Ein Jahr OB Uwe Conradt und Bewertungen aus der Kommunalpolitik Von der SPD kommt eine „Vier minus“ – von der CDU viel Lob

Saarbrücken · Seit einem Jahr ist der Christdemokrat Uwe Conradt Saarbrücker Oberbürgermeister. Ein Kritiker aus der Opposition und ein Parteifreund ziehen Bilanz.

 Mirco Bertucci, Fraktionsvorsitzender der SPD.

Mirco Bertucci, Fraktionsvorsitzender der SPD.

Foto: BeckerBredel

Der Fraktionschef der SPD im Saarbrücker Stadtrat, Mirco Bertucci, stellt dem Oberbürgermeister und seiner Koalition aus CDU, Grünen und FDP ein schlechtes Zeugnis aus: „Vieles wurde im Wahlkampf versprochen, nach einem Jahr präsentieren Uwe Conradt und seine Jamaika-Koalition aber ein ernüchterndes Ergebnis – in Schulnoten bestenfalls Vier minus.“ Die Koalition sei schon zerstritten, dem OB fehle Führungskraft. Viele Vorhaben seien „nach ewigen Diskussionen mit halbgaren Kompromissen versehen“ oder gar „ganz verschlampt“ worden, sagt Bertucci und nennt die Erweiterung der Firma Woll oder den „CISPA Innovation Campus“, der nicht nach Saarbrücken komme. Außerdem stocke der Kita-Ausbau. Neue Flächen für Wohnungsbau würden eher verhindert als geschaffen – zu Lasten von Familien auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum.

Beim neuen Messe- und Kongressstandort habe Conradt erst im letzten Moment die Kurve gekriegt und viel Porzellan beim Land zerschlagen. Das mache wenig Hoffnung auf Verbesserung. Und auf der Fertigstellung des Ludwigsparks dürfe Conradt sich nicht ausruhen. Von der vollmundigen Ankündigung Jamaikas, Saarbrücken solle Vorreiter der Verkehrswende sein, bleibe nichts. Dafür führen E-Scooter einer Fremdfirma weitgehend ungeregelt in der Stadt herum. Von Fahrradstraßen und -zonen fehle dagegen jede Spur. Bertucci räumt ein, dass die Corona-Pandemie die Stadt vor Herausforderungen stelle. Aber gerade in dieser schweren Zeit unterstütze der OB nicht die sozial Schwachen. Fast alles sei bei den Ehrenamtlichen hängengeblieben. Und die angekündigte „Mitmachkommune“ offenbar stillschweigend ad acta gelegt. Und die Kulturschaffenden vermissten Fingerspitzengefühl. Der Freien Szene drohe Jamaika mit der Zerstörung von Strukturen, die „Saarbrücker Hefte“ habe Conradt am ausgestreckten Arm verhungern lassen. „Währenddessen wurden Posten in der Verwaltung an Parteifreunde verteilt und die Personal­­­decke beim Oberbürgermeister selbst aufgebläht.“ SPD-Fazit nach einem Jahr Conradt und Jamaika: „enttäuschend“.

 Peter Strobel, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Saarbrücken-Stadt.

Peter Strobel, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Saarbrücken-Stadt.

Foto: BeckerBredel

Der Saarbrücker CDU-Kreisvorsitzende Peter Strobel zieht eine positive Bilanz des ersten Conradt-Jahres. Er habe in verschiedenen Rollen überzeugt: Als zupackender Krisenmanager, kreativer Gestalter, routinierter Verwaltungschef und „als würdiger Repräsentant unserer Landeshauptstadt“. Strobel weiter: „Uwe Conradt war bei seinem Amtsantritt mit einer Vielzahl ungelöster Probleme konfrontiert. Ohne ein Wort der Kritik in Richtung der früheren Verantwortlichen ist er die Probleme mit hohem persönlichen Einsatz angegangen. Was er im ersten Jahr geleistet hat, ist überzeugend.“ Die Querelen bei der Berufsfeuerwehr seien erledigt, die Probleme beim Calypso routiniert gelöst. Am 1. Oktober sei die Wiedereröffnung mit neuem Betreiber.

Mit Blick auf den Ludwigspark sagt Strobel: „Uwe Conradt hat buchstäblich eine große Baustelle geerbt.“ Er habe seine Energie nicht für Schuldzuweisungen verwendet, sondern die Probleme gelöst. „Die Tatsache, dass der 1. FCS inzwischen wieder im Ludwigsparkstadion spielen kann, belegt die Richtigkeit seines Handelns“.

Eine Herausforderung für alle Kommunen sei natürlich die Situation um Corona. Strobel findet, die Stadtverwaltung habe mit dem Regionalverband und ehrenamtlichen Helfern die Krise gut gemeistert. Der Oberbürgermeister habe sich bis an die Grenze der Belastbarkeit engagiert und durch eine vorbildliche Kommunikation und Präsenz das Vertrauen in die öffentliche Verwaltung gestärkt. Ebenso habe er dabei den engen Kontakt zu den französischen Kommunen gesucht und gerade in dieser schwierigen Zeit die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gepflegt. Strobel sagt, Conradt habe das erste Jahr als Rathauschef auch genutzt, um die Verwaltungsstrukturen – etwa durch den Neuzuschnitt der Dezernate – zu optimieren. Darüber hinaus habe der Oberbürgermeister mit der Jamaika-Koalition im Stadtrat wichtige Impulse zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung geben, ohne dabei Umweltbelange zu vernachlässigen. Für den CDU-Kreisvorsitzenden steht fest: „Uwe Conradt ist ein dynamischer und würdiger Repräsentant der Landeshauptstadt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort