Kommentar zur Uniklinik Stoff für einen U-Ausschuss

Der mutmaßliche Missbrauchsskandal an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Homburger Uniklinikum schreit zum Himmel! Ein Assistenzarzt, für dessen pädophile Neigungen es alarmierende Hinweise gab, wurde weiter für die Behandlungen kleiner Patienten eingesetzt.

Kommentar zum mutmaßlichen Missbrauchsskandal an der Uniklinik Homburg
Foto: SZ/Roby Lorenz

Auflagen, Kinder nicht alleine zu untersuchen, wurden – wenn überhaupt – nur zögerlich überwacht. Über 300 Patienten hat er behandelt, ehe der Staatsanwalt eingeschaltet wurde. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge spricht vieles dafür, dass der Skandal von damals Verantwortlichen der Uniklinik unter den Teppich gekehrt werden sollte. Jetzt sind echtes Krisenmanagement und schonungslose Aufklärung gefordert. Die Rechtsaufsicht beim Wissenschaftsministerium muss zudem prüfen, ob Chefmediziner ihre Pflichten vernachlässigt haben, was die Behandlungsverträge mit den Patienten und deren Information betrifft. Mehr als fünf Jahre nach einem möglichen Vorfall erfahren Eltern, dass ihr Kind vielleicht von einem Arzt, dem man vertraute, missbraucht wurde. Das bietet sicher Zündstoff für einen Untersuchungsausschuss. Die Politik hat auch zu klären, warum die Kommunikation in der früheren Landesregierung nicht funktioniert hat. Ex-Justizstaatssekretärin Anke Morsch war über die Ermittlungen und deren Einstellung informiert, hielt es aber nicht für angebracht, ihre Kollegen in der Staatskanzlei darauf anzusprechen. Unglaublich, aber wohl wahr.
Michael Jungmann

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