Konzert von Klarinettist Helmut Eisel und Harfenistin Birke Mitreißende Musik im Rechtsschutzsaal
Bildstock · Melancholische Harmonien der Klezmermusik füllten am Sonntag den Rechtsschutzsaal in Bildstock. Klarinettist Helmut Eisel und Harfenistin Birke Falkenroth erfreuten dort zahlreiche Zuhörer mit ihrem Konzert.
„Diese Musik kommt aus der Seele heraus“ schwärmte Holger Fedisch aus Köllerbach. Er war gemeinsam mit seinem Freund Jürgen Baumann am Sonntagabend zu Gast beim Konzert von Klarinettist Helmut Eisel und Harfenistin Birke Falkenroth im Bildstocker Rechtsschutzsaal. Beide sind zum ersten Mal in dem geschichtsträchtigen Haus. „Ich habe zufällig im Sommer Helmut Eisel am Saarbrücker Schloss gehört und diese Klänge, die er aus seiner Klarinette zaubert, haben mir so gut gefallen, dass ich geschaut habe, wann und wo er das nächste Mal in der Nähe spielt“ erzählte Jürgen Baumann, der selbst als Kind im Schulorchester Klarinette gespielt hatte. „Aber so virtuos habe ich natürlich nie spielen können.“ Er musste seinen Freund nicht lange überreden, mitzukommen. „Mein Schwager ist auch Klarinettist. Ich mag diese jüdischen, melancholischen Harmonien der Klezmermusik“ ergänzt er. Das Programm von Helmut Eisel und Birke Falkenroth heißt zwar „Klezmer im Elfenpalast“ aber das kontrastreiche Programm überraschte zusätzlich mit Flamenco-Rhythmen oder Kompositionen von Sidney Bechet und Astor Piazzolla. Die Kombination von Klarinette und Harfe harmonierte dabei perfekt.
Die Künstler starteten den Abend mit „Schtsche ne wmerla Ukrajina“ (ukrainisch „Noch ist die Ukraine nicht gestorben“), der Nationalhymne des Landes, mit sehnsuchtsvollen, leisen Tönen, die sie in einen frechen, lebendigen Freilach überleiteten. Das Wort „Freilach“ stammt aus dem Jiddischen und bedeutet „fröhlich“. „Mit dieser musikalischen Botschaft wollten wir den Wunsch verbinden, dass die Menschen dort hoffentlich bald wieder fröhlich sein können“, erklärte Eisel. Sein hingebungsvoll singendes Klarinettenspiel wurde perfekt umspielt von elfenzarten, perlenden Klängen der Harfe.
Doch auch fetzige Rhythmen gab es zu hören, beispielsweise beim „Baroque Flamenquo“ von Deborah Henson-Conant. Bei diesem Solostück bewies Birkenroth, dass die Harfe auch ganz anders klingen kann. Perkussiv und mitreißend, wie eine spanische Gitarre zupfte, schlug und streifte sie die Saiten, während sie zusätzlich mit der Hand rhythmisch auf den Korpus klopfte. Das Publikum dankte mit stürmisch jubelndem Applaus.
Bei den Klezmerstücken ließ Eisel sein Instrument abwechselnd jammern, klagen, schimpfen, lachen, kreischen, flüstern und beten – mal behäbig stampfend, mal tänzerisch hüpfend – es ist faszinierend, wie vielfältig die Ausdrucksmöglichkeiten dieses Instrumentes sind. Da wippten die Füße im Saal und die Köpfe nickten im Takt.
„Ronja“ hieß beispielsweise ein Stück, das Eisel seiner Katze gewidmet hat. Es erzählte die Geschichte, wie sich benannter Stubentiger frech auf die Tastatur eines Computers legte und damit die Ideen für eine Komposition zunichte machte, bis er, aufgeweckt von Vogelgezwitscher, aufsprang und davon lief. Wenn man die Augen schloss, konnte man das Tier mit seinem inneren Auge sehen, wie es sich wohlig räkelte, während die Klarinette miaute und schnurrte. Die Harfe ergänzte das Klangbild mit kratzenden und trappelnden Tönen. Ein perfektes Beispiel dafür, was die ursprünglichen Klezmorim, die jüdischen Wandermusikanten, ausmachte: sie erzählten mit ihrer Musik Geschichten.
Das machte auch das virtuose Duo in dem Stück „Two sides of Jerusalem“. Mit ihrem Spiel ließen sie die Zuhörerinnen und Zuhörern förmlich hören und spüren, wie es klingt, wenn diese Stadt frühmorgens von der aufgehenden Sonne geweckt und beleuchtet wird, und wie lebendig es später in deren Straßen zugeht, wenn Araber, Juden und Christen dort zusammen kommen. „Wenn es gelingt, dort friedlich zusammen zu leben, dann schafft man es auch auf der ganzen Welt“ fand Eisel. Das begeisterte Publikum dankte mit lang anhaltendem Applaus für das mitreißende Konzert und entließ die Musiker nicht, ohne den Ruf nach Zugabe.
Die Konzertreihe im Rechtsschutzsaal wird im neuen Jahr fortgesetzt. Im Frühjahr ist der Chansonier Didier Sustrac zu Gast mit Musik im Stil des brasilianischen Bossanova und Saxophonist Johannes Müller steht mit seinem Jazzprogramm "Köln-Amsterdam" auf dem Programm. mehr unter: www.rechtsschutzsaal.de oder unter Telefon: (0 68 97) 8 56 81 15.