Lesung in Quierschied Recherchen auch über die Zahl der Zofen

Quierschied · „Die Grenzgängerin“: Lesung in der Gemeindebücherei in Quierschied.

 Ulrike und Manfred Jacobs waren zu Gast in Quierschied. Im Mittelpunkt des Geschehens: Elisabeth von Lothringen.

Ulrike und Manfred Jacobs waren zu Gast in Quierschied. Im Mittelpunkt des Geschehens: Elisabeth von Lothringen.

Foto: Thomas Seeber

„Wir begleiten sie im Roman durch ihr Leben“, sagte Ulrike Jacobs. Mit „sie“ war Elisabeth von Lothringen gemeint. Ihr hat Jacobs, zusammen mit ihrem Mann Manfred, den historischen Roman „Die Grenzgängerin“ gewidmet. Aus dem bereits 2007, damals noch beim zwischenzeitlich nicht mehr existierenden, Gollenstein-Verlag erschienenen Werk, las das Paar am Dienstagabend auf Einladung der Gemeindebücherei und der Volkshochschule vor. Es sei selten, dass ein Ehepaar gemeinsam liest, meinte Literatur-Agentin Monika Sommer-Hasenstein, die das Paar vorstellte.

Manfred Jacobs stammt aus Solingen, kam mit zwölf Jahren ins Saarland und ist von Hause aus Jurist. Er war lange Jahre Direktor des Landesrechnungshofs und ist seit fünf Jahren im Ruhestand. Seit 1985 schreibt er Filmdrehbücher, Lyrik und Prosa. Seine Frau ist Filmregie-Assistentin, wurde in Linz geboren und hat Kunstgeschichte studiert. Die beiden Schriftsteller leben in Saarbrücken und Wien.

Als in St. Arnual ansässige Bürger kommt man an der Gräfin von Nassau-Saarbrücken, deren Grabmal sich in der dortigen Stiftskirche befindet, nicht vorbei. Man nimmt den beiden Autoren die Begeisterung, die Elisabeth von Lothringen bei ihnen geweckt hat, schnell ab. „Sie war eine spannende Frau. Wir mochten Sie einfach gern“, meinte Ulrike Jacobs, nachdem sie Passagen aus dem Werk vorgetragen hatte. Der Weg dieser beeindruckenden Person des Mittelalters ein ganzes Buch zu widmen, sei irgendwie vorgezeichnet gewesen. Die Hauptfigur des Buchs hatte den Ruf, Diplomatin zu sein und wurde oft auch als Schlichterin angefragt, so Jacobs. Elisabeth von Lothringen schrieb selbst auch Texte. Vielleicht stand dies in Zusammenhang mit ihrer frühen Witwenschaft. Bereits mit 34 starb ihr Mann, und die Mutter von drei Kindern ließ sich auf dem Witwensitz, der Burg Bucherbach in Köllerbach nieder.

„Wir waren da überall“, blickte Manfred Jacobs auf die umfassenden Recherchen an den zahlreichen Orten, viele davon in Frankreich, zurück, an denen sich die Gräfin von Nassau-Saarbrücken früher aufgehalten hatte. Es sei mehr als spannend gewesen, da man auch die Essgewohnheiten von damals recherchierte, um möglichst authentisch zu sein. Ein Professor habe sie beraten. Immerhin sei es wichtig gewesen, auch die übliche Zahl an Zofen einer Gräfin korrekt im Werk wiederzugeben. Auch wie Kinder zu dieser Zeit auf die Welt kamen, spielte eine Rolle. „Das Mittelalter war bei weitem nicht so dunkel, wie man immer denkt“, so Manfred Jacobs.

Das aktuelle Werk von Ulrike Jacobs ist ein völlig anderes Buch. „Sisis Vermächtnis“ ist eine Mischung aus Liebesroman und Polit-Satire: Ein Wiener Jurist wird Direktor einer Stiftung, die sich um kulturelle Dinge kümmert. Ihm fällt auf, dass Gelder aus unerklärlichen Gründen in eine Gemeinde namens Beauport in der Normandie fließen. Das kommt dem Mann mehr als seltsam vor. Auch Kaiserin Elisabeth befand sich 1875 in einem normannischen Dorf. Das ist den wenigsten Menschen bekannt. Wie Ulrike und Manfred Jacobs meinten, war die Kaiserin in dieser Zeit in zwei Unfälle verwickelt. Gerüchte halten sich seit langem, wonach diese Ereignisse nur vorgetäuscht wurden. Sie sollten den Umstand, wonach „Sissi“ in dieser Zeit ein nicht-eheliches Kind auf die Welt gebracht hat, verklären. Der Jurist im aktuellen Buch lernt einen Nachkömmling des Fischers kennen, der als einer der angeblichen Unfallretter der Kaiserin galt. Passenderweise heißt diese Frau auch Elisabeth.

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