Krebserregendes Edelgas Land sucht noch Haushalte für Messung von Gefahrengas Radon

Saarbrücken · Zu dem Messprogramm von Radon-Konzentrationen in der Bodenluft im Saarland haben sich bislang 442 Haushalte angemeldet. Erforderlich sind jedoch rund 1200 Haushalte.

Das teilte das Umweltministerium auf SZ-Anfrage mit. Einzig in den Gemeinden Schiffweiler, Rehlingen-Siersburg, Saarwellingen und Blieskastel habe man mehr Anmeldungen erhalten als nötig. In allen 48 übrigen Gemeinden des Saarlandes würden noch immer Haushalte gesucht, die sich an dem Messprogramm beteiligen, teilte das Ministerium mit. Bis auf Weiskirchen gab es zwar in allen Gemeinden Anmeldungen, aber eben nicht genug.

Für das Messprogramm hat sich am Freitag ein Beirat konstituiert, der in der nächsten Woche mit einem Schreiben auch Kitas und Schulen zur freiwilligen Teilnahme an den Messungen aufrufen will. Zu dem Beirat gehören unter anderem Umweltverbänden, Städte und Gemeinden, Landkreistag, Kita-Träger, Mieterbund, Architektenkammer und das Bergamt.

Das Umweltministerium will spätestens im Februar damit beginnen, die Radon-Konzentrationen saarlandweit zu messen. Radon ist ein natürlich im Erdboden vorkommendes Edelgas, das in höheren Konzentrationen in der Atemluft das Lungenkrebs-Risiko erhöhen kann (wir berichteten). Für die Messungen sucht die Behörde 1200 Freiwillige im Saarland, die die Messgeräte (Dosimeter) für sechs bis zwölf Monate in ihren Wohnungen aufstellen.

Die Gesamtheit aller Ergebnisse soll Aufschluss darüber geben, wo im Saarland bis Ende 2020 gegebenenfalls Radon-Vorsorgegebiete aufgrund erhöhter Werte ausgewiesen werden müssen. Dies schreibt das neue Strahlenschutzgesetz vor, das Anfang des Jahres in Kraft trat. Dort ist auch ein Referenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter Bodenluft festgeschrieben worden. Wird dieser Wert in mindestens zehn Prozent der Gebäude auf dem Großteil einer untersuchten Fläche überschritten, gilt es als Vorsorgegebiet. Dort sollen dann strengere Regeln zum Schutz vor Radon gelten.

Umweltminister Reinhold Jost (SPD) hatte bei der Vorstellung des Messprogramms im Dezember bereits vor Panikmache im Zusammenhang mit Radon gewarnt. Dazu gebe es keinen Anlass oder entsprechende Erkenntnisse. Zudem sei man gegebenenfalls erhöhten Radon-Konzentrationen nicht hilflos ausgeliefert. „Da kann es vielleicht schon reichen, ein Zimmer regelmäßig zu lüften.“ Auch das Abdichten der Kellerräume kann in Frage kommen. Im Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz soll hierzu eine spezielle Beratungsstelle für Bürger eingerichtet werden.

Die durchschnittliche Radon-Konzentration in Wohnungen in Deutschland beträgt nach Expertenangaben etwa 50 Becquerel pro Kubikmeter. Etwa die Hälfte der natürlichen Strahlenbelastung des Menschen wird durch Radon verursacht. Hinzu kommen radioaktive Strahlenbelastungen durch die Medizin (u.a. Röntgen), Nahrungsmittel, Baustoffe (u.a. Granit und Klinker) und die Höhenstrahlung beim Fliegen. Der Transport von Radon wird unter anderem von der Durchlässigkeit des Bodens bestimmt. So sind die nach früheren Messungen höchsten Werte im Saarland auch im besonders durchlässigen Muschelkalk im Bliesgau gemessen worden.

Ob ein Zusammenhang zwischen erhöhten Radon-Konzentrationen und dem Bergbau besteht, ist umstritten. Die bereits vorliegenden Bodenluftmessungen aus dem Karbongebiet im Saarland, wo Kohle abgebaut wurde, seien „für Deutschland eher durchschnittlich“ gewesen, teilte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) unserer Zeitung bereits vor gut einem Jahr mit.

Wer an den Raumluftmessungen in Wohngebäuden teilnehmen will, muss einen Anmeldebogen ausfüllen – zu erhalten unter radon@umwelt.saarland.de oder postalisch beim Umweltministerium in Saarbrücken (Kepplerstr. 18).

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