Nach 36. Todesfall Drogenbeauftragter Kolling sucht neue Wege

Saarbrücken · Bereits 36 Todesopfer in diesem Jahr. Landkreise sollen künftig Beratung der Süchtigen übernehmen.

 Die Zahl der Drogentoten steigt im Saarland seit Jahren.

Die Zahl der Drogentoten steigt im Saarland seit Jahren.

Foto: dpa/dpaweb/Kay Nietfeld

Nachdem kürzlich der 36. Drogentote 2019 im Saarland von der Polizei gemeldet worden ist, hat der Landesdrogenbeauftragte Stephan Kolling (CDU) am Mittwoch eingeräumt: „Wir müssen neue Wege der Betreuung und Suchtberatung gehen. Die Entwicklung zeigt, dass die bisherigen Instrumente der Hilfe nicht ausreichen.“

Im Zuge dessen hat Kolling, der auch Staatssekretär im Sozial- und Gesundheitsministerium ist, seinen Experten-Beirat zu einer Sondersitzung einberufen. Es sollen neue Lösungsmöglichkeiten diskutiert und dabei auch Erfahrungen aus der Großregion miteinbezogen werden.

Fest steht bereits seit diesem Jahr, dass im Doppelhaushalt 2019/20 zusätzlich 390 000 Euro jährlich in die Drogenhilfe investiert werden sollen. Insgesamt investiert das Gesundheitsministerium 1,9 Millionen Euro in die Suchthilfe. Geplant ist außerdem, den Bereich Suchtberatung künftig von den Landkreisen und dem Regionalverband Saarbrücken übernehmen zu lassen. Martin Luckas, Geschäftsführer des Landkreistags, sagte der SZ zu dieser Neuerung: „Entscheidend ist, wie das Konzept aussehen wird, weil die Trennung zwischen Drogenberatung und -prävention nicht so einfach ist.“ Sofern die Finanzierung geklärt werde, habe der Landkreistag keine Bedenken bei diesen Plänen.

Peter Becker vom Drogenhilfezentrum (DHZ) Saarbrücken ist zuversichtlich, dass sich die geplanten Änderungen positiv auswirken werden. Zwar sei selbstverständlich jeder Drogentote einer zuviel. Dennoch: Ohne die Angebote des Drogenhilfezentrums, die sich in jüngster Vergangenheit spürbar verbessert hätten, wären womöglich noch mehr Menschen gestorben, so Becker.

Ein wichtiger Aspekt sei dabei das Naloxon-Programm. Naloxon ist ein Opiat-Antagonist, der Heroin-Abhängigen bei einer Überdosis das Leben retten kann. Seit 2017 schule man daher Betroffene im Umgang mit dem Notfallmedikament. Kürzlich habe man das Procedere vereinfacht: Statt eines persönlichen Beratungsgesprächs mit einem Arzt können Betroffene sich nun auch telefonisch vom DHZ beraten lassen. „Das ist wichtig, da es Betroffenen häufig schwerfiel, die festen Termine wahrzunehmen, die wir im DHZ angeboten haben“, sagte Becker. Er betonte, dass acht Menschen durch das Programm im laufenden Jahr das Leben gerettet werden konnte.

Eine weitere Neuerung betrifft den Drogenkonsumraum, in dem seit diesem Jahr auch Menschen Zutritt haben, die an einem Substitutionsprogramm teilnehmen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass es kontraproduktiv sei, diese Süchtigen von diesem sicheren, überwachten Umfeld auszuschließen, nur weil sie einen Rückfall erleiden, während sie substituierten. Darüber hinaus seien dem DHZ für das nächste Jahr zwei weitere Streetworker zugesichert worden.

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