Wo die Welt behütet ist und leise . . .

Saarbrücken · SZ-Redakteurin Susanne Brenner hat eine kleine Schwäche für Kleines.

Seit ein paar Tagen nehme ich öfter mal einen anderen Weg zur Redaktion. Er führt mich durch einen Ausstellungsraum der Sparkasse. Dort zieht mich eine große Vitrine magisch an. Hinter Glas hat dort jemand eine zauberhafte Modelllandschaft gebaut - mit verschneiten Hügeln und Feldern, einem Tannenwäldchen, putzigen Häusern und allem, was sonst noch zu einer winterlichen Welt dazugehört. Ich stehe dann immer davor und träume mich mal kurz weg, bevor der Arbeitsalltag beginnt. Ich stapfe in Gedanken durch tief verschneite, stille Wälder und grüße nette Menschen, die vor idyllischen Häusern stehen. Ich liebe Miniatur-Landschaften.
Meine beste Freundin teilt diese Liebe. Sie hat in ihrem Haus alljährlich eine riesige Weihnachtswelt aufgebaut. Da drehen sich 20 Zentimeter große Karussells, da fahren winzige Kinder Schlittschuh, da ziehen handgroße Skilifte ihre Bahnen. Mit lautem "ho ho ho" fliegt ein kleiner Weihnachtsmann - und natürlich glitzern bunte Lichter, und über allem liegt Schnee. Ich kann stundenlang bei ihr auf der Treppe sitzen und einfach nur schauen. In meiner Fantasie schrumpfe ich dann auf die Größe der Figürchen, werde Teil dieser unwirklich schönen Winterwelt - und bin absolut ruhig und zufrieden.

Schon als Kind war eines meiner Lieblingsbücher Erich Kästners "Der kleine Mann und die kleine Miss". Da leben das nur fünf Zentimeter "große" Mäxchen Pichelsteiner und seine kleine Miss nämlich in einem Puppenhaus. Die einfachen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Horst Lemke dazu, habe ich heute noch sofort vor Augen, wenn ich irgendwo ein Puppenhaus entdecke. Was hätte ich damals dafür gegeben, auch so ein winziges Mäxchen bei mir zu haben. Ich hätte ihm seine kleine Welt bestimmt wunderschön gestaltet und mich täglich zum Tee in sein Wohnzimmer geschrumpft.

Ich weiß auch nicht, warum ich so verrückt nach solchen Miniwelten bin. Vielleicht weil sie einem irgendwie beschützter vorkommen als die große, oft laute und fordernde Welt, in der wir tatsächlich leben.

Hätten wir ein größeres Haus, dann würde ich wahrscheinlich in einem Extra-Zimmer eine Modelleisenbahn-Landschaft aufbauen mit allem Drum und Dran. Mit Tunneln und Bergen und ganz viel Idylle. Aber leider ist unser Haus eher kuschelig klein. Einige Freunde sagen sogar, wir würden in einem Puppenhaus wohnen . . .

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