Release-Konzert im Studio 30 Manuel Sattler bleibt sozialkritisch, schrullig und melancholisch

Saarbrücken · Vor dem CD-Release-Konzert im Studio 30 hatte der Saarländer Lampenfieber – unnötigerweise: Kurz darauf schwofte sein Publikum selig vor sich hin.

Manchmal merkt man, dass auch ein Manuel Sattler nicht immer so cool ist, wie er wirkt. Die Geschichte etwa, als im Juni ein dreister Pimpf, der sich von seiner Musik belästigt fühlte, bei einem Open-Air-Konzert dreist den Kabelstöpsel aus der Gitarre zog, hängt ihm immer noch nach. „Ich bin jetzt seit 15 Jahren Sozialarbeiter“, sagt der Liedermacher fassungslos, „aber so respektlos hat sich noch nie ein Kind mir gegenüber verhalten“.

Bei besagtem Auftritt im Daarler Almet hatte Sattler einen Vorgeschmack gegeben auf seine neue CD „Ich bin Pop“. Am Samstag war nun das Release-Konzert im Studio 30 in der Mainzer Straße. Und da schlug dann doch das Lampenfieber zu. Womöglich auch, weil anfangs kaum Leute da waren. „Oh leck, ich muss jetzt mal ein Angst-Bier trinken“, verkündete Sattler – natürlich in fast akzentfreiem Saarbrigger Platt, wie die Lieder seiner aktuellen CD, der mittlerweile vierten übrigens, benannt nach einer Zeile aus dem Facebook-skeptischen Song „Likegeil“.

Auf dem Cover des Albums (Zeichnungen und Gestaltung: Gerd Kornmann), in das sich diesmal sogar ein Titel auf Englisch eingeschlichen hat, wachsen Sattler Triebe aus dem Kopf – auf der Vorderseite sieht er aus wie eine keimende Kartoffel, auf der Rückseite wie eine Blumenzwiebel. Was dem Hörer da blüht, ist die für Sattler typische Mischung aus sozialkritischem, schrulligem und melancholischem Mundart-Pop, teils mit Ohrwurm-Qualität: diesmal über eine Karriere beim Ordnungsamt, Liebe, Sex, schlechte Angewohnheiten, Stalking, Kartoffelsalat, Wut im Bauch und Männer-verschlingende Frauen.

Bevor jedoch Sattler & Band – Carmen Bollinger-Kleer (Background-Gesang), Simon Bollinger (Trompete, Flöte, Melodika), René Müller (Bass), André Giannacopoulos (Cajon, Glockenspiel) und Uwe Himbert (Gitarre, Mandoline) – mit reichlich Verspätung vor dann doch sehr ansehnlicher Publikumskulisse loslegten, gehörte die Bühne Charlotte „Johnney“ Voillequin aus Frankfurt. Die hatte just am Vortag ebenfalls ein Album veröffentlicht und sang alternativen Pop zur Akustikgitarre. Das Stimmungsbarometer kletterte, als Bassist René Müller, frischgebackener Vater, zur Feier des Tages eine Lokalrunde mit Crémant und Schnäpschen schmiss. Und als schließlich bei einem Reggae diverse Gastsänger, darunter der Frontmann von Oku and the Reggaerockers, die Bühne enterten, schwoften alle selig vor sich hin.

Für den fidelen Kehraus hatte sich die Mundart-Formation „Geld et Nelt“ aus Landau angesagt. Die Pfälzer gehören zum Freundeskreis von Sattler und sind noch rustikaler als dieses saarländische Original.

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