Musikfestival „Lieder unterm Dach“ in Bildstock Bewährte Mischung der Genres im Rechtsschutzsaal

Bildstock · Das traditionelle Musikfestival „Lieder unterm Dach“ in Bildstock will mehr sein als eine reine Musikveranstaltung. Neben guter Unterhaltung sollen auch gesellschaftliche und politische Botschaften musikalisch unter die Leute gebracht werden – so wie am Sonntag.

 Gitarrist Ro Gebhardt mit seinem Quartett „International“ und Sänger Armindo Ribeiro (links) begeisterte beim Musikfestival „Lieder unterm Dach“ in Bildstock.

Gitarrist Ro Gebhardt mit seinem Quartett „International“ und Sänger Armindo Ribeiro (links) begeisterte beim Musikfestival „Lieder unterm Dach“ in Bildstock.

Foto: Petra Pabst

„Ich wusste ja gar nicht, dass es hier einen so schönen Veranstaltungsort gibt", schwärmt Petra Jung aus Saarbrücken. Sie ist zum ersten Mal im Rechtsschutzsaal und ist zu dem Konzert von „Mon mari et moi“ gekommen, die am Sonntag im Rahmen des diesjährigen Musikfestivals „Lieder unterm Dach“ spielten. Die tiefgründigen und humorvollen deutschsprachigen Texte des bekannten Duos regen einerseits zum Nachdenken an, sorgen aber andererseits auch für gute Laune bei ihren Zuhörern. Bei den eigenwilligen und ironisch-witzigen Liedern kamen am Sonntag nicht nur Freunde des Chansons auf ihre Kosten.

Zuvor hatte die Band „Liedstöckel“ den Auftakt zum Festival gegeben. Schon 2015 waren sie dabei, als das Bildstocker Musikfestival von Musiker, Friedenskämpfer und Gewerkschafter Peter Balnis ins Leben gerufen wurde. Mit dieser Band hatte er viele Jahre gemeinsam musiziert und gesungen. Anfang 2016 verstarb Balnis plötzlich an den Folgen einer OP. „Lieder unterm Dach“ sind auch als Reminiszenz an den Begründer gedacht, und so war es fast selbstverständlich, dass „Liedstöckel“ mit ihrer Musik aus der Folk- und Liedermacherszene wie schon in den Jahren zuvor dabei waren, um die Köpfe, Herzen und Gliedmaßen des Publikums gleichermaßen in Bewegung zu bringen.

Aus Saarbrücken waren Volker Jung und Gisela Däges gekommen. „Wir sind regelmäßig hier zu Gast“, erzählen sie. „Von den beiden ersten Konzerten des Tages waren wir sehr begeistert, sehr unterschiedlich, aber beide wunderschön. Und jetzt freuen wir uns auf den dritten Act“, erklären sie. Insgesamt fünf ganz unterschiedliche musikalische Formationen sorgten über den Tag für begeisterte Zuhörer und ausgebuchte Konzerte. „Ich wohne in der Nachbarschaft und müsste verrückt sein, wenn ich die Nähe nicht nutzen würde“, erklärte Bernd Hussong, der ebenfalls gerne zu den Veranstaltungen rund um das älteste Gewerkschaftsgebäude Deutschlands kommt. Karlheinz Fuchs aus Saarbrücken begleitete ihn. „Wir machen heute Kulturtag. Die Auswahl der Musiker ist immer toll und abwechslungsreich. Ein Pflichtprogramm für uns.“

„Lieder unterm Dach“ sind mehr als eine Musikveranstaltung. Neben guter Unterhaltung werden auch gesellschaftliche und politische Botschaften musikalisch unter die Leute gebracht. Christina Tsiakiris kümmert sich seit 2019 um das kulturelle Programm an diesem geschichtsträchtigen Ort. Sie achtet darauf, dass – ganz in der Tradition des Festivals – vor allem Musiker zu Gehör kommen, die aussagekräftige Texte mit Tiefgang haben. „Ich lege Wert sowohl auf Inhalte als auch auf gute Musik und versuche, eine gute Mischung der Genres zusammenzustellen. Heute gibt es Jazz, französische Chansons und deutsche Lieder, aber auch Songs in englischer oder spanischer Sprache“, führt sie aus.

Dass die Konzerte wegen des trüben und kalten Wetters nicht im wunderschönen Biergarten stattfinden konnten, trat der Stimmung insgesamt keinen Abbruch. Das Duo „Musikandes“ überzeugte mit großartiger lateinamerikanischer Musik im Stil der Nueva Canción. In deutscher und spanischer Sprache trugen David Beyer und Daniel Osorio Lieder vor, die voller Melancholie von Sehnsucht und Hoffnung nach Frieden und Freiheit erzählten. Insgesamt 14 Instrumente spielten die beiden Künstler von Gitarren über Charrangos, diversen Flöten und Trommeln und sangen vom Leben ohne Grenzen, von Solidarität und von den Träumen einfacher Menschen. Das Publikum war begeistert.

Einen musikalischen Kontrast bot anschließend Gitarrist Ro Gebhardt mit seinem Quartett „International“. Am Bass sorgte dessen 14 Jahre alter Sohn Alec – ein wahres Naturtalent – für den richtigen Groove. Gemeinsam mit Armindo Ribeiro als Sänger, Keyboarder und Akkordeonist und mit Jean-Marc Robin am Schlagzeug präsentierten sie mit viel Spielfreude einen Mix aus Eigenkompositionen und kreativen Bearbeitungen von Jazz-Klassikern und sorgten damit für nickende Köpfe und wippende Füße bei den Zuhörern. Die vier Musiker heizten mit ihrem facettenreichen Spiel ordentlich ein und ernteten verdient begeisterten Applaus.

Das Publikum war zum Teil aus dem ganzen Saarland nach Bildstock gekommen. Sogar aus Luxembourg war jemand angereist. Die wohl weiteste Anreise hatte aber wohl das Marie-Baraton-Trio aus Paris, die den Festivalabend mit ihren poetischen und tiefgründigen Chansons abrundeten. Mit ihren Liedern schlug die charismatische Sängerin geschickt den Bogen zwischen dem typischen Pariser Chanson und heutiger Chansonpoesie. Begleitet wurde sie von Pierre-André Athané und von Michel Hamont an der Gitarre. Am Ende waren sich alle einig: Dies war wieder ein Konzerterlebnis der besonderen Art.

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