 Peter Gillo, Direktor des Regionalverbandes Saarbrücken.

Peter Gillo, Direktor des Regionalverbandes Saarbrücken.

Foto: Robby Lorenz

Nach 2009 stellt sich Regionalverbandsdirektor Peter Gillo noch einmal dem Votum der Wähler. Der 61-jährige Sozialdemokrat fühlt sich offenbar an der Verwaltungsspitze im Saarbrücker Schloss sehr wohl. Dabei hat Gillo ein Problem nicht lösen können: Viele Bürger können mit dem Gebilde Regionalverband nichts anfangen. Dabei steht Gillo einer riesigen Sozialbehörde vor. Jeder zweite saarländische Hartz-IV-Empfänger lebt im Großraum Saarbrücken. Hier schlagen die Probleme Langzeitarbeitslosigkeit und Altersarmut direkt auf. Dazu kommt die Jugendhilfe. Das alles kostet viele Millionen, die zum Großteil die zehn Kommunen über die Umlage an den Regionalverband überweisen müssen. Auch unter Gillo nahm die Belastung weiter zu. In der Regionalversammlung konnte Gillo bequem mit einer Mehrheit aus SPD und CDU regieren. Ob das so bleibt, ist fraglich.

In der Direktwahl am 26. Mai muss er einen zumindest in Saarbrücken kaum bekannten CDU-Kandidaten schlagen: Diplom-Ingenieur Ralph Schmidt aus Riegelsberg. Außerdem tritt Otfried Best (NPD) aus Völklingen, Handelsvertreter, an.

Heusweiler

Thomas Redelberger (52, CDU) strebt eine zweite Amtszeit an. Er wäre der erste Heusweiler Bürgermeister, dem dies, seit Einführung der Direktwahl 1994, gelingt. Seine Vorgänger Rainer Ziebold (SPD) und Josef Zeimetz (CDU) mussten nach je einer Wahlperiode ihre Plätze räumen. Vor seinem Amtsantritt am 1. Dezember 2010 konnte sich Redelberger, bis dahin Sozialarbeiter und Bewährungshelfer, rund 13 Monate auf sein neues Amt vorbereiten. Der Gemeinderat hatte mit dem 27. September 2009 einen frühen Termin für den ersten Wahlgang festgelegt, damit die Bürgermeisterwahl mit der Bundestagswahl über die Bühne gehen konnte. Wobei in Heusweiler eine Stichwahl am 11. Oktober notwendig wurde.

 Thomas Redelberger, Bürgermeister in Heusweiler.

Thomas Redelberger, Bürgermeister in Heusweiler.

Foto: Robby Lorenz/ROBBY LORENZ

Redelbergers Kontrahenten sind der 34-jährige Gymnasiallehrer Stefan Schmidt (SPD), zuletzt fast ständig im Haustür-Wahlkampf unterwegs, zudem Betriebswirt Horst Saar (55, Die Linke, stellvertretender Awo-Betriebsratsvorsitzender) und als freie Kandidatin ohne Partei-Bindungen Petra Frevel. Die 57-Jährige ist Anwältin unter anderem für Familien- und Steuerrecht.

Riegelsberg

Klaus Häusle (SPD, 61) war 2009 Lothar Ringle (SPD), der nach 18 Jahren im Amt nicht mehr angetreten war, als Bürgermeister von Riegelsberg gefolgt und strebt nun eine weitere Amtszeit an. Der gebürtige Schwabe, der seit 26 Jahren in Riegelsberg lebt, hatte an der Saarbrücker Universität Sozialwissenschaft studiert, danach als wissenschaftlicher Assistent an der Uni gearbeitet, ehe er sich in den Bereichen Sozial- und Marktforschung selbstständig machte. Zuletzt war er, bevor er Bürgermeister wurde, beim Regionalverband Saarbrücken Leiter der Abteilung Haushalt und Controlling. Die Bürgermeisterwahl hatte er mit 53 zu 47 Prozent gegen CDU-Bewerberin Renate Zimmer für sich entscheiden können.

 Der Bürgermeister von Riegelsberg, Klaus Häusle.

Der Bürgermeister von Riegelsberg, Klaus Häusle.

Foto: Robby Lorenz

Seine Konkurrenten um den Chefsessel im Rathaus sind diesmal Benjamin Schmidt (CDU) und Birgit Huonker, die als freie Kandidatin antritt, allerdings auch für die Linke im Gemeinderat sitzt. Benjamin Schmidt (31) ist selbstständiger Unternehmer im technischen Dienstleistungsbereich. Die ehemalige Landtagsabgeordnete Birgit Huonker (52) ist wissenschaftliche Referentin der Linken-Landtagsfraktion.

Großrosseln

Jörg Dreistadt (SPD), seit April 2011 Großrosseler Bürgermeister, stellt sich am 26. Mai nicht erneut zur Wahl. Aus Altersgründen: Er hat im Oktober 2018 seinen 65. Geburtstag gefeiert. Seine Amtszeit endet am 30. September. Zwei Kandidaten bewerben sich um seine Nachfolge. Einmal Markus Ernst (SPD), seit acht Jahren SPD-Fraktionschef im Gemeinderat, seit fünf Jahren Ortsvorsteher in seinem Heimat-Ortsteil St. Nikolaus. Der 59-Jährige, beruflich als Einkaufsleiter eines Maschinenbauunternehmens tätig, bringt also viel kommunalpolitische Erfahrung mit.

