Corona-Pandemie „Unser Vermieter unterstützt uns, wo er kann“

Regionalverband · In der Corona-Krise versuchen Mieter und Vermieter im Regionalverband, gemeinsame Lösungen zu finden. Einige private Vermieter fühlen sich jedoch von der Politik im Stich gelassen.

 Wegen der Corona-Krise gibt es einen gesetzlichen Kündigungsschutz für Mieter, die ihre Miete wegen der Pandemie in den Monaten April, Mai und Juni nicht zahlen können. Aber auch viele Vermieter im Regionalverband bereitet die aktuelle Situation Sorgen um die Zukunft. Die meisten sind auf die Mietzahlungen angewiesen.

Wegen der Corona-Krise gibt es einen gesetzlichen Kündigungsschutz für Mieter, die ihre Miete wegen der Pandemie in den Monaten April, Mai und Juni nicht zahlen können. Aber auch viele Vermieter im Regionalverband bereitet die aktuelle Situation Sorgen um die Zukunft. Die meisten sind auf die Mietzahlungen angewiesen.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

„Daher appelliere ich an alle Vermieter von Wohn- oder Geschäftsräumlichkeiten: Kommen Sie, wenn es Ihnen möglich ist, Ihren Mietparteien entgegen. Mittel- bis langfristig werden alle davon profitieren!“ Mit diesen Worten wandte sich Quierschieds Bürgermeister Lutz Maurer (parteilos) kürzlich an Immobilienbesitzer in seiner Gemeinde. In der Corona-Krise herrscht sowohl bei Mietern als auch Vermietern große Verunsicherung. Gewerbetreibende müssen ihre Läden schließen und erzielen keine Einnahmen. Angestellte sind in Kurzarbeit und bekommen weniger Gehalt. Doch die Miete muss trotzdem gezahlt werden. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche private Vermieter, die teils auf ihre Mieteinnahmen angewiesen sind und nun befürchten, Mieter könnten die kürzlich beschlossene Gesetzesänderung des Bundes missbrauchen.

Doch wie gehen Mieter und Vermieter im Regionalverband mit der schwierigen Situation um? „Der Vermieter unserer Lagerhalle unterstützt uns, wo er kann“, sagt Jonas Kirch, Geschäftsführer der Ulanen-Gastro GmbH in Saarbrücken. „Er hat uns sofort gesagt, wir sollen erst mal schauen, wie es weitergeht, und dann zahlen, wenn die Lage sich entspannt hat.“ Neben der Lagerhalle mietet die Ulanen Gastro GmbH unter anderem den Ulanen Pavillion am Saarbrücker Staden. Vermieterin ist dort die Stadt. Auch sie zeigte sich kulant. „Ich habe die Stadt angeschrieben. Die Verantwortlichen haben geantwortet, dass es zunächst mal keine Mahnung gibt, wenn wir nicht zahlen“, sagt Kirch. Wenn absehbar sei, wie die Corona-Situation sich entwickele, werde man sich mit Vertretern der Stadt treffen, um über die Mietzahlung zu sprechen.

Eine kürzlich beschlossene Gesetzesänderung des Bundes sieht einen Kündigungsschutz für Mieter vor, die ihre Miete wegen der Corona-Pandemie in den Monaten April, Mai und Juni nicht zahlen können.  Das befreie den Mieter jedoch keineswegs von der Zahlungspflicht, sagt Norbert Behle von der Interessengemeinschaft Haus und Grund Saarbrücken. Es handele sich auch nicht um eine Stundung, also Aufschiebung der Miete. Der Mieter müsse grundsätzlich normal zahlen. Ihm dürfe nur nicht gekündigt werden, wenn er es nachweislich aufgrund der Corona-Krise in den Monaten April, Mai und Juni nicht kann. Wenn der Mieter das Geld innerhalb von zwei Jahren, bis Ende Juni 2022, nicht nachgezahlt hat, entfalle der Kündigungsschutz. „Grundsätzlich sollten Mieter, die in Zahlungschwierigkeiten stecken, Kontakt mit ihrem Vermieter aufnehmen, um eine gemeinsame Lösung zu finden“, sagt Behle.

Auf gemeinsame Lösungen setzt auch Alexander Kleber, Geschäftsführer der Grosswald-Brauerei in Heusweiler. Sie ist Vermieterin mehrerer Gastronomen. „Wir gehen auf unsere Gastronomen zu und versuchen, sie zu unterstützen“, sagt Kleber. Wie die Lösungen letztlich aussehen, das sei von Fall zu Fall verschieden.

Doch nicht nur die Mieter brauchen Lösungen. Auch viele Vermieter sorgen sich um die Zukunft. So etwa eine 59-jährige private Vermieterin mit Immobilien in Güdingen und Völklingen. Sie erklärt: „Die privaten Vermieter werden von der Politik nicht berücksichtigt.“ Sie habe ihre Immobilien saniert und biete bezahlbares Wohnen an. Den Großteil der Darlehen für die Sanierungskosten tilge sie mit den Kaltmieten. Würden diese nicht gezahlt, wisse sie nicht, wie sie dafür aufkommen soll. Auch im Regionalverband gebe es viele Rentner, die beispielsweise eine Einliegerwohnung in ihrem Haus vermieten und auf das Geld angewiesen sind. Die 59-Jährige sieht die Politik in der Pflicht. Wie auch der Bundesverband von Haus und Grund fordert die 59-Jährige einen Rettungsschirm für private Vermieter. „Die Vermieter dürfen nicht im Regen stehen gelassen werden, denn auch viele von ihnen sind existenziell bedroht.“

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