Müllberg an der Luisenbrücke Das Geheimnis hinter dem Schrott aus der Saar

Saarbrücken · Der Müllberg aus verschlammtem Metall, der vorige Woche über Nacht an der Luisenbrücke aufgetaucht war und die Behörden vor ein Rätsel stellte (wir berichteten), stammte wirklich von einem Magnetfischer.

 Schrott aus der Saar wie Absperrgitter und Einkaufswagen gab der Stadt Saarbrücken sowie der Schifffahrtsverwaltung zunächst Rätsel auf.

Schrott aus der Saar wie Absperrgitter und Einkaufswagen gab der Stadt Saarbrücken sowie der Schifffahrtsverwaltung zunächst Rätsel auf.

Foto: BeckerBredel

Der hatte vier Einkaufswagen, Fahrräder, Absperrgitter, einen Elektroroller, Fahrradständer und Kleinteile aus dem Wasser gezogen und am Willi Graf-Ufer zu einem Schrottberg angehäuft. Passanten stellten die Bilder der verschlammten Fundstücke ins Netz. Auf SZ-Anfragen zeigten sich Stadt und Schifffahrtsverwaltung überrascht von der Schrottsammlung.

Das Wasserschifffahrtsamt (WSA) lag richtig, als es Magnetfischer hinter dem Fund vermutete. Der Verursacher des Schrottberges hat sich inzwischen bei der SZ gemeldet. Peter F. (Name geändert) sandte Bilder von seiner Aktion. Sie zeigen, wie er Gitter. Fahrräder und ein grünes Leih-Elektromoped mit einem Magneten an einer roten Leine aus der Saar zieht. Die SZ hat den Namen geändert, weil Magnetfischen in einer Bundeswasserstraße verboten ist. Das WSA hatte vermutet, dass es den Magnetfischern vor allem um eine Art Schatzsuche gehe, denn neben Müll ließen sich Münzen, Militaria oder andere Wertsachen finden. Hier sieht sich Peter F. in die falsche Ecke gestellt: „Ich gehe diesem Hobby nicht nach, um Geld zu verdienen oder Schätze zu finden. Mir ist es wichtiger, dass der Müll aus dem Wasser kommt. Zäune und E-Scooter, die Lithium enthalten, das im Wasser nichts zu suchen hat und die Umwelt belasten könnte, will ich beseitigen“, schrieb er.

Den Müll habe er am Ufer abgestellt, eine Entsorgung habe er nicht in Auftrag gegeben. „Wer den Müll mitgenommen hat, kann ich nicht sagen.“ Da der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE) nach den SZ-Recherchen Mitarbeiter zur Saar schickte, die keinen Müll mehr fanden, kommt ein Schrottsammler als Entsorger in Frage. Peter F. sieht sich als Umweltaktivist, das WSA sieht seine Aktion kritisch. Das Magnetfischen könne Gefahren auslösen, erklärt Jörg Lergon vom WSA. „Diese Magnete können Gewichte bis deutlich über 100 Kilo heben. Wenn sie aber an eine unserer Metallspundwände kommen oder der Gegenstand zu schwer ist, dann muss der Magnetfischer seine Angel aufgeben, weil der Magnet sich nicht mehr löst. Er wirft die Schnur ins Wasser oder schneidet sie ab. Dann haben wir im Wasser eine treibende Schnur, die Schiffsschrauben umwickeln und blockieren kann. Riskant ist auch, wenn sich ein Metallgegenstand, der flach in der Fahrrinne liegt, aufrichtet und die Angel dann abreißt. Dann kann ein zuvor harmloser Gegenstand einen Schiffsboden beschädigen.“

Einige der geborgenen Sachen waren außerdem gestohlen oder unterschlagen und konnten nach der Entsorgung den Eigentümern nicht mehr zurückgegeben werden. Und den Fahrradständer aus Metall hätte die Stadt nach Reinigung wiederverwenden können. Das Gleiche dürfte für die Absperrgitter gelten.

Die Polizei hätte von den Funden gern vor der Entsorgung erfahren, denn die wenigsten Dinge dürften der Eigentümer in die Saar geworfen haben. „Wir hätten gern die Möglichkeit gehabt, Eigentümer zuzuordnen“, sagt Polizeisprecher Stephan Laßotta.

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