„Meine Welt“: Perlregen lässt die Töne perlen „Meine Welt“: Perlregen lässt die Töne perlen

Ommersheim/Saarbrücken · Die Gruppe „Perlregen“ gilt als neuer Stern am saarländischen Pophimmel: Am 9. März spielt sie im „Kaffeehaus“ in Ommersheim.

Im November ergatterten sie den zweiten Preis bei den Offerta Music Awards in Karlsruhe. Der Lohn: 500 Euro und ein Gutschein für eine größere Musikalienfachhandlung. Jetzt zündete die nächste Stufe der Erfolgs-Rakete. Die Saarbrücker Band „Perlregen“ stellte im ausverkauften Kulturbistro Malzeit ihre erste CD vor – „Meine Welt“ heißt das Album, das gerade als „CD der Woche“ die Hörer von SR3 in Verzückung versetzt. Es präsentiert zehn Titel aus der Feder von Sängerin Martina Schlaucher, die mit ihrem Partner, dem Gitarristen Thomas Lapp – die beiden firmieren außerdem unter dem Namen Makademia, quasi der Keimzelle von Perlregen – das Opus auch produziert hat. Und wie sich das für eine gehobene CD-Release-Party gehört, verpflichtete die durchstartende Kapelle nicht nur einen „Support Act“, so das neudeutsche Wort für Vorband, sondern bemühte eigens eine Moderatorin. Die hätte es freilich nicht wirklich gebraucht, denn eigentlich kommen Perlregen völlig unprätentiös rüber – und sympathische Ansagen machen und Persönliches aus dem Nähkästchen plaudern kann Martina Schlaucher selbst viel besser. In ihren Liedern verarbeitet sie verschiedene (autobiografische) Aspekte und räumt vor allem emotional besetzten Themen weiten Raum ein.

O-Ton gefällig? „Es sind die Freuden und die Tränen, die uns menschlich machen und miteinander verbinden. Alles, was wir erleben, prägt uns und macht uns zu der Person, die wir heute sind und morgen sein werden.“ Die dahinter liegende Botschaft: „Auch wenn wir uns manchmal nur als kleinen Menschen sehen, können wir trotzdem Großes bewirken und unser Leben selbst in die Hand nehmen. Dazu benötigen wir eine gute Portion Durchhaltevermögen, fantasiereiche Vorstellungskraft und natürlich auch ein wenig Leichtsinn.“

Hach ja – kleine Menschen, große Gefühle. Geschichten vom Hinfallen, Wiederaufstehen und Weitergehen, von der Zuversicht, Krisen in Chancen zu verwandeln, von der Hektik des Alltags, von Inseln des Nichtstuns und Genießens und von dem, was im Leben wirklich wichtig ist. Und über das Staunen, sich selbst im Radio zu hören.

Wie ließe sich das besser transportieren als mit Schlager-nahem, süffigem und zumeist fröhlichem Deutschpop, der bei der entsprechenden Klientel durchaus das Zeug zum Hit hat? In der ersten Konzerthälfte drang diese Musik leider nicht gut abgemischt ans durchaus geneigte Hörerohr: das Schlagzeug zu hart, der Bass zu dominant, die Akustik-Gitarre zu leise, und ausgerechnet die Stimme verlor sich im Gesamtsound.

Nach der Pause war alles deutlich transparenter und besser ausbalanciert; nun ließen sich diverse Feinheiten der Instrumentierung ausmachen, Schlauchers warmes und ausdrucksvolles Timbre kam viel besser zur Geltung. Am stärksten, weil pur, authentisch und intim, klangen die Lieder jedoch, wenn die Band auf elektronische Zuspielungen verzichtete.

Über-Arrangierung: Genau das war dem Support Act nicht vorzuwerfen. Der Trierer Songwriter Sebastian Schubmehl, genannt Smehl, schrammelte sein engagiertes Liedgut über die libidinösen Probleme von Mittzwanzigern hier gern im reduzierten Stakkato-Beat auf der Akustischen, adäquat minimalistisch begleitet von einem Cajon-Spieler. Doch auch Smehl kann sich nachdenklich geben, genau wie Schlaucher: Ihr Lied „Wiedersehen“ zu Ehren ihres verstorbenen Vaters bescherte einen seltenen melancholischen Moment.

Doch gleich danach war die Welt von Perlregen wieder rosarot, und als zwischen illuminiertem Globus und Stehlampen Seifenblasen flogen, da hätte wohl auch der Bademantel-Philosoph Ditsche anerkennend gesagt: „Das perlt!“.

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