Kolumne Mein rosaroter Panthermond

Menschen suchen – auf Schatzinseln, in Hexenhäusern oder Zauberwäldern. Obwohl das Gute bekanntlich nah und meistens sogar auf der Hand liegt.

Kolumne: Mein rosaroter Panthermond
Foto: SZ/Robby Lorenz

Manchmal sucht man etwas und hat es schon. Vorigen Freitag wollte ich den Blutmond fangen, diese einzigartige Mondfinsternis ganz nah erleben. Dafür musste ich eine optimale Sicht haben. In einem hoch gelegenen Biergarten habe ich es versucht, doch da war die Beleuchtung zu grell. Die wurde zwar irgendwann gelöscht, aber der Mond blieb dennoch versteckt. An einer zugeparkten Landstraße habe ich es versucht, doch da standen schon so viele mit Sack, Pack und Campingstühlen, Kind, Hund, Kegel und Fernrohr, dass aus einer kontemplativen Mondbetrachtung unter so dicht gedrängten Umständen auf jeden Fall nichts geworden wäre.

Ein Feldweg erwies sich als ungemütlich, zumal aus dem Gestrüpp ein für meine Ohren bedrohliches Rumoren zu hören war. Auf der Abzweigung an einer Dorfstraße war der Mond zwar sichtbar, aber doch viel weiter weg als erhofft. Immerhin, ich hatte ihn gesehen und wusste, dass ich ihn niemals Blutmond nennen würde, für diesen samtig verschleierten Anblick ein wahrlich unschöner Begriff.

Also machte ich mich voller Mondgedanken auf den Weg nach Hause und musste beim Betreten meiner Küche feststellen, dass der Mond prächtig und sacht rosa durch mein Fenster schien. Jeden Krater meinte ich durch mein Opernglas unter den Schatten erkennen zu können, fast konnte ich die Senken fühlen, beinahe wollte ich hineinfallen. . . Wie groß er war, der Mond, wie leuchtend, mein Klatschmohnmond, mein rosaroter Panthermond. Neben ihm strahlte winzig, aber intensiv der Mars.

Wie lang manche Nächte sind und doch so kurzweilig. . . Manchmal will man etwas erjagen und hat es schon. Und bemerkt es erst, wenn es eben wieder dabei ist, sich zu verflüchtigen. . .

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