 Jörg Dreistadt, Bürgermeister von Großrosseln.

Jörg Dreistadt, Bürgermeister von Großrosseln.

Foto: Robby Lorenz

Sein Konkurrent Dominik Jochum (CDU) hingegen ist noch neu in der Politik, rechnet sich aber die eigene Jugend als Vorteil zu: Jochum, Mitarbeiter der Völklinger Saarschmiede, ist erst 34 Jahre alt. Dreistadt trat im Herbst 2010 gegen drei weitere Bewerber an, gewann die anschließende Stichwahl dann mit 68,8 Prozent der Stimmen. Er fuhr auf ruhige, unspektakuläre Art Erfolge ein für Großrosseln. Das trug seiner Partei der SPD, bei der Kommunalwahl 2014 Zugewinne von gut 20 Prozent ein. Dreistadt kann sich seither auf eine eigene Mehrheit im Rat stützen.

Kleinblittersdorf

Eines steht, ganz unabhängig von Wahlausgang, schon vor dem 26. Mai fest: Es wird in der Gemeinde Kleinblittersdorf auf jeden Fall einen Wechsel an der Spitze der Verwaltung geben.

 Stephan Strichertz ist Bürgermeister in Kleinblittersdorf.

Stephan Strichertz ist Bürgermeister in Kleinblittersdorf.

Foto: Robby Lorenz

Denn der bisherige Amtsinhaber Stephan Strichertz hatte Anfang des Jahres mitgeteilt, er trete aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für eine weitere Amtszeit an. Der oder die Neue hat bis zum Start viel Zeit. Strichertz ist noch bis September 2020 im Amt. Die Kleinblittersdorfer hatten den parteilosen Rechtsanwalt erstmals 2001 gewählt, und er begann seine Arbeit im Historischen Rathaus Anfang Mai 2002.

Das Zahl derer, die auf den Chefsessel wollen, ist größer denn je. Um Strichertz’ Nachfolge bewerben sich sieben Kandidaten und eine Kandidatin: Es sind die Christdemokratin Erika Heit (42), der Sozialdemokrat Rainer Lang (50), der Grüne Günter Melchior (60), der FDP-Kandidat Elmar Freude (53) sowie folgende parteilose Einzelbewerber: Andreas Dax, (54), Andreas Hollinger (46), Johannes Martin (54) und Nico Uhl (43).

Püttlingen

Nicht alltäglich sind Anfang und Ende der Amtszeit des Püttlinger Bürgermeisters Martin Speicher (CDU): Überraschend hatte sein Vorgänger Rudolf Müller nach 28 Jahren den Wechsel zur Landesentwicklungsgesellschaft angekündigt, daher gab es im September 2001 Wahlen. Speicher war bis dahin Gymnasiallehrer und Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. Zuvor hatte er sich bei einer Basis-Abstimmung der Püttlinger CDU-Mitglieder gegen den Beigeordneten Gerhard Ballas durchgesetzt. 2009 schaffte er mit 50,01 Prozent auf Anhieb die Wiederwahl. Seine Amtszeit endet wegen Erreichens der Altersgrenze mit seinem 68. Geburtstag am 31. Mai fünf Tage nach der Wahl.

 Martin Speicher, Bürgermeister von Püttlingen.

Martin Speicher, Bürgermeister von Püttlingen.

Foto: Robby Lorenz

Drei Kandidaten treten an. Edmund Altmeyer (56, CDU), Firmenkundendirektor der Sparkasse Saarbrücken, ist Fraktionschef im Püttlinger Stadtrat. Denise Klein (53) tritt für die SPD an. Die Krankenschwester ist seit 2014 Beigeordnete. Bundeswehr-Fahrlehrer Stefan Kaden ist Einzelbewerber und Stadtrats-Kandidat der kürzlich gegründeten Freien Wählergemeinschaft.

Sulzbach

Eine zweite Amtszeit strebt der amtierende Bürgermeister der gut 16 000 Einwohner zählenden Stadt bei der Wahl an. Michael Adam, verheirateter Vater von vier Töchtern, lebt mit seiner Familie im Stadtteil Neuweiler. Der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Sulzbach hat eine Herausforderin von den Grünen, die Gymnasiallehrerin Barbara Klein-Braun, und drei Mitbewerber um den Chefposten im Rathaus: Die SPD schickt ihren Landtagsabgeordneten Dieter Heckmann ins Rennen.

 Sulzbachs Bürgermeister Michael Adam.

Sulzbachs Bürgermeister Michael Adam.

Foto: Robby Lorenz

Für die Freien Wähler kandidiert der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Dieter Holzapfel (Verwaltungsangestellter); der Werkzeugmacher Dieter Müller wurde von der AfD nominiert. Adam sucht bei seinen Sommertouren durch alle Stadtteile den direkten Kontakt zu den Menschen. Der Amtschef forcierte in den vorigen Jahren die Sanierung der Infrastruktur, legte aber auch großen Wert auf die überregionale Wahrnehmung Sulzbachs als Stadt der Kunst.

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