Corona und die Folgen Aus dem Klassenzimmer in die Quarantäne

Saarbrücken · Als eine der ersten Schulen erreichte die Corona-Pandemie das Theodor-Heuss-Gymnasium in Sulzbach. Und ein Lehrer-Paar gehörte zu den ersten Saarländern, die daheimbleiben mussten.

 Das Theodor-Heuss-Gymnasium in Sulzbach war schon vor der allgemeinen Schulschließung von den Folgen der Pandemie betroffen.

Das Theodor-Heuss-Gymnasium in Sulzbach war schon vor der allgemeinen Schulschließung von den Folgen der Pandemie betroffen.

Foto: BeckerBredel

Bis vor kurzem kam das Wort „Quarantäne“ im Alltagssprachgebrauch vieler Menschen praktisch nicht vor. In Zeiten der Corona-Pandemie ist es plötzlich allgegenwärtig. Auch für die 27-jährige Janika Müller aus Saarbrücken war das Wort bis vor einigen Tagen weit weg. Als ein Schüler ihrer Schule, des Sulzbacher Theodor-Heuss-Gymnasiums, positiv auf Corona getestet wurde, war die Quarantäne schlagartig aktuell.

„Ich konnte es zunächst gar nicht richtig glauben, als ich morgens an einem Mittwoch davon erfuhr. Die Information war bereits am Dienstagabend gekommen, doch da hatte ich schon geschlafen“, erzählt sie am Telefon. Sie sei zunächst davon ausgegangen, wie gewohnt zur Schule zu fahren. Dann las sie die E-Mail, und statt Physik- und Mathe-Unterricht hieß es für sie erst einmal – Quarantäne. Nach Bekanntwerden des Falls hatten die Behörden die Schule umgehend geschlossen (die SZ berichtete). An diesem Dienstag, 24. März, soll die Quarantäne der beiden nach 14 Tagen enden. Jetzt sind alle saarländischen Schulen geschlossen – nicht nur das Theodor-Heuss-Gymnasium.

Auch für ihren Freund Dominik Berres, ebenfalls Lehrer, hatten die Ereignisse Konsequenzen. Ihm empfahl das Gesundheitsamt, die Wohnung nicht mehr zu verlassen. „Ich habe sofort die Schulleitung kontaktiert, und wir entschieden, dass ich der Empfehlung der Behörden folgen werde“, berichtet er. Es ging ihnen gut, und sie hätten keinerlei Anzeichen einer Infektion feststellen können.

Seitdem findet ihr Alltag komplett in der Wohnung statt. „Man hat nicht wirklich damit gerechnet, dass man selbst davon betroffen sein könnte. Das kam schon etwas unerwartet“, gibt Janika Müller zu. Und das würde ja wohl auch jedem anderen zu schaffen machen.

Doch wie verbrachten die beiden die Zeit, seit sie von jetzt auf gleich die Wohnung nicht mehr verlassen durften? „Zunächst einmal geht der Schulbetrieb natürlich über Online-Plattformen so gut es geht weiter. Daher haben wir beide in dieser Hinsicht auch einiges zu tun“, sagt Dominik Berres.

Der Online-Unterricht laufe wirklich gut, und die Schüler würden die gestellten Aufgaben bisher gewissenhaft bearbeiten. Bei den Jüngeren sei das Erarbeiten von neuen Inhalten allerdings etwas schwieriger, da dort noch mehr über die persönliche Kommunikation laufe, fügt Müller hinzu.

Mit einem Lachen ergänzt ihr Freund: „Ansonsten fängt man in der freien Zeit aber nochmals mit Dingen an, die man früher mal gemacht hat, am PC spielen zum Beispiel. Sonst hat man ja nicht wirklich etwas zu tun.“ Auch die Brettspiele hätten sie wieder hervorgeholt.

„Man geht dann aus Langeweile mal Dinge an, die sonst immer liegen bleiben. So haben wir unseren Balkon ein wenig auf Vordermann gebracht“, erzählt der 28-Jährige. Doch diese Projekte gehen einem zwangsläufig irgendwann aus.

Die modernen Kommunikationsmittel ermöglichen es glücklicherweise, den Kontakt nach draußen aufrechtzuerhalten. „Am Freitag haben wir mit einigen Freunden eine kleine Party via FaceTime gestartet. Das war schon ganz witzig“, gibt Janika Müller Einblick in das „Partyleben“ in Quarantäne.

Bei allen Einschränkungen sind beide jedoch davon überzeugt, dass die Schutzmaßnahmen völlig richtig und notwendig sind. Es habe keine Alternative gegeben. „Gerade die naturwissenschaftlichen Fachräume werden von so vielen Schülern benutzt, dass es völlig richtig war, so zu handeln“, sagt die Physiklehrerin.

Die Versorgung mit Lebensmitteln und Dingen des alltäglichen Bedarfs läuft über Familie und Freunde. Direkt mittwochs kam schon die erste Lieferung. „Unsere Familien und Freunde unterstützen uns wirklich super. Man lernt zudem sehr schnell, dass man auch mit weniger im Alltag zurechtkommen kann und geht bewusster mit vielem um. Das ist vielleicht etwas, das man dieser Situation, bei allem Negativem, positiv abgewinnen kann“, sagt die 27-Jährige.

Mit Blick in die nähere Zukunft sagt sie: „Ich glaube, dass uns die Einschränkungen erst in ein paar Wochen wirklich bewusst werden.“ Bald dürfen sie ihre Wohnung voraussichtlich zumindest wieder zum Einkaufen verlassen. „Es wird trotzdem darum gehen, die sozialen Kontakte in der nächsten Zeit zu reduzieren“, sagt Dominik Berres.

Arbeiten werden sie in den nächsten Wochen wohl hauptsächlich von zu Hause aus wie so viele andere auch.  An die Situation, die eigenen vier Wände selbst bei schönstem Wetter nur selten verlassen zu können, werden sie sich vorerst gewöhnen müssen.

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