Vorbericht zur Veranstaltung "Mächtig Seelenzauber". Liederabend zu Thomas Manns „Seelenzauber“

Saarbrücken · Peter Keller und Claudia Kemmerer haben sich zusammengetan, um das Werk des Dichters neu zu interpretieren.

„Wenn ich nicht Dichter geworden wäre, hätte ich Musiker sein mögen.“ So soll Thomas Mann sich zu seiner Leidenschaft für Musik geäußert haben. Und es stimmt, der Schriftsteller der das Motto der diesjährigen Sommermusik stellt, war überaus musikbegeistert. „Sein Werk ist übervoll mit Hinweisen auf sein Verhältnis zur Musik“, weiß Ralf Peter im Interview mit unserer Zeitung zu berichten.

Der studierte Germanist und ausgebildete Sopranist, mit Engagements an der Staatsoper Stuttgart und am Saarländischen Staatstheater, hat sich darum gemeinsam mit der Mezzosopranistin Claudia Kemmerer, Gedanken über eine musikalische Umsetzung dieser Verbindung gemacht. Unter dem Titel „Mächtig Seelenzauber“ wird ein szenischer Lieder- und Musikabend aufgeführt werden – und das bereits zum 13. Mal. Der Titel ist dann auch einem Roman Manns entnommen: „O, er war mächtig, der Seelenzauber ist!“, fühlt die Hauptfigur Hans Castorp aus Manns Roman „Der Zauberberg“ beim Hören von Franz Schuberts „Lindenbaum“ die Musik.

Mann, der auch selbst musizierte – er spielte immerhin so gut Geige, dass er sich an Strauss, Schumann und Grieg versuchen konnte – hielt regelmäßig orgienartige, feucht-fröhliche Soiréen bei sich ab. Woraus auch das heterogene Programm des Abends resultiert, denn es wird Musik gespielt, die den Schriftsteller fasziniert hat: Neben romantischen Liedern von Schubert werden Zuschauer mit zwei Kompositionen von Arnold Schönberg, Erfinder der Zwölftontechnik, auch moderne Klänge zu hören bekommen.

„Im Mittelpunkt des Abends steht Richard Wagner“, so Peter. Von diesem werden insgesamt drei Ausschnitte aus den Opern „Tristan und Isolde“ sowie „Lohengrin“ dargeboten – letztere machte seinerzeit einen tiefen Eindruck auf den jungen Thomas Mann, was sich nicht zuletzt durch das Aufgreifen der Oper in seiner Novelle „Der kleine Herr Friedemann“ zeigt. Diese Ausschnitte werden von Peter und der Mezzosopranistin Kemmerer in einer Kammerfassung aufgeführt werden, wodurch „das feine Gewebe der wagnerschen Musik zur Geltung“ komme.

„Wie es bei den Lied- und Konzert­abenden mittlerweile Tradition ist, wird es auch 2017 Uraufführungen geben. Diesmal mit drei Schülern des international renommierten Komponisten Wolfgang Riehm.“ Daniel N. Seel hat sich für seine Komposition von drei Jugendgedichten Manns inspirieren lassen und damit eine nahestehende Brücke zwischen Lyrik und Kunstlied geschlagen. Roland Aley hat sich daran gemacht und eine Kantate zu Thomas Manns „Lotte in Weimar“ erdacht. Der 21-jährige Jakob Raab wird seine Improvisation „Hanno am Klavier“ spielen, in der er die berühmte Klavier-Episode aus den „Buddenbrooks“ vertont. Zudem wird immer wieder aus Manns Oevre rezitiert werden, „um Textbezüge herzustellen und den Zuschauern neue Blickwinkel zu eröffnen“.

„Mächtig Seelenzauber“ wird am Freitag, 22. September, im Evangelischen Gemeindezentrum Sankt Johann zu sehen sein. Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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