Die Rathhäuser wurden gestürmt Narren nehmen sich mit Macht die Schlüssel

Sulzbach-/Fischbachtal · Trotz großer Gegenwehr müssen die Bürgermeister von Dudweiler, Friedrichsthal, Quierschied und Sulzbach ihre Amtssitze räumen.

 Beim Rathaussturm in Friedrichsthal übernahmen am Freitagnachmittag die Gardemädchen den Schlüssel von Bürgermeister Rolf Schultheis.

Beim Rathaussturm in Friedrichsthal übernahmen am Freitagnachmittag die Gardemädchen den Schlüssel von Bürgermeister Rolf Schultheis.

Foto: Iris Maria Maurer

Die Machtübernahme der Narrenscharen ist in den drei Kommunen unserer Region und im Stadtbezirk Dudweiler am Freitagabend überall geglückt. Unblutig, aber mit viel Humor konnten die Vertreter der Karnevalsvereine die vier Verwaltungschefs davon überzeugen, die Schlüssel ihrer Rathäuser an die Faasebooze abzugeben. Die Geschicke der Kommunen leiten die Narren jedoch nur bis zum Aschermittwoch. Ob die Bürger den Unterschied merken?

Bürgermeister Rolf Schultheis jedenfalls hatte in Friedrichsthal nichts zu lachen. „Du roter Rolf, du Hexemeister, willst uns die Tour noch schnell vermasseln“, hieß es seitens der wutschnaubenden Narrenschar, bestehend aus Vertretern der NKV, der Kneisjer vom Hoferkopp und von Blau-Weiß Friedrichsthal. Unterstützung erhielten sie von den Gebrüdern Hauch mit ihren Böllerschüssen. „Ene mene Mäusedärme, aus dem Fuß weicht alle Wärme“, versuchte sich der Bürgermeister an hilfreichen Zaubersprüchen. Doch ohne Fortune: „Reich rüber uns den Rathausschlüssel, zum Dank gibt’s dann auch viel Geküssel!“ Dem konnte Schultheis nicht widerstehen und übergab sowohl Schlüssel als auch Macht. Mit viel Feierei im Festsaal endete die freundliche Übernahme. Schunkler zur Musik von Wolfgang Geiger und gute Bewirtung durch den Heimat- und Verkehrsverein rundeten den Abend ab.

„Die Mariecher und die Gardemädels fluche, die wolle de Michael Adam endlich suche“, leitete Julia Bramer die Verhandlungen in Sulzbach ein. Gemeinsam mit Kollege Tim Kehl übernahm die Närrin von der Kajuka die Wortführung in der Salzstadt. Laute Unterstützung erhielten sie von den Pänz aus Neuweiler und allen weiteren Beteiligten: „Bürgermeister von Sulzbach, werd’ endlich wach“, riefen sie im Chor. Der Verwaltungschef war nach dem Büroschlaf offensichtlich gereizt: „Von euch kommt immer nur heiße Luft, und peng peng peng, schon ist die verpufft“, rief er den Narren entgegen. Mit blau-weiß-roter Frauenpower und mit Unterstützung von fetzigen Klängen der Nodepirade schob sich die Narrenschar an dem Bollwerk aus Stadträten vorbei und erstürmte letztlich die Aula-Mauer. Dem Verwaltungschef blieben nur noch die Kapitulation und das Herausrücken seines geliebten Schlüssels. Der restlichen Feier musste er in Handschellen beiwohnen.

Vom Rathausbalkon aus verfolgte Lutz Maurer in Quierschied den Ansturm der Narrenschar aus der Marienstraße. Die drei Vereine Quierschder Wambe, Saargold Fischbach und der KV Von der Höh hatten sich nicht lumpen lassen, wollten den Bürgermeister gemeinsam aus dem Amt jagen und sich den Schlüssel zum Rathaus besorgen. „Der Schliessel passt glawisch aach do owwe uff sei komische Qulisse, do mache man dann e Kneip off unn feiere es ganze Johr Fasend“, drohten die Booze. Der Verwaltungschef konterte: „Mir langt eier Gelaber. Ich komme jetzt do runner unn dann schmeiß ich eich von eirer Bühne erunner“. Doch seinen Abstieg bereute er sofort: Die Gardemädchen nahmen ihn fest und legten ihm Handschellen an. Nach dem Umzug in die Jahnturnhalle ließ man dort den Abend versöhnlich ausklingen.

 Beim Rathaussturm in Sulzbach übernahmen die Gardemädchen und andere Narren in der Aula den Schlüssel von Bürgermeister Michael Adam.

Beim Rathaussturm in Sulzbach übernahmen die Gardemädchen und andere Narren in der Aula den Schlüssel von Bürgermeister Michael Adam.

Foto: Iris Maria Maurer
 Die Narren der Quierschieder Fastnachtsvereine übernahmen vor dem Rathaus den Schlüssel von Bürgermeister Lutz Maurer. Von links: Janica Schumacher, Wolfgang Schug und Ralf Kipper.

Die Narren der Quierschieder Fastnachtsvereine übernahmen vor dem Rathaus den Schlüssel von Bürgermeister Lutz Maurer. Von links: Janica Schumacher, Wolfgang Schug und Ralf Kipper.

Foto: Iris Maria Maurer
 Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz musste sich am Ende dem Kinderprinzenpaar, Mario I. und Angelina I., sowie den sieben Dudweiler Karnevalsvereinen geschlagen geben.

Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz musste sich am Ende dem Kinderprinzenpaar, Mario I. und Angelina I., sowie den sieben Dudweiler Karnevalsvereinen geschlagen geben.

Foto: Iris Maria Maurer

„Dudweiler ist nun frei, es lebe bei uns die Narretei“, freute sich Prinz Mario I. vom Kaltnaggischer Gardisten Corps. Seine Angetraute, Prinzessin Angelina I., gab ihm Recht: „Es lebe nun der Frohsinn pur, dies ist besser als jede Kur.“ Gemeinsam mit der versammelten Narrenschar aller Dudweiler Karnevalsvereine – DCC, Geisekippcher, Grüne Nelke, HKV, KGC und KG Pfaffenkopf – und mit Werner Jungfleisch als Verhandlungsführer war es dem Paar gelungen, die Macht an sich zu reißen. Nach dem Verhandlungsaufschub am vergangenen Mittwoch (wir berichteten) stand Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz den Karnevalisten am Freitagabend machtlos gegenüber. „Eure Bemühungen sind für die Katz, verschwindet hier von meinem Platz“, bat er dennoch. Doch den stürmenden Gardisten, Garden, Funkenmariechen und restlichen Faasendbooze hatte er nichts entgegenzustellen. „Stürmt mit geballter Kraft und nehmt sie alle in Haft“, sagte Jungfleisch. Schwarz landete in Ketten, und die Narren enterten das Rathaus. Für die kommende Zeit hat Prinzessin Angelina I. bereits die Ernennung von Saarbrücken zu ihrem Königreich in Aussicht gestellt. Gefeiert wurde dennoch einträchtig – im Bürgerhaus.

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