Erinnerung an kleinen Pascal Lieber Kinderschutz statt Pascal-Mahnmal
Saarbrücken · Eine Gedenkstele für den 2001 in Burbach spurlos verschwunden Jungen wird an diesem Samstag aufgestellt. Jedoch nicht am Ort des mutmaßlichen Verbrechens.
Brauchen wir einen Gedenkstein für einen verschwundenen Jungen, über dessen Verbleib auch 16 Jahre danach nichts bekannt ist? Die Skepsis überwiegt bei den Verantwortlichen der Stadt Saarbrücken. Und nicht nur das ist ausschlaggebend, warum es aktuell kein Denkmal gibt, wie Pressesprecher Thomas Blug sagt.
Denn die Rathausverwaltung bestimme nicht nach Gusto, ob und wo Mahnmale öffentlich platziert werden. Verantwortlich seien mehrere Institutionen. An erster Stelle: der Stadtrat. Dessen Kommunalpolitiker müssten eine „grundsätzliche Absichtsbekundung“ signalisieren. Das Gremium befinde über möglichen Standort, Thema und Aussehen.
Damit sei der Weg längst nicht geebnet. Nach der Debatte im Kulturausschuss, einem Stadtrat-Gremium, schließe sich eine politische Diskussion im jeweiligen Bezirksrat an. Danach stehe „üblicherweise unter Beteiligung der Kunstkommission des Stadtrates eine Ausschreibung oder ein Gestaltungswetbewerb“ an, ergänzt Blug. Erst jetzt entscheide der Rat endgültig über das Projekt.
Was bedeutet dies nun für Pascal-Gedenkstätte in der Landeshauptstadt? Bislang gebe es keine entsprechenden Anträge, mit denen sich der Rat befassen könnte, versichert Blug. Also bleibt es dabei: keine Stele für den Jungen.
Die gibt’s aber schon und wird diesen Samstag in Schwalbach auf einem kirchlichen Privatgrundstück enthüllt. Die Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen aus dem Westerwald/Rheinland-Pfalz stiftete den 700-Kilo-Koloss, welcher an das 2001 auf mysteriöse Weise verschwundene Kind erinnern soll. Auf den ersten Blick verwirrend: Statt am mutmaßlichen Tatort in Burbach findet sie im Kirchgarten der 20 Kilometer entfernten Gemeinde Platz.
Projektverantwortliche hatten bei der Landeshauptstadt angeklopft – als das Monument fertig war. Genau damit hielten sie sich nicht an die rechtlichen Schritte. Unabhängig davon waren nach Blugs Angaben diverse Institutionen nicht auf ein Pascal-Denkmal erpicht. So habe der Verein gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen (Nele) Bedenken beim persönlichen Bezug zu Opfern. Zudem spricht Blug von einer „sehr geeigneten und wirkungsvollen Form des Kinderschutzes“, indem Saarbrücken ideell und materiell Beratungsstellen und Projekte unterstütze.
Pascal soll 2001 in einem Hinterzimmer der Burbacher Tosa-Klause missbraucht und getötet worden sein. Seine Leiche tauchte bis heute nicht auf, sein tatsächliches Schicksal ist ungeklärt. 2007 gab es nach einem dreijährigen Indizienprozess Freisprüche für alle zwölf Angeklagten. Lediglich 2003 war ein Mann wegen sexuellen Missbrauchs des kleinen Pascals zu sieben Jahren Haft verurteilt worden.