Kommentar Hut ab, aber nicht für den Minister

Das Positive zuerst: Hut ab vor den mutigen Pflegerinnen und Pflegern, Ärztinnen und Ärzten auf dem Winterberg. Was sie für uns alle geleistet haben, verdient höchsten Respekt – und mehr! Damit sind wir auch schon beim weniger Positiven: Es ist eine Schande, dass unser Staat es nicht schafft, diesen Menschen eine Corona-Gratifikation auszuzahlen, die diesen Namen verdient.

 Jörg Laskowski  Foto: Robby Lorenz

Jörg Laskowski Foto: Robby Lorenz

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Und es ist eine Schande, dass unsere Gesellschaft die Berufe in der Pflege so stiefmütterlich behandelt, dass wir uns dafür schon Menschen aus anderen Ländern holen müssen – weil diese Berufe bei uns als rundum unattraktiv gelten: Arbeit im Schichtdienst, konfrontiert mit Schmerz, Krankheit und Verzweiflung, bescheiden bezahlt und zu Zeiten von Corona lebensgefährlich. 

Wenn wir einen Gesundheitsminister hätten, der diesen Titel verdient (Minister – lateinisch für Diener), dann würde er sich so sehr für diese Menschen stark machen, dass er bald nur noch dafür bekannt wäre. Nach jetzigem Stand ist er aber für ganz andere Dinge bekannt. Im Frühjahr 2020 wies er Kliniken an, Kapazitäten für Corona-Kranke freizuhalten. Dabei schwor er Stein und Bein, den Kliniken werde kein finanzieller Schaden entstehen. Saarbrücken hat das sogar schriftlich von ihm. Aber er hat sein Versprechen nicht gehalten. Die verschuldete Stadt musste ihre Klinik und deren rund 2000 Arbeitsplätze samt der Gesundheitsversorgung zigtausender Patienten kürzlich mit 6,5 Millionen stützen – weil Jens Spahn es eben nicht tat. Stattdessen hören wir von Großunternehmen, die trotz Corona gepflegte Renditen ausschütten können, weil Vater Staat ihre Belegschaften während der Krise mit Kurzarbeitergeld unterstützt hat. Und das ist Geld, das auch von Pflegerinnen und Pflegern, Ärztinnen und Ärzten mit eingezahlt wurde.

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