Künstlerleben Froh auf der Bühne und im Weinberg

Saarbrücken/Freiburg · Michael Schmitter machte in Saarbrücken die Schauspielausbildung und danach Karriere. Nicht nur im Theater.

Wer sagt denn, dass nur geradlinige Lebenswege glücklich machen? Bevor Michael Schmitter 1985 seine Ausbildung auf der Saarbrücker Schauspielschule begann, hatte er schon etwas anderes ausprobiert.

Während seine Eltern hofften, dass er in ihre Fußstapfen tritt und eine Karriere als Naturwissenschaftler anstrebt, entschloss sich der Münchner zum Aussteigen. Statt zum Abi zog es den Zehntklässler in die Landwirtschaft. „Aber als ich nach der Lehre realisierte, dass das bedeutet, nie mehr Ferien zu haben, dachte ich, das schaffe ich nicht, und überlegte, was mir sonst noch Spaß macht“, erzählt der 59-Jährige.

Also holte er das Abi nach und landete in Saarbrücken. Eine „richtig lebendige“ Stadt, mit offenen, freundlichen Menschen und französischem Theater, nicht so geleckt wie München. Gerade in solchen Städten, die eher „unfertig“ wirkten, habe er sich später in seiner Karriere am wohlsten gefühlt.

Und die Schauspielschule? Da erinnert sich der Schauspieler vor allem an die Dozenten, die er interessant und anregend fand: an die Schauspielerin Michèle Klees, die Tai Chi unterrichtete, den Staatstheater-Schauspieler Matthias Kniesbeck, an einen Herrn Jakobi, der mit den Studenten Psychodrama machte, und ganz besonders an Wolfgang Engel. Dank eines Kulturabkommens von Oskar Lafontaine mit der DDR habe dieser großartige Regisseur vom Staatschauspiel Dresden nach Saarbrücken kommen, am Staatstheater inszenieren und die Schauspielstudenten unterrichten können.

„Er hat einem die Scheu genommen, forsch zu sein und sich nicht hinten anzustellen, er hat mich unheimlich geprägt“, sagt Schmitter über den Schweriner, der seine Karriere nach der Wende als Regisseur in Frankfurt/Main und Intendant in Leipzig fortsetzen konnte.

Auch Schmitter machte Karriere. Gleich nach dem Abschluss 1988 erhielt er ein Festengagement am Residenz-Theater München, wechselte nahtlos nach Göttingen, Freiburg und Mannheim, wo er jeweils fünf bis sechs Spielzeiten blieb. Gerade in Mannheim, noch so eine „unfertige“ Stadt nach Schmitters Geschmack, arbeitete er mit großen Regisseuren wie Thomas Langhoff, Hasko Weber und Jens-Daniel Herzog in großen Rollen.

So hätte es immer weitergehen können. Doch da Frau und Kinder, die ihm ab München immer nachgezogen waren, aus Freiburg nicht mehr weg wollten, beschloss er in Mannheim: Nie mehr Festengagement, nur noch frei arbeiten.

Das bedeutete Gastengagements von Frankfurt bis Berlin und Wuppertal, aber auch erste Arbeiten fürs Fernsehen. „Aber nur Kleingemüse“, sagt er. Von 2010 bis 2012 gab Schmitter in der „Lindenstraße“ den Arzt Dr. Ernesto Stadtler, dann verließ ihn die Lust. Anders als am Schauspiel auf der Bühne, dem er bis heute nachgeht. Aber das allein erfüllt Schmitter nicht völlig.

 Michael Schmitter. Foto: Bernard Schmitter

Michael Schmitter. Foto: Bernard Schmitter

Foto: Bernard Schmitter

Ihm fehlte die „Erdung“, da kam der Landwirt wieder durch. Vielleicht habe man im Alter ja das Bedürfnis, eine „Brücke zu seiner Jugend“ zu schlagen, vermutet er. „Vor vier Jahren habe ich begonnen, Wein anzubauen, vor drei Jahren habe ich mir am Kaiserstuhl den ersten Weinberg zugelegt“, erzählt der Schauspieler. Jetzt teilt er sich das Jahr auf: Im Winter gastiert er an Theatern, möglichst in der Umgebung, arbeitet im Sommer nur in seinem Weinberg, hat seit 1. Juli sogar einen eigenen Betrieb, das Weingut Schmitter. Man darf sich Schmitter als glücklichen Menschen vorstellen.

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