Graffiti Wenn Waschmaschinen weh tun

Was immer uns der Mensch sagen will, der Waschmaschinen an Wände sprüht, meine Botschaft an ihn lautet: Hab Erbarmen! Bitte, lass es gut sein!

Graffiti: Wenn Waschmaschinen weh tun
Foto: SZ/Robby Lorenz

Können Waschmaschinen nerven? Vor ein paar Wochen hätte ich nichtmal diese Frage verstanden. Waschmaschinen sind wundervoll. Und meine erste eigene Waschmaschine war die wundervollste von allen. Weil sie ein Symbol der Eigenständigkeit und der Freiheit war. Wobei ich mich auch an die Waschmaschinen davor gerne erinnere. Die standen in einem Waschsalon im Nauwieser Viertel. Dieser Waschsalon war ein magischer Ort – und ist es womöglich immer noch.

Trotz all dem: Ja, Waschmaschinen können nerven. Und zwar die Waschmaschinen, die jemand seit einigen Wochen an Wände und auf Schaufensterscheiben in der Innenstadt sprüht. Jetzt könnte man sagen: Hey, im Gegensatz zu den meisten anderen Schmierfinken ist dieser spezielle Häuserwändeverschandeler immerhin in der Lage, etwas klar Erkennbares zu fabrizieren. Das macht eine Schmiererei aber nicht zur Kunst. Sie bleibt eine Respektlosigkeit. Und Sachbeschädigung. Und ein Tritt in den Hintern derer, die ihre Stadt mögen und sie deshalb, fast so als wäre es ihre Wohnung, sauber halten wollen.

 Waschmaschinen-Graffiti in der Mainzer Straße.

Waschmaschinen-Graffiti in der Mainzer Straße.

Foto: Martin Rolshausen

Dass nun ausgerechnet Waschmaschinen zum Symbol von Verschmutzung werden, hält der, der sie sprüht, womöglich für eine geniale Idee. Es kann sein, dass ich damit schon mehr hineininterpretiere in eine Botschaft, die vielleicht nichtmal eine ist. Eins zumindest erreicht er: Man macht sich Gedanken. Meine sind: Nicht jeder, der eine Spraydose bedienen kann, ist ein Künstler. Nicht jeder, der nach der Polizei ruft und sich wünscht, dass solche Schmierfinken erwischt werden und die Häuserwände wieder reinigen müssen, ist ein Spießer oder ein Kunstbanause. Die Helden sind nicht die, die sich nachts für die Größten halten, weil sie die Stadt verschandelt haben, sondern die, die tagsüber sauber machen und unermüdlich weiter daran arbeiten, dass Saarbrücken eine liebenswerte Stadt ist.

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