Regionaler Leitartikel Neue Fahrradzone ist ein trendy Luftikus

Meinung | Saarbrücken · Die Landeshauptstadt hat im Nauwieser Viertel seit zwei Monaten eine neue Fahrradzone. Für die Stadt ein Aushängeschild. Nur, Sinn macht sie keinen.

Neue Fahrradzone in Saarbrücken ist ein trendy Luftikus
Foto: BeckerBredel

Das Bundesverkehrsministerium hat das Instrument der Fahrradzone eingeführt, um Mobilität „sicherer, klimafreundlicher und gerechter“ zu machen. In Saarbrücken ist davon kaum etwas zu spüren. Denn der motorisierte Verkehr im Nauwieser Viertel ist seit Einführung der Zone keinen Deut weniger geworden. Muss er auch nicht: An den Straßen­eingängen zum Viertel heißt es lediglich „Anlieger frei“. Rechtlich ein schwammiger Begriff und praktisch ein zahnloser Tiger. Es ist jedem erlaubt, der im Viertel etwas zu erledigen hat (Friseur, Einkaufen, etc.), hier durchzufahren und zu parken. Und wer hier nichts zu tun hat, dem wird es auf Nachfrage sicher nicht schwer fallen, ein bisschen zu flunkern. Wer sollte das auch kontrollieren? Nein, würde man es mit der Fahrradzone ernst meinen, müsste man den motorisierten Verkehr ausschließen oder zumindest auf Anwohner reduzieren. Dem Klima hilft die Saarbrücker Fahrradzone also nichts. Und dem Radverkehr?

Radler haben dort jetzt mehr Rechte. Sie können etwa nebeneinander fahren. Damit sie ausweichen und Autos vorbei lassen können (was realitätsfremd anmutet), sind hier und da Parkplätze gestrichen worden. Folglich kreisen Autos nun länger durchs Viertel, um einen Parkplatz zu finden. Der motorisierte Verkehr ist also eher gewachsen.

Vor allem aber kann eine Fahrradzone natürlich nur dann ihren Trumpf ausspielen, wenn Radfahrer dort auch weitgehend ungehindert vom motoriserten Verkehr in die Pedale treten können. Radfahrern nur mehr Rechte, aber nicht mehr Platz einzuräumen, dürfte ihnen und der Attraktivität des Radverkehrs wenig nützen. So ist die Saarbrücker Fahrradzone nichts anderes als ein unschönes Beispiel für Symbolpolitik, deren Alltagstauglichkeit man offenbar als nebensächlich betrachtet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort