Gedenken an die Opfer der Shoah Denkmal erinnert an 1929 ermordete Juden

Saarbrücken · Künstler und Stahl-Experten fertigen für den Gedenkort vor der Synagoge ein luftiges Gebilde aus Namen, Geburts- und Sterbedaten.

 So soll das Denkmal für die von den Nazis ermordeten Juden aussehen, das ab November vor der Synagoge steht.

So soll das Denkmal für die von den Nazis ermordeten Juden aussehen, das ab November vor der Synagoge steht.

Foto: Künstlergruppe Mannstein + Vill

Die Realisierung des Denkmals auf dem Saarbrücker Synagogenvorplatz zum namentlichen Gedenken an die Opfer der Shoah liegt im Zeitplan. Das war den Ausführungen von Veronika Schreieder im Kulturausschuss zu entnehmen. Dort stellte die Kulturamtsmitarbeiterin für Kunst im öffentlichen Raum den Stand der Dinge vor.

Die feierliche Einweihung des aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Entwurfs der Berliner Künstlergruppe „Mannstein + Vill“ hatte die Stadt in Absprache mit der Synagogengemeinde Saar für den 7. November und damit im Umfeld des Gedenktages an die Reichspogromnacht angesetzt.

Derzeit befindet man sich laut Schreieder in der „Phase der Ausführungsplanung und Prüfstatik“, also der statischen Prüfung. Das Denkmal wird aus einem transparent scheinenden Band aus Edelstahl bestehen, das hochkant und dabei Wellen bildend auf einer Bodenplatte steht. Insgesamt wird es eine Fläche von acht mal 3,40 Metern einnehmen und 2,60 Meter hoch sein. „Ähnlich wie Grabsteine“ werden die Edelstahlflächen beschriftet mit den Namen sowie den Geburts- und Todesdaten der saarländischen Juden und Jüdinnen, die Opfer der Nazis wurden.

Der transparente Eindruck der Edelstahlflächen wird dadurch erreicht, dass man aus diesen mit Lasertechnik die Zwischenräume zwischen Buchstaben, Satzzeichen und Zahlen herausfräst, so dass nur die Lettern und Ziffern stehen bleiben. Diese Arbeit lassen die Künstler in einem Fachbetrieb in Brandenburg vornehmen, von wo aus die fertigen Platten anschließend ins Saarland gebracht werden.

1929 Opferdaten werden in den Platten verewigt sein. Die Daten haben das Stadtarchiv und das Landesdenkmalamt zusammen mit dem Landesarchiv in den Jahren 2019/2020 durch Aktenrecherche erhoben und überprüft. Auch die offizielle Benennung des Denkmals und des Synagogenvorplatzes steht nun so gut wie fest: Das Denkmal wird demnach „Band der Erinnerung“ und im Untertitel „Saarländisches Shoah-Denkmal“ heißen, was noch mit der Synagogengemeinde abgestimmt wird. Der Bezirksrat soll laut Verwaltungsunterlagen zudem den neu entstandenen Platz als „Platz der Erinnerung“ benennen. Anders als beim Rabbiner-Rülf-Platz-Kunstwerk hat die Verwaltung bei diesem Denkmal von vornherein Informationstafeln vorgesehen. Sie sollen die Form eines Informationspults erhalten, das auch für Menschen im Rollstuhl problemlos zugänglich ist, und mit Texten in englischer, französischer und deutscher Sprache versehen werden.

Zusätzlich werden künftig im Umfeld des neuen Denkmals digital abrufbare Informationen in mehreren Sprachen über QR-Codes verfügbar sein. Auch ein Code, mit dem Seh-Beeinträchtigte die Infos als Audiodateien abrufen können, ist mit eingeplant.

Auf Anregung der Behindertenbeauftragten des Bezirks Mitte, Erika Carganico, werden auch Texte auf Russisch und Hebräisch abrufbar sein. Der dafür nötige Wlan-Hotspot ist laut Veronika Schreieder bereits fertiggestellt.

Das Kulturamt hat sich mit dem Stadtarchiv ein Vermittlungs- und Partizipationsprojekt speziell für die junge Generation überlegt. Mithilfe eines „Web-Comics“, der mobil auf dem Smartphone und auf dem heimischen Computer anwendbar sein wird, will man Jugendliche für jüdisches Leben in Saarbrücken sensibilisieren. Für diesen Webcomic, den das Institut K8 zusammen mit einem Berliner Illustrator realisiert, werden zwei Biografien jüdischer Saarbrücker aufbereitet.

Ausgewählt hat man Friedl Heilbronner, die jüngere Schwester von Max Ophüls, und Ladislaus Gray, einen jüdischen Fußballtrainer aus Dudweiler, und damit ganz bewusst zwei Überlebende, die beispielhaft für jüdisches Leben in Saarbrücken stehen, sagt Veronika Schreieder. Der Webcomic, der im Sommer fertiggestellt sein wird, soll in Verbindung mit dem Denkmal im November öffentlich vorgestellt werden.

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