Serie „Was macht eigentlich...?“ Mister Festival holt die Puppen auf die Bühne

Saarbrücken · Christian Caimacan setzt Akzente im Kulturleben. Von Saarbrücken reist er oft nach Rumänien. Und er bewirkt dort viel.

 Renate Schäfer und Christian Caimacan vor dem Büro des Saarbrücker Theaterfestivals Perspectives.

Renate Schäfer und Christian Caimacan vor dem Büro des Saarbrücker Theaterfestivals Perspectives.

Foto: Werner Wunderlich

Lange Jahre war Christian Caimacan in der Landeshauptstadt so etwas wie ein Mister Festival. Eines, die Perspectives, hat der gebürtige Rumäne, der 1981 mit 26 Jahren in Saarbrücken und 1983 beim Kulturamt landete, fast von Anfang an als Mitarbeiter begleitet und fünf Jahre geleitet. Ein anderes, das Intermarionett, hat er sogar begründet.

Zehn Jahre leitete er das erste und einzige internationale Figurentheaterfestival, das der Landeshauptstadt. Zu einer Zeit, als sich die meisten unter Puppentheater nur die Augsburger Puppenkiste und Verkehrskasper vorstellen konnten, eröffnete das Festival aufregende neue Horizonte. Intermarionett brachte Truppen aus der ganzen Welt in die Stadt. Heutige Stars wie Philippe Genty oder Neville Tranter, die Figurentheater als anspruchsvolle Theaterkunst darboten.

Als der Stadt das Festival zu teuer wurde, wandelte Caimacan es um in eine kleine, aber feste Figurentheaterspielstätte, erst in einem Nebenraum der Garage, dann im Keller des Rathauses.

2011, als sich die Stadt von Caimacan getrennt hatte, hörte man nichts mehr von ihm. Was er macht? Noch immer wohne er mit seiner Frau, der Puppenspielerin Adela Caimacan, in Saarbrücken. Und er fährt wieder öfter nach Rumänien, denn dort sind seine Erfahrungen und Kenntnisse als Theaterfestival-Manager sehr gefragt. So engagierte ihn etwa das städtische Marionettentheater Arad in der gleichnamigen Stadt im Banat in diesem Frühjahr als künstlerischen Leiter für sein internationales Figurentheaterfestival.

„Damit schließt sich der Kreis wieder“, erzählt Caimacan lächelnd. Denn beim Arad Theater hatte er einst, bevor das Land verließ, eineinhalb Jahre mitgearbeitet. „Damals habe ich mich mit dem Puppentheatervirus infiziert“, sagt er. Seit vier Jahren arbeitet Caimacan außerdem mit dem nationalen Theaterfestival, dem größten des Landes, in Bukarest zusammen. Das Festival finde jedes Jahr Ende Oktober statt und biete um die hundert Vorstellungen in zehn Tagen, erzählt Caimacan. Zu sehen gebe es dort, ähnlich wie beim Berliner Theatertreffen, die besten rumänischen Produktionen des Jahres.

Da die Rumänen aber nicht im eigenen Saft schmoren wollen, hat das Festival auch ein internationales Programm. Dort arbeite er als Berater und mache Vorschläge, vermittle und organisiere einige der Gastspiele. Wie man das macht, das hat Caimacan, der viele Sprachen spricht, bei den Perspectives gelernt. Oft hat er es dabei mit alten Bekannten zu tun. Mit dem Choreografen Angelin Preljocaj etwa. „Dieses Jahr, das war ein großes Projekt, habe ich Preljocaj mit ‚Romeo und Julia‘ und mit seinem Film ,Polina’ nach Bukarest geholt und dazu Juliette Binoche mit ihrem Programm ‚Barbara‘, erzählt Caimacan. Binoche schlüpft dabei in die Rolle der französischen Sängerin.

Die Theater und das Publikum in Rumänien seien sehr interessiert an einer kulturellen Öffnung nach Westen, sagt Caimacan. „Sie wollen viel sehen, viel erleben.“ Durch den Weggang nach Saarbrücken habe er die rumänische Szene nicht mehr so gut gekannt, stelle aber nun fest, dass sie sich sehr viel weiterentwickelt habe.

„Es gibt eine neue Generation von Schauspielern, sie ist sehr talentiert, sehr gut“, erklärt er. Die ganze Art zu spielen ändere sich, das komme durch die Öffnung. Aber auch in Saarbrücken verfolgen Caimacan und seine Frau Adela das Kulturleben immer noch mit großer Neugier. Seit er in der Stadt nicht mehr Mister Festival ist, hat er dafür endlich auch mehr Zeit.

 „Der kleine Herr Winterstein“, eine der Aufführungen im „InterMarionett-Theater“, erzählt ein jüdisches Schicksal aus der Nazi-Zeit.

„Der kleine Herr Winterstein“, eine der Aufführungen im „InterMarionett-Theater“, erzählt ein jüdisches Schicksal aus der Nazi-Zeit.

Foto: bilderwerk
 Der Herr der Puppen: Christian Caimacan auf einem Foto von 2004 in seinem damaligen Figurentheater in der Garage.

Der Herr der Puppen: Christian Caimacan auf einem Foto von 2004 in seinem damaligen Figurentheater in der Garage.

Foto: Fine Art Press/Uwe Merkel

„Ich bin ja mit 62 auch nicht mehr der Jüngste“, sagt Caimacan mit einem Seufzer. „Ich gehe viel spazieren, durch Adela habe ich die Natur entdeckt, und ich lese“, sagt er über seine neuen Hobbys. Doch ganz ohne Festivals könnte er wohl nicht leben. Caimacan: „Man sagt sich immer: ,Ich werde es jetzt ruhiger angehen lassen’. Dann kommt eine Anfrage, und dann machst du es doch.“

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