Aus dem Leben Ehrlichkeit zahlt sich eben doch aus

Turnbeutelvergesser war bei uns früher ein Schimpfwort. Turnbeutelvergesser können aber wundervolle Dinge erleben. Denn: Aus Fehlern lernt man, heißt es.

Kolumnenautor macht sich stark für ehrliche Finder und deren Belohnung
Foto: SZ/Robby Lorenz

Die Geschichte von Heidi Jung beginnt an einem Donnerstagabend. Da kam ihr Mann Kurt vom Sport in Riegelsberg zurück und stellte plötzlich fest, dass er seine Sporttasche in der Saarbahn vergessen hatte. Was das Paar, beide haben die 70 überschritten, erschreckte, war die Feststellung, dass der Geldbeutel in der Tasche war - und mit ihm  alle Karten, der  Ausweis, Führerschein, Bargeld. Ein Anruf im Kundencenter der Saarbahn brachte zwar die freundliche Auskunft, dass noch nichts abgegeben wurde und eine Telefonnummer zum Nachfragen, aber der Schrecken blieb. Also sind die beiden  die Strecke zwischen Haltestelle und Wohnung abgegangenen - man wisse ja nie.

Als die beiden wieder nach Hause kamen, hing ein Zettel an der Tür. Die Tasche sei bei der Polizeiwache in der Karcherstraße abgegeben worden. Also sind sie schnell hin. Der Turnbeutel war da, der Geldbeutel auch. Nichts fehlte. Mit der Erleichterung kam die erste Frage, sagt Heidi Jung: „Wie kommt denn dieser Zettel an unsere Wohnungstür?“ „So was machen wir, da ist wohl der Streifenwagen mit Ihrer Sporttasche bei Ihnen vorbeigefahren und Sie waren nicht da“, erklärte die Polizistin. Und sie gab den beiden auch die Handynummer der Finderin.

Mit ihr verabredeten sich die beiden Senioren auf einen Kaffee, zu dem die junge Frau auch ihren zehn Jahre alten Sohn mitbringen wollte. Dem wollten die beiden etwas schenken. Sie fanden auch etwas in einem Kaufhaus, packten es am dafür vorgesehen Tisch dort auch gleich selbst ein. Die Zeit wurde knapp, aber mit etwas Beeilung waren sie pünktlich. „Und dann“, erinnert sich Heidi Jung, „die Erkenntnis: Oh, Schreck, ich habe das Geschenk für den Jungen ja gar nicht bezahlt, ich bin ja von der Kasse wieder weg, gleich zum Geschenkpapiertisch!“

Das Treffen mit Mutter und Sohn sei „eine sehr nette Begegnung“ gewesen. Am Ende wollte Heidi Jung das Geschenk aber noch fotografieren, um es bezahlen zu können. Es stellte sich dann heraus: „Das ausgewählte Spielzeug war wohl sowieso nicht das ganz Richtige, das konnte man am Gesicht des Jungen sehen“, sagt Heidi Jung. Die neue Idee: „Wir gehen alle zusammen zurück ins Kaufhaus, der Junge sucht sich das Richtige aus, das nicht bezahlte Stück wird zurückgegeben und das andere dann bezahlt.“

Gesagt, getan. Der Mitarbeiter an der Kasse war äußerst überrascht, so was habe er noch nicht gehabt, dass jemand aus Versehen etwas mitnimmt, aber wiederbringt und bezahlen will.  Zum guten Schluss seien alle zufrieden gewesen. Heidi Jung beschreibt die Moral von der Geschichte so: „Die ehrliche Finderin erklärte ihrem Sohn, dass er nun viel fürs Leben gelernt habe, nämlich, dass man dafür zu sorgen hat, dass Dinge, die einem nicht gehören, wieder zum Richtigen zurückkommen. Dass man Dinge, die man zwar aus Versehen einfach mitgenommen hat, dennoch bezahlen will. Dass die Polizei ein sehr freundlicher Helfer ist und dass man immer wieder nette und freundliche Leute kennenlernen kann.“

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