Ramadan in Corona-Zeiten Gemeinsames Fastenbrechen auf Youtube und Instagram

Saarbrücken · Wenn heute Nacht die Mondsichel nach dem Neumond erscheint, beginnt für Muslime der heiligste Monat des Jahres: Ramadan. Während dieser Zeit wurde nach islamischer Auffassung der Koran herab gesandt.

Doch der Ramadan wird in diesem Jahr anders sein als sonst. Das abendliche Fastenbrechen wird nicht in größerer Gemeinschaft stattfinden. Keine Treffen in Moscheen, kein geselliges Zusammensein. Die politisch verfügte Einschränkung religiöser Versammlungen wegen der Corona-Pandemie verbietet das. Gemeinsame Gebete und Veranstaltungen im Fastenmonat wurden abgesagt.

Der mitgliederstärkste Verband von Muslimen im Saarland, Ditib, macht sich deshalb wie viele andere Organisationen die sozialen Medien zunutze. Ramadan wird dieses Jahr nicht in der Moschee, sondern auf Facebook, Instagram und Youtube begangen. Von morgen an bis zum Zuckerfest (Bayram) am 24. Mai wird so etwa jeden Mittag um 12 Uhr ein Imam auf Youtube Suren aus dem Koran zitieren, erklärt Halil Altintas, Landesjugendvorsitzender von Ditib im Saarland. Da die Suren auf Arabisch zitiert würden, richte sich das Angebot somit nicht nur an türkisch-stämmige Muslime, für die Ditib in erster Linie steht, sondern auch an alle anderen gläubigen Muslime. Zu finden seien die täglichen Rezitationen unter „ditibbundesverband“ sowohl auf Youtube als auch auf Instagram. Ditib („Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“) hat im Saarland nach Angaben des Landesvorsitzenden Erkan Kahveci rund 10 000 Mitglieder. Er schätzt, dass dies etwa ein Siebtel aller im Saarland lebenden Muslime ist.

Auch auf die Pandemie hat die Union im Saarland reagiert. In jeder der zehn Ditib-Gemeinden im Saarland werden Hilfen für Corona-Risikogruppen angeboten. „In jeder Gemeinde stehen Freiwillige bereit, um etwa für ältere Menschen einzukaufen oder ihnen sonstwie im Alltag zu helfen“, erklärt der Landesjugendvorsitzende Altintas. Kontaktmöglichkeiten gibt es im Internet unter www.ljv.ditib-saarland.de oder auf Instagram unter @ditibljvsaarland.

In den zurückliegenden Wochen hätten Ditib-Mitglieder bereits Mundschutzmasken selbst genäht und an Krankenhäuser im Saarland verschenkt, berichtet der Landesvorsitzende Kahveci. Und ein muslimischer Backwarenbetrieb aus Völklingen habe in Kliniken kostenlos seine Produkte verteilt. „Ditib will nicht nur Muslimen helfen“, erklärt Kahveci. „Wir beten zu Gott, dass wir alle zusammen Corona überstehen und gesund bleiben.“ Angesprochen auf die häufigen Vorwürfe gegenüber Ditib in Deutschland beteuert der Landesvorsitzende, dass es keine politische Einflussnahme von Seiten der Türkei „auf unsere Arbeit gibt“. Im Saarland wird der Islamunterricht an Schulen von Ditib mitorganisiert.

Dass das Fasten an Ramadan den Körper schwächt und damit anfällig für Viren macht, ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht belegt. Gesunde Menschen sollten in der Lage sein, wie in früheren Zeiten zu fasten, heißt es. „Und Kinder, Schwangere, chronisch Kranke und Ältere sind ohnehin nicht verpflichtet zu fasten“, sagt Altintas. Für alle anderen sei Fasten sogar gesund.

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