Ein Tummelplatz für Künstler mitten in Saarbrücken Kostenfrei einen Atelierraum nutzen

Saarbrücken · Im Garelly-Haus gehen die Künstler ein und aus. Der Verein Usus kümmert sich hier um viele Dinge.

 Im Garelly-Haus in der Eisenbahnstraße finden sich die unterschiedlichsten Künstler ein.

Im Garelly-Haus in der Eisenbahnstraße finden sich die unterschiedlichsten Künstler ein.

Foto: Thomas Lief/USUS/Thomas Lief Photographie

Leerstand muss nicht sein. Bevor man eine Immobilie unvermietet herumstehen lässt, die dann in ihrem Wert verfällt, sollte man sie lieber Vereinen und Künstlern zur Nutzung überlassen, ist das Credo des Vereins Usus. Vor rund zwei Jahren konnte der Verein den Besitzer des sogenannten Garelly-Hauses in der Saarbrücker Eisenbahnstraße, Ralf Konrad, von dieser Idee überzeugen. Seitdem ist in dem Gewerbebau gleich gegenüber dem Ludwigsplatz ständig etwas los.

„Jede Woche haben wir eine Veranstaltung, Ausstellungen, Konzerte mit Bands und Kunstprojekte, manche dauern einen Tag, manche mehrere Wochen“, sagt der Usus-Vorsitzende Matthias Kollmann, der mit einem kleinen Kreis von Vorstandsmitgliedern ehrenamtlich den Laden am Laufen hält.

Auch der zweite Teil ihres Konzepts sei aufgegangen: Vereinen  und Kreativen aller Arten hier Räume zur kontinuierlichen Nutzung zu überlassen. So treffen sich hier etwa die Mitglieder des Fotografen-Vereins „Augenblicke e.V.“ zu ihrem wöchentlichen Stammtisch und planen ihre Foto-Rallyes. Das Kollektiv „label m“ wiederum betreibt im Haus seine Werkstatt für Jugendkultur, in der es Workshops anbietet. Das „Corso.op“-Kollektiv, die freie Profi-Theaterkompanie um Nina Schopka, und die beiden DJ-Musiker von „2 Zimmer Gefüge“ können in eigenen Räumen proben. Die Künstler Alexander Karle und Esther Metz-Yessinou und der Fotograf Thomas Lief haben sich Ateliers eingerichtet.

Der Bedarf an Räumen sei in der Saarbrücker Kultur-Szene größer als das Angebot, sagt Kollmann. Nach jeder Veranstaltung erhalte man neue Anfragen. Da die Warteliste sehr lang sei, habe man sich Gedanken gemacht, nach welchen Kriterien man einen Raum, der gerade frei geworden sei, eigentlich vergeben sollte. Ergebnis: „Wir schreiben einen Förderpreis aus, denn wir sind ja ein Verein, der Kunst fördern will“, sagt Kollmann. Und weil aller guten Dinge drei sind, lobt Usus gleich drei Förderpreise für verschiedene Kategorien aus, um die sich die jeweiligen Zielgruppen ab 1. März bis zum 31. März mit einem Video bewerben können.

Der Atelier-Förderpreis richtet sich laut Kollmann an in Saarbrücken lebende Künstler. Wer ihn gewinnt, darf zwölf Monate lang kostenfrei einen Atelierraum nutzen. Beim Förderpreis für Saarbrücker Musik-Bands, den der saarländische Pop-Rat mitausschreibt, winkt als Belohnung die Teilnahme an einer vierteiligen Konzertreihe, bei der jeweils zwei Bands an einem Abend im Garelly-Haus auftreten. „Wir stellen dafür Raum, Licht und Beschallung für die Bands, die jeweils ausgelost werden, und machen die Werbung“, erklärt Kollmann. Dritte Kategorie ist der „Freien-Treff-Preis“. „Freie Initiativen und Vereine erhalten die Möglichkeit, ein Jahr lang bei uns ihre internen Treffs mit bis zu 25 Personen abzuhalten.“ Zusätzlich darf der Preisträger eine Wochenend-Veranstaltung im Garelly-Haus ausrichten, für die der Usus-Verein – ebenso wie bei den Konzerten – die Technik bereitstellt.

Für das Garelly-Haus gilt das Gleiche, was Karl Valentin über die Kunst sagte: Sie ist schön, macht aber viel Arbeit. Auch wenn die Hausnutzer sich mitkümmern und -helfen, so investieren Usus-Vorstandsmitglieder laut Kollmann neben ihren Haupt-Jobs viele Gratis-Stunden in den Betrieb. Auch die Nebenkosten „im fünfstelligen Bereich“ für das Haus, das Besitzer Konrad mietfrei zur Verfügung stellt, müssen aufgebracht werden. Langfristig sei das ehrenamtlich nicht mehr zu schaffen. Daher müsse man über eine öffentliche Förderung nachdenken.

Die nächsten Veranstaltungen: 16. März: Hiphop-Slam mit dem Juz Völklingen; 27. Mai bis 2. Juni: „GrAFiti“-Studierendentheaterfestival der Großregion; 20. Juli: Nacht der schönen Künste.

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