Wenn der Lenz grüßt

Am Abend wird der Faule fleißig - diesen Spruch konnte ich noch nie leiden. Vor allem nicht, wenn man den Tag über gearbeitet hat und nach Feierabend noch den Drang zur Hausarbeit verspürt. Doch der Lenz naht unaufhaltsam, und so legen wir mal tatendurstig los. Heute ist die Kühl-/Gefrierkombination an der Reihe. Denn die Eisschicht ist im frostigen Teil des Schrankes ganz schön angewachsen. Tür auf, unten eine Auffangschale und ein paar dicke Handtücher rein.

Jetzt heißt es warten. Lange rührt sich nichts. Dann muss eben der Fön ein wenig nachhelfen. Aber behutsam, bitteschön, zu heiß darf's nicht werden. Allmählich tut sich was. Leises Tröpfeln macht den Anfang. Meine Güte, wie lange dauert denn das? Wieder muss der Fön her. Siehe da: Die ersten Stückchen lösen sich von den Ablageflächen. Mittlerweile ist es nach 22 Uhr, immer noch sind ansehnliche Eisschichten zu besichtigen.

Oh, mach, ich muss bald mal ins Bett! Nun läuft kurz vor Mitternacht schon der atemberaubende Schweden-Krimi, den man unruhig und nur häppchenweise verfolgt. Denn der Gefrierschrank erfordert die ganze Aufmerksamkeit. Ah, prima, große Eisbrocken lösen sich, nun noch etwas nachhelfen durch Draufhauen mit dem Pfannenwender. Im Fernsehen hat sich gerade das Vergewaltigungsopfer Lisbeth Salander an seinem Peiniger gerächt (und zwar gründlich), als der Vorgang des Abtauens der Vollendung zustrebt.

Die Brocken fallen mit fröhlichem Klack-klack ins Auffanggefäß. Blöderweise ist das übergelaufen, und auch die Handtücher können das kühle Nass nicht mehr halten. So steht denn das Wasser in der Küche. Kurz nach ein Uhr ist das Malheur behoben, das Eisfach gewienert und die "Frau Wiener" restlos bedient. ,,Nun will der Lenz uns grüüühüßen . . " Wie Hohn hängt die Volkslied-Melodie in der Luft.

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