Kunstprojekt Ein Kuss, der Gräben überwindet

Saarbrücken · Henrik Elburn will Bild des Malers Frans Masereel auf ein Banner bringen. Es wirbt für Verständigung in harten Zeiten.

 So soll das Banner mit dem Masereel-Bild am Alt-Saarbrücker Neumarkt aussehen, wenn das Geld dafür zusammenkommt.

So soll das Banner mit dem Masereel-Bild am Alt-Saarbrücker Neumarkt aussehen, wenn das Geld dafür zusammenkommt.

Foto: Frans Masereel Stiftung/henrik elburn

Ein Mann und eine Frau küssen sich zärtlich und riskieren viel. Gefährlich weit lehnen sie sich für ihre Zuneigung aus gegenüberliegenden Hochhausfenstern. „Der Kuss“ heißt das Bild des belgischen Künstlers Frans Masereel, das zeigt, wie Liebe Abgründe überwindet. Der Saarbrücker Lichtkünstler und Gestalter Henrik Elburn hat mit diesem Bild von 1924 jetzt Großes vor: Er möchte es als Banner im Format 25 mal 35 Meter an das Hochhaus Neumarkt 15, direkt an der Wilhelm-Heinrich-Brücke anbringen, als Appell für ein friedliches Miteinander in Europa. „Nächstes Jahr sind Wahlen in Europa und Saarbrücken, deshalb sollten wir gerade jetzt angesichts der populistischen und angstschürenden Bewegungen ein Zeichen setzen“, findet Elburn. Masereel sei für so einen Appell genau der richtige Künstler, meint Elburn. Denn der belgische Künstler (1889-1972), der unmittelbar nach dem Krieg an der Saarbrücker Werkkunstschule lehrte, habe sich zeitlebens mit seiner Kunst für ein friedliches Europa eingesetzt. Unterstützer für seinen Plan hat Elburn schon einige: Die Eigentümer-Firma des Hochhauses, die das Gebäude derzeit sanieren lässt, stellt die Fassade zur Verfügung. Die Saarbrücker Frans-Masereel-Stiftung überlässt ihm die Bildrechte. Das K8-Institut der Kunsthochschule unterstützt Elburn organisatorisch. Doch es kostet 8000 Euro, das Bildmotiv auf eine Bauplane drucken zu lassen.

Um die aufzutreiben, hat Elburn mit Julia Hartnik von K8 und Peter Riede, dem Präsidenten der Masereel-Stiftung, eine Crowdfunding-Kampagne im Netz gestartet. Dort kann jeder, der das Projekt unterstützen möchte, Geld überweisen. Je nach Höhe der Spende bekommt man als Dankeschön das Bild als Postkarte oder auch ein Masereel-Buch dazu. Man hätte natürlich Sponsoren für das Projekt suchen können. „Doch wir wollten, dass die Bevölkerung mitmacht und zeigt, wir wollen das, ein Zeichen setzen, deshalb haben wir darauf verzichtet“, erklärt Elburn. Am Dienstag gestartet, hat die Kampagne schon 35 Unterstützer und 1813 Euro gesammelt. 13 Tage bleiben Elburn und seinen Mitstreitern jetzt noch, um das restliche Geld einzusammeln, denn wie beim Crowdfunding üblich, erhalten sie das Geld nur, wenn das „Fundingziel“, also die komplette Summe, erreicht wird. Wenn nicht, erhalten es die Spender automatisch zurück.

Elburn ist zuversichtlich, die zweite Spendenstufe von 11 000 Euro zu erreichen. „Dann könnten wir sogar noch Beleuchtung anbringen“, sagt er. Montieren will er den „Kuss für Europa“ am liebsten schon an Silvester, um das Jahr einzuläuten. Bis Mai, wenn die Fassadenarbeiten beendet sind, schätzt Elburn, könnte das Banner hängen bleiben. Danach will er dafür ein anderes Gebäude suchen, „um keine Ressourcen zu verschwenden“.

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