„Es war schon schön. Also echt cool. Das hätte ich so nicht erwartet“, sagt Kovalenko und wirkt immer noch beeindruckt von den Geschehnissen. Dass er im Mehrkampf denkbar knapp um 0,234 Punkte an Bronze vorbeischrammte und Routinier und Nationalturnier Andreas Toba, der Fünfter wurde, hinter sich ließ, überraschte nicht nur ihn selbst. Obwohl: „Ich hatte mir zusammen mit meinem Trainer ein Ziel gesetzt“, sagt Kovalenko kleinlaut und verrät nach kurzer Pause: „Das war Platz drei. Aber das war auch ein absichtlich hoch gewähltes Ziel. Jetzt habe ich es sogar fast erreicht.“ Und wie? Mit Gelassenheit: „Ich war überhaupt nicht aufgeregt und bin gut reingekommen“, erinnert er sich und stellt fest: „Ich habe, glaube ich, noch nie einen so guten Sprung gemacht. Dass ich den ohne Schritt gestanden habe, war echt cool.“

Eine Woche zuvor war Kovalenko, der von Landestrainer Waldemar Eichorn trainiert wird, in Dillingen deutscher Vizemeister der Junioren im Mehrkampf geworden (wir berichteten). Vater Sergiy Kovalenko war Weltklasse-Ringer – unter anderem beim Bundesligisten KSV Köllerbach. Der Ukrainer kam mit seiner russisch-stämmigen Frau Violetta auch wegen des Profi-Sports ins Saarland, wo neben Maxim auch noch seine Geschwister Diana (11 Jahre) und Konstantin (9) geboren wurden. Die Mutter brachte ihren ältesten Sohn schließlich zum Turnen. „Sie hatte mir damals Youtube-Videos von Parkour-Sportlern gezeigt. Das fand ich cool und wollte das unbedingt auch mal ausprobieren“, erinnert sich Maxim. Dazu kam es allerdings nicht: „Meine Mutter hat mich dann mit fünf Jahren zum TV Bous geschickt.“

Statt der Trendsportart Parkour, einer urbanen Freistil-Fortbewegungsart, um möglichst akrobatisch und effizient und nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers von A nach B zu gelangen, war klassisches Turnen angesagt. „Das war dann doch schon etwas anderes, aber es hat mir auch gefallen“, erinnert sich Kovalenko. Und er lernte schnell. Schon bald konnte er seinen Freunden einen Salto vorführen – und zwar technisch ausgereifter als es Parkour-Athleten tun. „Das Gefühl zu fliegen, hat mich von Anfang an fasziniert. Ich hatte immer schon eine gute Koordination und kann meinen Körper in der Luft gut kontrollieren“, berichtet der Internatsschüler des Saarbrücker Sportgymnasiums am Rotenbühl, der wochentags an der Hermann-Neuberger-Sportschule in der Landeshauptstadt und an den Wochenenden bei seiner Familie in Heusweiler wohnt. Er erklärt: „Ich weiß in der Luft immer, wo ich gerade bin. Ich kann mir das irgendwie räumlich vorstellen.“

Diese Gabe könnte ihn früher als geplant zu Olympischen Spielen führen. Eigentlich waren die Spiele 2028 in Los Angeles in den USA anvisiert. Durch das Auftrumpfen bei den deutschen Meisterschaften in Düsseldorf rücken aber plötzlich die Spiele 2024 in Paris in den Fokus. „Es wird schwer, aber Chancen sind da – und die wollen wir jetzt nutzen. Wir werden uns darauf vorbereiten und die Qualifikation mitturnen, dann sehen wir, was dabei rauskommt“, sagt Kovalenko, der jüngst von Bundestrainer Valeri Belenki ins Trainingslager der Nationalmannschaft in Italien einberufen wurde. Mit ihm gilt es, ein neues hohes Ziel zu stecken – und auch zu erreichen.